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Pandemie

Ansturm auf Piks für Kinder ist schon vorbei

Die Nachfrage nach Corona-Impfungen für die Kleinen nahm nach ansprechendem Start zuletzt rasch ab – 
trotzdem sind nur in wenigen Kantonen so viele Kinder geimpft wie im Kanton Bern.

In speziellen Impfzentren für Kinder erhalten bereits Fünfjährige die Impfung gegen das Coronavirus verabreicht. Bild: Keystone

Mathias Streit

Die Kinder-Impfkampagne im Kanton Bern ist gut angelaufen. Einzig in den Kantonen Basel-Stadt und -Landschaft sind prozentual mehr der 5- bis 11-Jährigen bereits geimpft. Nach einem Ansturm zu Beginn ist die Impfkampagne zuletzt jedoch ins Stocken geraten. Dabei wurden auch Parallelen zur Booster-Kampagne offensichtlich.

«Als die Kinderimpfung noch nicht möglich war, gab es eine kleine Gruppe Eltern, die ihren Nachwuchs möglichst rasch impfen wollte und mit ihrer Forderung viel Aufmerksamkeit generierte», sagt Gundekar Giebel, Sprecher der Gesundheitsdirektion. Als die Impfung ab dem 8. Januar möglich gewesen sei, hätten diese Eltern ihre Kinder so rasch wie möglich geimpft. So wurden allein in den ersten beiden Tagen der Kampagne rund 2000 Kinder geimpft. «Das zeigt, wie ungeduldig einige Eltern auf die Impfmöglichkeit gewartet hatten.»

 

Impffaule Romandie

Seither hat die Nachfrage jedoch abgenommen. In den vergangenen zwei Wochen erhielten täglich noch rund 200 bis 250 Kinder ihre Erstimpfung gegen das Coronavirus. Seit Beginn der Kampagne wurden insgesamt 6200 Kinder geimpft. Das entspricht rund neun Prozent der 5- bis 11-Jährigen.

Im schweizweiten Vergleich liegt der Kanton Bern damit weit vorne. Einzig in den Kantonen Basel-Stadt (12,9 Prozent) und Basel-Landschaft (12,8 Prozent) haben noch mehr Kinder ihre Erstimpfung bereits erhalten. Das Schlusslicht im nationalen Vergleich bildet der Kanton Wallis (1,6 Prozent).

Generell sind die Kantone der Romandie bei der Kinderimpfung deutlich zurückhaltender als die Restschweiz.

 

Der Omikron-Effekt

Für das zuletzt abnehmende Interesse an Kinderimpfungen im Kanton Bern gibt es gemäss Gundekar Giebel mehrere Erklärungen. Ein möglicher Grund: «Die Ansteckungszahlen sind momentan hoch, ebenso die Positivitätsrate der Tests, trotzdem liegt derzeit kein Schulkind wegen Covid im Spital.» Das zeige, dass eine Ansteckung mit der Omikron-Variante für Kinder meist mild verlaufe, so Giebel. «Es lässt sich vermuten, dass der Druck für Eltern nicht mehr so akut ist, ihre Kinder möglichst rasch zu impfen.»

Davon, dass die Kampagne zum Stillstand kommt, ist trotzdem nicht auszugehen: Seit dem 20. Januar wurden auf dem bernischen Impfportal Vacme rund 1500 Kinder neu registriert. Zusätzlich zu den bereits Geimpften sind auf Vacme derzeit rund 3000 Kinder registriert, die bisher noch keinen Impftermin gebucht haben.

Derweil bleibt das Impfangebot gross: Momentan sind rund 3100 Impftermine frei. Für die Kleinen gibt es spezielle Kinder-Impfzentren in Bern, Biel und Thun. Zusätzlich ist die Impfung in vier Arztpraxen in Aarberg, Langnau, Thun und Bern möglich. Die ­Gesundheitsdirektion rechnet damit, dass sich letztlich ein Drittel der 70 000 Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren impfen lassen wird.

 

Parallelen zum Booster

Die ungleich verlaufende Nachfrage nach Kinderimpfungen macht Parallelen zur Boosterimpfung deutlich: Auch dort drängte zunächst ein Teil der Bevölkerung vehement auf eine rasche Impfung, ehe die Nachfrage bald nachliess. Gegenwärtig haben im Kanton Bern rund 40 Prozent der Gesamtbevölkerung die Boosterimpfung erhalten.

Gleichzeitig haben bisher ungefähr 100 000 Personen auf die Booster-Impfung verzichtet, obwohl sie dazu berechtigt wären. Auch hier dürfte Omikron eine Rolle spielen: So wird unter Fachleuten vermutet, dass sich die Booster-Impfung für viele der doppelt Geimpften erübrigt, weil sie durch eine Omikron-Infektion gewissermassen einen natürlichen Booster erhalten haben.

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