Sie sind hier

Abo

Alt und Jung

Ob die Sieben wohl weh tut?

Just am Tag, an dem ich meinen Kolumnentext auf der Redaktion einreichen muss, darf ich in ein neues Lebensjahr starten und im kleinsten Rahmen feiern. Im Kindesalter konnten wir es kaum erwarten, bis es wieder soweit ist.

von Hanspeter Brunner

Just am Tag, an dem ich meinen Kolumnentext auf der Redaktion einreichen muss, darf ich in ein neues Lebensjahr starten und im kleinsten Rahmen feiern.
Im Kindesalter konnten wir es kaum erwarten, bis es wieder soweit ist. Fragten die Eltern schon Tage oder Wochen zuvor, wann es endlich soweit ist. Im Jugendalter war es das Höchste, wenn mal eine Party in einem Luftschutzkeller stieg. Im Arbeitsprozess freuten wir uns, wenn der Tag auf einen freien Tag fiel oder das Fest am Abend vor dem Ruhetag stattfand. Und nun? Je mehr Jahre man auf dem Buckel trägt, desto schneller verfliegt die Zeit zwischen den einzelnen Jahrestagen.


An meine Kindergeburtstage mag ich mich nicht mehr erinnern. Eines nehme ich jedoch an:Es waren Feiern in kleinerem Rahmen, als dies heute zum Teil der Fall ist.


Der 20. Geburtstag wird mir allerdings ewig in allerbester Erinnerung bleiben. Ein Abend zu zweit, hatte ich doch wenige Tage zuvor eine neue Freundin kennengelernt. Wir kennen uns heute noch und sind miteinander verheiratet.
Die nachfolgenden geraden Geburtstage feierte ich dann jeweils im fröhlichen Kreis von guten Kollegen und Freunden und vor allem bei einem guten Essen. Eine freudige Überraschung erlebte ich an meinem 50. Feiertag. Unsere Stammgäste bauten auf der Kreuzung vor dem Beizli mit Finnenkerzen einen «Ein-Nacht-Kreisel». Fröhlich standen wir rundum und stiessen mit Glühwein auf dem ersten Kreisel in Schüpfen an.


Es sind eben nicht immer die grössten Feste, vielmehr die überraschendsten Momente, die in Erinnerung bleiben. Ebenso wie der 49. meiner Frau. Ja, sie wollte ihren 50. nicht feiern, tat mir dies jedoch früh genug, nämlich mehr als ein Jahr vorher, kund. So hielt ich Wort, der 50. fiel in kleinem Rahmen aus. Zum 49. lud ich ihre Freundinnen und Verwandten in ein Restaurant zu einer gemütlichen Feier ein. Eine gelungene Überraschung, da es mir mit Hilfe eines Kollegen gelang, dass meine Frau mich zu einer Veranstaltung einlud, anlässlich deren ich für meine Verdienste geehrt werden sollte. Erst als sie all die Gäste sah, begriff sie, dass das Fest für sie war. Wir genossen es bis in die frühen Morgenstunden.


Mit einem Rundgang durch den interessanten Betrieb eines Gastro-Zulieferers begann mein 65. Geburtstag. Das handgeschnittene Tatar in der Küche genoss ich ebenso wie die anschliessende Tavolata mit den 30 Gästen, die alle an einem Tisch Platz fanden. Zur Finanzierung konnte ich unseren Staat als Sponsor verpflichten. Die Kosten wurden von meinem AHV-Konto übernommen.


Die Geburtstage, zu denen wir nun eingeladen werden, haben bald schon eine 7 oder mehr am Anfang. Auch ich steuere mehr schnell als langsam auf dieses Jahrzehnt hin. Nachdem mir bisher der Zahlenwechsel nie zu schaffen machten, bin ich gespannt, ob ich die Siebner-Grenze ebenso einfach überschreiten kann. Denn manchmal kommt mir das Leben wie eine elektrische Zahnbürste vor. Täglich braucht man sie und merkt gar nicht, dass die Leistung stetig abnimmt. Nur, den Akku der Zahnbürste kann man wieder aufladen. Ich meine aber, dass es gut ist, wenn dies für uns trotz allem nicht möglich ist.

Nachrichten zu Fokus »