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Asylzentren

Zu Besuch bei den Asylsuchenden

In den Seeländer Asylzentren leben Hunderte von Menschen aus verschiedensten Kulturen zusammen. Gestern öffneten die Unterkünfte in Lyss-Kappelen und in Büren ihre Türen für die Besucher.

  • 1/22 Tag der offenen Tür im Asylzentrum Lyss. © Daniel Müller / Bieler Tagblatt
  • 2/22 Tag der offenen Tür im Asylzentrum Lyss. © Daniel Müller / Bieler Tagblatt
  • 3/22 Tag der offenen Tür im Asylzentrum Lyss. © Daniel Müller / Bieler Tagblatt
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  • 20/22 Tag der offenen Tür im Asylzentrum Lyss. © Daniel Müller / Bieler Tagblatt
  • 21/22 Tag der offenen Tür im Asylzentrum Lyss. © Daniel Müller / Bieler Tagblatt
  • 22/22 Tag der offenen Tür im Asylzentrum Lyss. © Daniel Müller / Bieler Tagblatt
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Deborah Balmer

Bereits am Vormittag herrschte gestern in der Asylunterkunft Lyss-Kappelen ein emsiges Treiben. In kleinen Gruppen wurden Besucher durchs Zentrum geführt, um einen Einblick in den Alltag der Asylsuchenden zu erhalten. Kein Raum blieb geschlossen: Die Bewohner gewährten Einblicke in die Küche, den Aufenthaltsraum, den Schulraum. Einige zeigten ihre Zimmer, auch die Duschen, die Waschküche und die Werkstatt blieben nicht geschlossen.

Direkt beim Eingang gaben Fotos und Namen aller Bewohner einen ersten Eindruck, wie viele Menschen aus unterschiedlichsten Kulturen und Sprachkreisen in der ehemaligen Zivilschutzanlage zusammenleben. In Lyss sind es 70 Prozent Männer, ein grosser Teil davon junge Eritreer. Sie flüchteten aus ihrem Land, um nicht in den Militärdienst eingezogen zu werden. Der 31-jährige Samsom hat acht Jahre lang Militärdienst geleistet. «Das war eine sehr schlimme Zeit», sagt er. Bei kleinsten Fehlern sei man im Gefängnis gelandet. Heute strahlt Samsom Kraft und Optimismus aus. Am liebsten würde er so schnell wie möglich arbeiten. Zum Beispiel als Taxifahrer.

Im ersten Stock des Zentrums leben ausschliesslich Familien. Sie kommen aus Eritrea, aus Syrien, dem Togo, Afghanistan, dem Irak und der Ukraine. Eine Familie aus Kolumbien lädt die Besucher ein, auf dem Sofa Platz zu nehmen. Die 27-jährige Vivian, die Englisch spricht, war in Bogotà Jus-Studentin. Ihr Vater belegte eine hohe Position im kolumbianischen Geheimdienst. Die ganze Familie ist deshalb im Visier der Farc. Vivan, ihre zwei Brüder und ihre Eltern leben heute in Lyss-Kappelen auf engstem Raum. Trotzdem sagen sie: «Wir fühlen uns daheim. Das einzige, was wir wollen, ist Frieden und Ruhe.»

168 Menschen leben derzeit im Zentrum. Der jüngste ist ein dreimonatiges Baby. Die älteste Bewohnerin ist eine 78-jährige Pakistanerin. Viele haben Schlimmes erlebt, sind traumatisiert. Was ihnen genau widerfahren ist, wissen die Angestellten im Zentrum nicht. Die Dossiers mit den detaillierten Angaben befinden sich beim Migrationsdienst des Kantons Bern. Naim Thaci, der den Rundgang durchführt, sagt: «Obwohl ein Teil ihres Lebens ruiniert wurde, sind die meisten sehr motiviert, sich eine neue Existenz aufzubauen. Sobald sie Sicherheit spüren, kommt die Lebensfreude zurück. Das ist etwas, was mich immer wieder erstaunt.»

Besonders gross ist die Motivation auch bei den Kindern. Die Lehrerin, die die Unterstufe unterrichtet, sagt: «Die Schüler sind manchmal schon eine Stunde vorher da und rufen: ‹Schule, Schule›!»

So kühl das Ambiente in den kahlen Gängen des Zentrums ist, so freundlich und warmherzig sind die meisten Bewohner hier. Das merkt man, wenn man sich auf ein Gespräch mit ihnen einlässt. Zu zweit oder zu dritt stehen die Flüchtlinge draussen und reden. Einige bieten den Besuchern Snacks an, die sie selber gemacht haben. Köstlichkeiten aus Syrien, Pakistan und Tibet.

Im Treppenhaus kommt den Besuchern der 32-jährige Berhane entgegen. Vor einem Jahr lebte er im Zelt vor dem Zentrum. Nun verdient er sich etwas Extra-Geld durch Putzen. Neun Franken erhält ein Bewohner pro Tag. Damit muss er sich sein Essen kaufen. Viele legen zusammen, damit es besser reicht.

Eritreer erklärt Hochbeet

Auch in Büren machten sich gestern zahlreiche Besucher ein Bild über den Alltag von Asylsuchenden. Fast 100 meist junge Männer leben hier. Nur gerade sechs Frauen. Die Stimmung war auch hier gelöst, fast fröhlich. Ein junger Eritreer erklärte den Gästen auf Deutsch, wie sein selber angelegtes Hochbeet aufgebaut ist. Die Besucher applaudierten. In Büren leben die Bewohner in einer eng geführten Tagesstruktur. Arbeiten etwa im Garten, wo sie sähen, pflegen und ernten lernen.

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