Sie sind hier

Abo

Kafipause

Oh du schöner Weihnachtsbaum

Ich gehöre zu der Sorte Mensch, die sich zu Weihnachten einen Weihnachtsbaum in die Stube stellt.

Parzival Meister
  • Dossier

Es soll ja Menschen geben, die damit nichts anfangen können – wie Sie im Beitrag meiner Kolumnisten-Kollegin Jessica Ladanie lesen können. Und ja, ich gebe es zu, auch tote Tiere kommen bei uns auf den Tisch. 
Ich finde nämlich, sie lebendig zu verspeisen, wäre irgendwie nicht so schön. Aber ich weiche ab.

Es geht um den Weihnachtsbaum. Ich finde, es gibt kaum einen sinnvolleren Anlass zum Töten eines Baums, als diesen. Wissen Sie, ich töte ziemlich viele Bäume. Beziehungsweise lasse ich sie töten. Ich heize zu Hause nämlich mit Holz. Dazu werden Tannen und Buchen gefällt und sofort zerstückelt. Diese einst stolzen Bäume werden also zur Unkenntlichkeit verarbeitet und landen dann bei mir im Schopf, wo sie erst hervorgeholt werden, wenn meine gute Stube etwas Wärme bedarf. Ein Weihnachtsbaum aber, der spendet gleich mehrfach Wärme. Das beginnt schon beim Kauf. Dann nämlich muss ich das gute Ding vom Laden zum Auto schleppen – was bei meiner sportlichen Verfassung ausreicht, um Hitzestau unter meiner Kappe hervorzurufen. Und ja, es gäbe auch ein Einkaufswägeli, aber da meine Frau dabei ist und wir auf dem Weg zu den Bäumen schon zig Regale passiert haben, ist dieser natürlich anderweitig gefüllt. Aber item. Als Nächstes folgt die schöne Wärme. Denn hey, auch wenn es ein alle-Jahre-wieder-Ding ist: Beim Anblick des geschmückten Weihnachtsbaums in unserer Stube wird mir einfach warm ums Herz. Und da schwingt jetzt null Ironie mit. Ich bin ein Vollblut-Weihnachts-Romantiker.

Die nächste Form der Hitze gehört wieder der unangenehmen Art an. Wir haben seit diesem Jahr nämlich zwei Katzen. Und nein, die können nicht wirklich zwischen ihrem Kratzbaum und meinem Weihnachtsbaum unterscheiden. Und das wiederum erhitzt mein Gemüt. Wissen Sie, was das für ein Stress ist, einen Weihnachtsbaum vor spiel-
wütigen jungen Katzen zu schützen?

Nach Weihnachten lasse ich den Baum noch eine Weile stehen, bevor er mich ein weiteres, und letztes Mal mit Wärme versorgt. Dann nämlich, wenn er schön trocken ist, zerschneide ich ihn in liebevoller Handarbeit in Stücke und lasse diese in unserem Ofen in Flammen aufgehen. Sie sehen also: Kein anderes Brennholz versorgt unsere Familie mit so viel Wärme wie der Weihnachtsbaum. Deshalb: Danke, liebe Tanne, du bist ein wahrer Segen. Und euch allen da draussen: Frohe Weihnachten und hoffentlich schöne Stunden mit der Familie!

P.S. Das ist übrigens meine 33. und letzte Kafipause-Kolumne. Wie mein Weihnachtsbaum werde auch ich abgesägt. Doch keine Sorge, ich lande (noch) nicht auf dem Scheiterhaufen, sondern werde auch künftig im BT im Zweiwochen-Rhythmus aus dem Leben plappern. 
Um was es in der neuen Kolumne genau geht? Lassen Sie sich überraschen.

parzival.meister@gassmann.ch

Nachrichten zu Fokus »