- Dossier
Ich war früher ein sehr leidenschaftlicher Kinogänger. Doch jetzt gehe ich nur noch selten ins Kino und konsumiere lieber zuhause eine spannende Serie oder einen guten Film auf Netflix. Dabei frage ich mich generell, ob solche bequemen Streamingdienste früher oder später nicht das Ende des Kinos bedeuten. Sie sind nicht nur ein Digitalredaktor, sondern auch ein langjähriger Filmkritiker. Wie sehen Sie diese ganze Entwicklung?
Herr Dänzer aus Biel
Lieber Herr Dänzer, nein, ich glaube nicht, dass Streamingdienste wie Netflix oder Amazon Prime dafür sorgen werden, dass das Kino komplett verschwinden wird. Denn das Kino bietet immer noch viele Vorteile gegenüber einem Streamingdienst.
Einen Film auf der grossen Leinwand, in einem abgedunkelten Saal mit Freunden zu geniessen, ist nach wie vor ein intensives Erlebnis. Dabei ist es egal, ob man einen spektakulären Blockbuster mit unvergesslichen Bildern oder einen kleineren Film aus Frankreich konsumiert. Wer sich in einem dunklen Kinosaal voll und ganz dem Film hingibt, bekommt ein Erlebnis, das er so im heimischen Wohnzimmer nicht erhält.
Ein Kinobesuch besteht zudem nicht nur aus dem Konsum des Films, sondern ist ein gesellschaftliches Ereignis. Man trifft Freunde, tauscht sich im Foyer aus und inhaliert den Popcorn-Duft. Natürlich ist ein Kinobesuch kostspieliger geworden und man regt sich öfters über Zuschauerinnen und Zuschauer ohne Manieren auf, die lautstark während des Films reden und ihre Smartphones nicht in der Tasche lassen können. Aber solche rücksichtslose Menschen hat es schon immer im Kinosaal gegeben.
Auf der anderen Seite bieten Streamingdienste natürlich eine Vielzahl an Inhalten. Filme, Dokumentationen und Serien lassen sich nur mit einem Klick konsumieren. Dabei muss man das Sofa gar nicht verlassen. Und qualitativ muss sich kein Dienst vor der Kinokonkurrenz verstecken.
Dennoch wird das Kino wegen Streamingdiensten nicht aussterben. Das Kino könnte eher als Unterhaltungsmedium uninteressanter werden, weil vielen Filmproduzenten langsam die Ideen ausgehen und fast nur noch Einheitsbrei und Fortsetzungen über die Leinwand flimmern. Darum verliert das Kino in erster Linie die Zuschauerinnen und Zuschauer, obwohl die Kino-Magie immer noch existiert.
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Simon Dick beantwortet als Digital-Experte Leserfragen zu Computer, Netzwelt, Soziale Medien und Games. Haben Sie eine Frage? Schreiben Sie an sdick@bielertagblatt.ch |
