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Eishockey

Das Team, das die Aufstiegsaspiranten zittern lässt

Dass der SC Langenthal in dieser Saison so stark aufspielt, überrascht sogar Sportchef
Kevin Schläpfer. Der langjährige Trainer und Sportchef des EHC Biel schätzt die Meisterchancen ein.

In Form: Yves Müller, Marc Kämpf und Dario Kummer eilen mit dem SC Langenthal zum Sieg. Bild: Keystone

Michael Lehmann

Eigentlich muss man ja immer ein wenig mit dem SC Langenthal rechnen. Das haben die Oberaargauer bereits in der letzten Saison bewiesen, als sie im Viertelfinal der Playoffs den drittklassierten EHC Olten eliminierten. Bevor auch gegen Kloten die Überraschung angestrebt werden konnte, wurde die Saison wegen der Pandemie abgebrochen.

Und dennoch: Trotz dieses Schlussefforts blickte man nicht gerade zuversichtlich auf die Saison 2020/21. Denn der SC Langenthal ist nicht mehr derselbe wie beim Meistertitel von 2019. Der Klub schlug einen drastischen Sparkurs ein – das Budget wurde um mehr als eine Million Franken gekürzt –, worauf sich zahlreiche Leistungsträger verabschiedeten. Durch die Coronakrise wurde die finanzielle Lage nochmals verschärft. Lange sah es so aus, als würden die Langenthaler die aktuelle Spielzeit ohne ausländisches Personal bestreiten. Letztlich ist es Sportchef Kevin Schläpfer doch noch gelungen, den Finnen Eero Elo von Langnau zu holen.

Das allein werde aber kaum für einen Toprang ausreichen, so der Tenor. Selbst bei den gut gesinnten Prophezeiungen («Watson»: «Langenthal wird besser sein als erwartet») reichte es bloss auf den vierten Rang nach der Regular Season. Geworden ist es der dritte – notabene mit einem komfortablen Vorsprung auf den viertplatzierten HC Sierre. «Ich bin ganz ehrlich: Es ist auch für mich eine Überraschung, dass wir so gut durch die Quali gekommen sind», sagt Kevin Schläpfer.

 

«Es kann kein anderes Ziel geben»

Als Gründe für das starke Auftreten nennt der 51-jährige Sportchef die professionelle Einstellung der Spieler und die allgemein gute Stimmung in der Mannschaft. Diese führt er nicht zuletzt auf die «grosse Unterstützung» aus der Umgebung zurück. «Fans, die auf die Rückzahlung ihrer Abos verzichten oder Sponsoren, die uns die Treue halten: Solche Geschichten gebe ich den Spielern weiter, damit sie merken, wie viel der Klub den Leuten bedeutet. Das spornt sie dann automatisch an.»

Es wäre nicht falsch, Langenthal als «Team der Stunde» zu bezeichnen. Der Sieg vom Mittwoch, beim ersten Spiel der Playoff-Viertelfinalserie gegen den HC Thurgau (2:0), war der achte der letzten neun Partien. Hinzu kommt, dass das Team frei aufspielen kann. Denn während Vereine wie Kloten, Ajoie, Olten oder Visp die Chance haben, ohne die gefürchtete Liga-Qualifikation in die National League aufzusteigen, ist das für Langenthal kein Thema. Weil er 2019 auf die Teilnahme an der Liga-Qualifikation verzichtete, darf der Klub bis 2022 kein Aufstiegsgesuch stellen.

Dass Langenthal nun nur zu gerne den Spielverderber für die Aufstiegsaspiranten geben würde, werde von den Medien aufgebauscht, sagt Schläpfer. «Handkehrum kann es für einen Playoff-Teilnehmer doch gar kein anderes Ziel geben, als Meister zu werden. Das habe ich in Biel schon immer gesagt, was mir als überheblich angekreidet wurde. Aber für was spielst du denn in den Playoffs, wenn du nicht gewinnen willst?»

Dass Langenthal mit den Favoriten mithalten kann, zeigt nicht zuletzt der Blick auf die Direktduelle. Gegen Ajoie (2. in der Qualifikation) haben die Oberaargauer drei der vier Partien in dieser Saison gewonnen, gegen Kloten (1.) immerhin zwei von vier. «Es ist klar, dass wir nicht dieselbe Kaderbreite haben wie die Favoriten», so Schläpfer. «Wenn wir aber von Verletzungen verschont bleiben, sind wir für alle gefährlich.»

 

Zwei Bieler Junioren im Kader

Anteil am Langenthaler Erfolg haben auch zwei Bieler Junioren. Der 19-jährige Aaro Törmänen kommt in dieser Spielzeit auf 13 Einsätze (fünf Punkte) für den Swiss-Ligisten, der seit kurzem 20-jährige Elvis Schläpfer gar auf 28 (sechs Punkte). «Den Sohn im Team zu haben, ist für den Blutdruck sicher schlecht», sagt Kevin Schläpfer. «Auch, weil ich mit ihm wohl noch kritischer bin als mit allen anderen.» Letztlich habe er aber sowieso nichts mit der Aufstellung zu tun. «Das überlasse ich Jeff, was bisher ja gut geklappt hat.»

Der SC Langenthal mag nicht zu den grossen Favoriten auf den Titel in der Swiss League zählen, mit ihm rechnen sollte man dennoch.

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