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Orientierungslauf

Erneut Bronze – dank grosser Aufholjagd

Simona Aebersold hat an der WM in Tschechien ihre zweite Bronzemedaille gewonnen. Über die Mitteldistanz zeigte die Brüggerin einen starken Endspurt und hatte dann die Sekunden auf ihrer Seite.

Simona Aebersold läuft in der Abendsonne ihrer zweiten Bronzemedaille entgegen.
 Bild: zvg

Michael Lehmann

Als sie im Ziel ankam, war Simona Aebersold erst überhaupt nicht glücklich. Die Seeländerin regte sich über Fehler auf, die sie – wie bereits in der Qualifikation ein paar Stunden davor – gleich zu Beginn des Laufes gemacht hatte. «Ich war mir sicher, dass ich bereits bei den ersten beiden Posten über eine Minute auf die Besten verloren habe», sagte die 23-Jährige nach dem Rennen über die Mitteldistanz. «Danach versuchte ich zwar, besser in den Lauf zu finden. Ich bin aber leider nie richtig in den Flow gekommen.»

Was Aebersold während des Rennens nicht wissen konnte: Selbst die derzeitige OL-Dominatorin Tove Alexandersson hatte am Anfang ihre liebe Mühe mit der Strecke, die den Athletinnen sowohl technisch wie läuferisch alles abverlangt hat. Die 28-jährige Schwedin fand den Rhythmus jedoch schneller als ihre Konkurrentinnen und setzte sich in der virtuellen Rangliste bald vorne ab. Am Schluss gewann sie das Rennen mit über zwei Minuten Vorsprung auf die erste Verfolgerin Andrine Benjaminsen. Alexandersson hat sich seit 2016 13 WM-Goldmedaillen umhängen lassen. Der Rekord von Simone Niggli-Luder liegt bei 23 Siegen.

Für Simona Aebersold ging es derweil darum, ihren eingehandelten Rückstand aufzuholen. Lange lag die Brüggerin hinter der Norwegerin Kamilla Steiwer – teilweise hatte sie gar über eine Minute Rückstand. Doch mit zunehmender Renndauer machte Aebersold Sekunde um Sekunde gut. «Irgendwann habe ich dann gehört, dass mir eine halbe Minute aufs Podest fehlt», sagte sie. «Da habe ich mich nochmals gesammelt und die letzten Reserven mobilisiert.»

Und tatsächlich: Im Ziel lag Aebersold zwei Sekunden vor der Norwegerin. Dieses Mal waren die Sekunden also auf ihrer Seite: Im Sprint vom Samstag hatte sie die Medaille wegen vier Sekunden verpasst.

Für Aebersold ist es bereits die zweite bronzene Auszeichnung an der diesjährigen WM. Die erste hatte sie am Sonntag mit der Mixed-Staffel gewonnen. Nun steht ihr noch mindestens ein Rennen bevor – möglich, dass es zwei werden. Denn morgen steht die «normale» Staffel auf dem Programm. Als derzeit klar stärkste Frau im Schweizer Team würde es überraschen, wenn die Seeländerin nicht aufgeboten würde. Am Freitag endet die WM mit der Langdistanz. «Dort möchte ich unbedingt noch eine fehlerlose Leistung zeigen», sagte Aebersold.

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Fünftes WM-Gold für Kyburz

Bei den Männern hat es über die Mitteldistanz einen Schweizer-Sieg gegeben: Matthias Kyburz gewann und ist damit zum fünften Mal Weltmeister.

Der Fricktaler setzte sich mit 40 Sekunden Vorsprung gegenüber dem Schweden Gustav Bergman deutlich durch und beendete somit eine fünfjährige Durststrecke. Letztmals liess sich der inzwischen 31-Jährige 2016 als Weltmeister feiern. Vor fünf Jahren war er in Schweden ebenfalls in der Mitteldistanz der Schnellste gewesen. Das dritte Gold in einer Einzeldisziplin datiert aus dem Jahr 2012. Damals gewann er als Emporkömmling den Sprint an der Heim-WM in Lausanne.

Kyburz schaffte es auch während der Coronapandemie in die Schlagzeilen. Seit einem Jahr ist er Weltrekordinhaber über 50 km auf dem Laufband.

In der kartentechnisch anspruchsvollsten Disziplin Mitteldistanz hielt sich der Schweizer Team-Leader konsequent an seinen Vorsatz: «Zuerst Karte lesen, und erst Vollgas geben, wenn ich die Route auch wirklich sehe.» In der Vergangenheit hatte sich der fünffache Sieger im Gesamtweltcup schon oft selber aus der Entscheidung genommen, weil er zu stark auf die läuferischen Qualitäten gesetzt hatte. sda

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