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Brüttelen

Zur Rettung des Gemüselands

In Brüttelen und einem Gebiet von Treiten ist die zweite Gesamtmelioration geplant. Es geht dabei 
um nichts Geringeres als um den Erhalt des fruchtbaren Bodens, die Erneuerung der Drainagen und der Wege.

Symbolbild: Pixabay

Margrit Renfer

Mit einem Gesamtwerk will die Flurgenossenschaft Brüttelen die Wettbewerbsfähigkeit der Bauernbetriebe stärken. Die landwirtschaftliche Infrastruktur soll erhalten und verbessert werden. Das Riesenwerk mitten im intensiven Seeländer Gemüseland erfolgt im Einvernehmen mit der Abteilung Strukturverbesserungen und Produktion des Kantons Bern.

Die Landwirtschaft steht in Brüttelen vor grossen Problemen, wenn langfristig Gemüse- und Ackerbau möglich sein sollen. Die Gesamtmelioration soll das beste Verfahren sein, um die gesteckten Ziele, den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit und die Verbesserung des Bodenwasserhaushaltes mit Ent- und Bewässerung, zu erreichen. Andernfalls stelle sich die Frage, wie lange Gemüse aus dem Seeland noch möglich sei.

Absackender Boden, Drainagen, die nicht mehr funktionieren, vernässende Flächen, sanierungsbedürftige Strassen, nicht mehr gesicherte Wasserversor-gung zur Bewässerung aus dem Grundwasser: Alle Bewirtschafter der Flurgenossenschaft waren sich einig, dass etwas im in den 30er-Jahren entwässerten Gebiet mit total veränderter landwirtschaftlichen Nutzung passieren muss. Sie entschieden sich zur gemeinsamen Finanzierung eines Vorprojektes mit der Mitwirkung der Amts- und Fachstellen.

In einem Workshop mit Landbesitzern, Bewirtschaftern und Vertretern der Einwohnergemeinde wurden die Ziele der zweiten Gesamtmelioration auf einer nun vorgesehenen Fläche von 280 Hektaren Land erarbeitet. Das Beizugsgebiet ist einspruchsberechtigt.

 

16 Millionen Franken
Bedingt durch die Absackung des Bodens und wegen ihres Alters funktionieren die Drainagen nicht mehr richtig. Das bestehende Drainagenetz soll ergänzt und erneuert, Saugleitungen zum Teil tiefergelegt werden. In einem Teilstück von Treiten ist eine Erstdrainage vorgesehen. Zwei neue Kleinpumpwerke sind nötig.

Herzstück des Werkes sind die Bodenverbesserungsmassnah-men. Um das Absacken des Moosbodens zu verzögern, werden 20 Zentimeter Feldbodenmaterial in die Mooserde eingespatet. Aus Sicht des Bodens oder der Ökologie ein Eingriff zugunsten des zukünftigen Gemüse- und Ackerbaus. Ohne diese Massnahme würden mittelfristig Fruchtfolgeflächen verloren gehen.

Die Melioration ist das beste Verfahren, die Umweltthemen Boden und Ökologie mit der nötigen Sorgfalt und Tiefe zu behandeln und zu planen. 67 Hektaren Land sollen in Tranchen auf diese Weise verbessert werden. Dafür sind 134 000 Kubikmeter Feldbodenmaterial nötig. Die Baubewilligung für ein Testprojekt, das zwei Hektaren umfasst, ist bereits erteilt.

23 Kilometer Flurwege sollen verstärkt und saniert werden, um deren Funktion langfristig sicherzustellen. Die Hauptwege werden auf 3,6 Meter verbreitert. 150 Hektaren werden bereits aus dem Hagneckkanal bewässert. Die restlichen Flächen werden aus Kanälen und Grundwasserschächten bewässert. Die Sicherstellung und Optimierung dieser Wasserbezüge ist in Planung.

Die Kosten für die gesamte zweite Melioration werden auf 16 Millionen Franken geschätzt. Daran würden der Bund und der Kanton Bern rund zwei Drittel der Kosten bezahlen. Die Gemeinden hätten an die Melioration, die Flurwege, die Hauptleitungen und die amtliche Vermessung zu bezahlen. Die Grundeigentümer bezahlen ihren Beitrag anteilmässig der erhaltenen Verbesserung nach Abzug der Beiträge der öffentlichen Hand.

Im Moment läuft die Auflage für die Gründung der zweiten Gesamtmelioration bis zum 23. Mai.

Am 2. Mai findet eine öffentliche Orientierungsversammlung in der Turnhalle Brüttelen statt. Einsprachefähig ist der Plan des Beizuggebietes, der Perimeter-plan. Nach der Auflage müssen die Burgergemeinde Brüttelen als grösster Landeigentümer und die Einwohnergemeindeversammlung dem Projekt zustimmen. Erst nachher kann die Gründung der Meliorationsgenossenschaft erfolgen.

 

Gegner und Befürworter
Viele setzen sich für das Projekt ein. Diese zweite Melioration sei die Zukunft der jungen Gemüse- und Ackerbaubetriebe. Man wolle das Werk der Grosseltern erhalten. Die Gemeinde und die Grundeigentümer können etwa die Erneuerung der Wege oder Drainage kaum selber stemmen, es würde sich ein Flickwerk ergeben.

Andere fürchten die Dimension des Werkes und die Kosten. Sie bemängeln, die Grösse der definierten Ziele und bezweifeln die Wirksamkeit auf lange Zeit.

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