Michael Lehmann
Es waren Szenen, die Lorenzo Catalano noch heute aufregen. Sein FC Ins führte am vergangenen Samstag beim noch punktelosen Jegenstorf bereits nach 20 Minuten mit 3:0, als sich beim Gastgeber erste Frustreaktionen zeigten. Zweimal zückte der Schiedsrichter die Gelbe Karte. Zur Halbzeit lagen die Seeländer 6:0 vorne – die Sache war gegessen. Doch die überforderten Jegenstorfer wussten sich vermehrt nur noch mit Fouls zu helfen. Innert zehn Minuten verteilte der Unparteiische nochmals drei Gelbe Karten. «Zu diesem Zeitpunkt war das Spiel längst entschieden», enerviert sich der Ins-Trainer. «Ich hatte Angst um die Gesundheit meiner Spieler.»
Statt sich über den 9:0-Sieg zu freuen, herrschte Unmut in den Reihen der Inser. «Dieses Team hat nichts in der 3. Liga zu suchen», hält Catalano fest.
Ähnlich erging es dem SV Lyss, der ebenfalls am letzten Samstag Etoile Biel empfing. Mit einer 14:0-Packung fertigte das Team von Patrik Schüpbach den Gegner ab. Der Kommentar des Trainers: «Beide Seiten waren froh, als das Spiel abgepfiffen wurde.»
Verband prüft Reduzierung
Bereits in der letzten Saison regte sich Schüpbach über den krassen Niveauunterschied der Teams in der 3. Liga auf. Er wusste: «Wenn man während der Saison kaum je gefordert wird, ist es schwierig, in den Aufstiegsspielen die geforderte Bestleistung abzurufen.» Mit dieser Aussage sollte er recht behalten. In der Barrage gegen Aurore Biel verlor Lyss das Rückspiel und zog letztlich im Penaltyschiessen den Kürzeren. Die einzige Niederlage in insgesamt 24 Spielen kostete Lyss den Aufstieg in die 2. Liga.
In dieser Saison bahnt sich Ähnliches an. Zwar liegt Lyss derzeit hinter dem derzeit überragenden FC Madretsch, dieser kann jedoch wegen fehlender Juniorenteams nicht aufsteigen (das BT berichtete). Auf den nächsten Verfolger hat Lyss derweil bereits wieder acht Punkte Vorsprung. Für Schüpbach ist daher klar: «Die 3. Liga mit ihren acht Gruppen ist schlicht zu gross.» Der Niveauunterschied zwischen den Teams sorge für Langweile. Schüpbach wie auch Catalano würden es daher begrüssen, wenn die Liga um zwei Gruppen reduziert würde.
Beim Verband Bern/Jura ist man sich der unbefriedigenden Situation in der 3. Liga bewusst. «Eine Umstrukturierung der Ligen ist ein Thema bei uns», sagt Kurt Bieri, Leiter des Spielbetriebs. Zu den noch laufenden Diskussionen könne er jedoch keine näheren Auskünfte geben.
Blick nach Zürich
Die Thematik ist nicht neu. Die3. Liga in der bekannten Form entstand, nachdem der Verband im Jahr 2010 die Aufteilung in zwei Stärkeklassen aufgelöst hatte. In den folgenden Jahren befragte der Verband die Teams, ob eine Gruppen-Reduktion gewünscht sei. Eine Mehrheit lehnte dies ab.
Nun scheint wahrscheinlich, dass nicht nur die 3. Liga, sondern sämtliche Ligen umstrukturiert werden. Ein Blick zum ähnlich grossen Regionalverband in Zürich zeigt, wie die Ligen in Zukunft aussehen könnten. Dort gibt es nur sechs Gruppen in der 3. Liga, dafür umfasst die 2. Liga zwei Gruppen à 14 Teams – in der hiesigen 2. Liga sind es deren zwölf. In Zürich gibt es daher auch keine Barragespiele. Die sechs Gruppensieger der 3. Liga ersetzen die sechs schwächsten Teams der 2. Liga. «Die Struktur in Zürich ist aus meiner Sicht sinnvoller als diese bei uns», so Schüpbach.
Falls sich der Fussballverband Bern/Jura für eine Umstrukturierung entscheiden sollte, träte sie frühestens in der Spielzeit 2020/21 in Kraft. Für die nächste Saison existieren bereits Weisungen, die eingehalten werden müssen.
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Kommentar
Verpasstes nachholen
Die Umstrukturierung der Ligen im Regionalverband Bern/Jura ist dringend nötig. Spiele, wie sie am letzten Wochenende in Lyss und in Jegenstorf zu sehen waren, sind eine Farce – nicht zuletzt für die Zuschauer. Bei solch einseitigen Partien widmet man sich lieber der Premier-League-Partie im Pay-TV. Die 3. Liga sollte deshalb auf sechs Gruppen mit zwölf Mannschaften reduziert werden. Die besten Teams aus dem Seeland kämen wohl in eine Gruppe und es gäbe spannende Duelle auf hohem Niveau. Ein weiterer wichtiger Punkt: Endlich würde die leidige Barrage abgeschafft. Der 3.-Liga-Gruppensieger erhält den verdienten Lohn für seine Leistungen und darf sich in der 2. Liga messen. Die vor Jahren durchgeführte Umfrage zeigt, dass der Verband Bern/Jura die Problematik eigentlich erkannt hatte. Jetzt gilt es, Verpasstes nachzuholen.
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Spitzenkampf auf dem Längfeld
In der 2. Liga empfängt Besa Biel morgen Leader Kirchberg auf dem Längfeld. Wollen die Biel-Albaner den Anschluss an die Spitze nicht verlieren, ist Verlieren verboten.
Nach der Niederlage in Nidau ist auch Azzurri Biel gefordert. Die Italo-Bieler müssen jedoch aufpassen: Gegner Develier wächst gegen Spitzenteams über sich hinaus. So bezwangen die Jurassier sowohl Kirchberg als auch Besa Biel.
Das einzige Seeland-Derby der Spielrunde findet in Aarberg statt. Das kriselnde Heimteam empfängt morgen die formstarken Nidauer.
Aurore Biel reist derweil in den Jura und will dem FC Courtételle die erste Heimniederlage der Saison beifügen.
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3. Liga
Ärgerlicher Niveauunterschied
Lyss und Ins feierten am letzten Spieltag Kantersiege. Doch statt Freude macht sich Unmut breit. Gibt es schlicht zu viele Teams, die zu schwach für die 3. Liga sind?
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