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6. Dezember

Als die Polizei ein Foto vom rasenden Samichlous machte

Heute ist Chlouser, doch die «Seeland-Samichlöise» sind schon seit langer Zeit unterwegs. Bis vor Weihnachten machen sie über 100 Besuche. Da kommt auch der Samichlous mal ins Schwitzen.

Ein selten ruhiger Moment: Die «Seeland-Chlöise» und ihre Schmutzlis haben bis kurz vor Weihnachten alle Hände voll zu tun. Bild: zvg

Marcel Habegger

Es ist eine stressige Zeit für den Samichlous. Neben der eigenen Arbeit Kinder, Familien und Betriebe zu besuchen kostet viel Energie. Martin Graber, der in Lyss vor 24 Jahren die «Seeland-Samichlous»-Gruppe gründete, nahm sich in den letzten Jahren jeweils frei, um während der intensivsten Zeit nur für die Samichlöise da sein zu können. Dieses Jahr war dies nicht möglich.

«Natürlich ist es eine stressige Zeit, aber das Funkeln in den Augen der Kinder und wie die Chlöise beispielsweise mit schönen Musikeinlagen überrascht werden, das ist einfach wunderschön», sagt er. Bereits ab November (Lysser Sonntagsverkauf) bis vor Weihnachten sind sechs Männer paarweise unterwegs, manchmal ist auch Eseli «Bettina» dabei.

Samichlous geht online

Seit diesem Sommer sind die Seeland-Samichlöise auch online, mit grossem Erfolg. «Wir hatten noch nie so viele Anfragen wie in diesem Jahr», sagt Samichlous Graber. Gar so viele, dass nicht mehr alle Anfragen angenommen werden konnten.

Bereits in der Vergangenheit musste es von Termin zu Termin auch schon mal etwas schneller gehen. Auf dem Weg nach Schüpfen wollte dann auch die Polizei ein Foto vom Samichlous, dem Schmutzli und seinem etwas zu schnellen Wagen. «Wir gingen dann ganz normal in den Wald zu unserem Termin», erzählt der Samichlous seine Geschichte. Als wir zurückkamen, waren die Polizisten zum Glück gnädig, und wir bedankten uns mit einem «Gschenkli». Heute rechnen die Samichlouspaare mehr Zeit zwischen ihren Terminen ein. «Wir fahren die Strecken sogar im Voraus ab, um zu sehen, ob wir wegen Baustellen mehr Zeit benötigen», sagt Martin Graber.

Planung und Absicherung ist auch bei den Samichlöisen ein grosses Thema. Obwohl ihm der Schmutzli eigentlich den Rücken freihält, kann der Samichlous auch mal zu nahe ans Feuer kommen oder Schnee fällt auf sein Buch. Deshalb hat dieser gar eine Versicherung für sein Gewand.

Poltert der Samichlous heute Abend an die Türe, so lasst ihn in die warme Stube, aber zu warm sollte es dann auch nicht sein. «Manchmal bitten die Familien herein und haben die Stühle genau vor den Kamin gestellt», sagt Graber. «Da läuft dann dem Samichlaus jeweils das Wasser nur so den Rücken hinunter.»

Sonst aber weiss Martin Graber viel Gutes von all seinen Besuchen zu erzählen. «Früher mussten wir oft noch darum bitten, den Fernseher oder das Radio abzuschalten; heute schätzt man die Anwesenheit des Samichlauses viel mehr.»

Kein Kind kommt in den Sack

Und hat sich ein Kind durch das Jahr etwa nicht artig benommen, so kommt es trotzdem nicht in den Sack. «Wir bitten die Eltern schon seit Jahren, dass sie die Kinder positiv auf den Samichlous einstellen, das wird nun auch mehr und mehr verstanden», sagt der Samichlous. In den Sack komme niemand, wenn schon, müsse das Kind den Weg in den Wald selbst laufen. «Aber bis jetzt wollte noch nie ein Kind mitkommen», sagt er schmunzelnd.

Ihren vorerst letzten Auftritt haben die Seeland-Chlöise am 22. Dezember. An Weihnachten machen sie trotz zahlreicher Anfragen keine Besuche, denn da will der Samichlous nach der intensiven Zeit seine schweren Stiefel auch einmal ausziehen, den Mantel ablegen und vor dem Kamin die Zeit mit der eigenen Familie geniessen.

Link: www.seeland-samichlous.ch

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