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Curling

Schweizer nähern sich der Olympia-Form

Die Sutzerin Jenny Perret und der Glarner Martin Rios haben auf die bisher dürftigen Resultate reagiert und am Mixed-Doubles-Turnier in Bern den Final erreicht. In diesem machte das Duo jedoch unüblich viele Fehler.

Das russische Duo war den Schweizern im Final überlegen.
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Michael Lehmann

Perfekt war es noch nicht. «Aber es war ein Schritt in die richtige Richtung.» So resümierte die Seeländerin Jenny Perret das Abschneiden am Turnier in Bern. Das Schweizer Olympia-Team Perret/Rios musste sich gestern erst im Final geschlagen geben. Damit ist dem Duo, das an den bisherigen Turnieren eher bescheidene Resultate erreichte, rund 80 Tage vor Beginn der Olympischen Spiele der erhoffte Effort geglückt.

In ein Endspiel haben es die Schweizer in dieser Saison noch nicht geschafft. Beim Wettkampf in der Bundesstadt, bei welchem 32 Teams aus 20 Ländern angetreten sind, verdienten sie sich den Finaleinzug mit sechs Siegen in Serie. Darunter waren zwei Erfolge gegen das stark einzuschätzende norwegische Olympia-Team Skaslien/Nedregotten.

Vom Final durften sich die Zuschauer einiges erhoffen, denn es war das Duell zwischen den Weltmeistern von 2017 (Perret/Rios) und von 2016 (Bryzgalova/Krushelnitckii). Bei den Schweizern war jedoch die Luft draussen. Sowohl Perret wie auch Rios produzierten ungewohnt viele Fehlsteine und machten es ihren russischen Kontrahenten, ebenfalls angehende Olympioniken, entsprechend einfach. Beim Stand von 1:7 und bereits drei Ends vor Schluss gab das Schweizer Duo die Partie auf.

Vieles müsse er auf seine Kappe nehmen, meinte ein nachdenklicher Martin Rios unmittelbar nach der Partie. «Teils haben wir sicher die falschen taktischen Varianten gewählt, aber die vielen Fehlsteine kann ich mir nicht wirklich erklären», sagte er, wandte sich mit ungläubiger Miene an den Trainer und verwarf die Hände. «Da spiele ich doch plötzlich einen Stein fünf Meter zu kurz.»

Mental ausgelaugt
Coach Theo Schneider beruhigte seinen Schützling: «Besser, die Steine gehen jetzt daneben als im Februar, wenn es gilt.»

Der Trainer verortete die schwache Finalleistung eher bei einer «gewissen mentalen Müdigkeit». Mit den Vorbereitungspartien standen Perret/Rios in fünf Tagen zwölf Mal auf dem Eis. Dazu kam, dass sowohl das Viertelfinal- als auch das Halbfinalspiel des Schweizer Olympia-Duos ausgeglichen waren und den beiden Curlern alles abverlangten. Die Russen trafen auf eher schwächere Gegner, die sie kaum zu fordern wussten.

Über das ganze Turnier hinweg zieht aber auch Schneider eine positive Bilanz. «Unser Team hat in den letzten Tagen gegen starke Gegner gewonnen und das gibt natürlich Selbstvertrauen.»

Achtungserfolg für Bieler
Ebenfalls mit einem gestärkten Selbstbewusstsein beendete das Bieler Team um Reto und Michelle Gribi das Turnier in Bern. Das Cousin-Duo musste sich in der Qualifikation einzig gegen die späteren Sieger aus Russland geschlagen geben und schaffte den Sprung unter die besten Acht. Dort unterlag es Jang/Lee aus Südkorea, eines der insgesamt fünf Olympia-Teams, die in Bern im Einsatz standen.

Das Bieler Team hat im Frühling die Olympia-Qualifikation verpasst. In der neuen Saison streben die Seeländer den Gewinn des Schweizer Meistertitels an. Weil das Olympia-Team Perret/Rios nicht an der SM teilnehmen wird, gehören die letztjährigen Meisterschaftszweiten zu den Favoriten. Ebenfalls Ambitionen meldete gestern das Team Jäggi/Michel an. Die Berner zeigten eine starke Leistung und schlossen das Heimturnier auf dem dritten Rang ab.