Sie sind hier

Abo

Eishockey

Die Bieler Fragilität

Die Erklärung für die 2:5-Niederlage im ersten Spiel der Playoff-Viertelfinal-Serie gegen den HC Davos ist schnell gefunden: mangelnde Systemtreue. Zudem war offensichtlich, dass die grosse Erwartungshaltung mehr hemmend als förderlich ist.

Grosse Enttäuschung: Der EHC Biel vergibt im ersten Playoff-Spiel gegen den HC Davos eine 2:0 Führung und verliert am Ende 2:5. Bild: Keystone

Moritz Bill

Wäre der EHC Biel ein Paket, man müsste es vor dem Versand mit einem «Achtung fragil»-Kleber versehen. Das ist die Erkenntnis nach dem ersten Playoff-Viertelfinal-Spiel gegen den HC Davos vom Samstagabend, das die Gastgeber in der ausverkauften Bieler Eishockeyarena 2:5 verloren haben (siehe auch Text unten).

Fragil deshalb, weil der EHC Biel nach einem optimalen Start, der ihm eine 2:0-Führung nach nur knapp sieben Minuten eingebracht hatte, wie ein Kartenhaus in sich zusammenfiel. Das stabile Gebilde, das Trainer Antti Törmänen seit seiner Ankunft Mitte Dezember Baustein für Baustein konstruiert hat, offenbarte seine scheinbar einzige Schwäche: Druck.

Diesen haben sich die Bieler durch die guten bis ausgezeichneten Leistungen der letzten Monate selbst auferlegt. Die Erwartungshaltung ist nach dem 3. Platz so gross wie noch nie seit dem Wiederaufstieg vor zehn Jahren. Auch wenn man das als Profisportler selbstverständlich auszublenden versucht – nach dem süffigen Start machte sich im Zuge von Davos’ Aufbäumen Nervosität in der Bieler Mannschaft breit. «Ja, das konnte man sehen», sagte Törmänen, «ich war dann eigentlich zuversichtlich, dass sich das nach der ersten Pause bessern würde. Vielleicht gelang das auch, aber wir spielten dann halt nicht auf unserem gewohnten Level.» In der Tat konnten viele Spieler nicht an ihre Leistungen der letzten Wochen anknüpfen, agierten überraschend fehleranfällig und passiv.

 

Zu wenig konsequent
Darunter litt logischerweise Biels effizienteste Stärke: Die klare Rollen- und Aufgabenverteilung. Ohne diese hundertprozentige Systemtreue ist diese Equipe zerbrechlich, was der Playoff-erfahrenere HC Davos mit seinem temporeichen Spiel auszunutzen wusste. Biel-Verteidiger Marco Maurer sagte: «Wir machten zu wenig konsequent das, was wir machen müssten. So kann es dann vor allem gegen die Davoser mit ihren schnellen ‹Transitions› schnell gehen.» Teamkollege Fabian Sutter teilte diese Auffassung und ergänzte: «Wir wollten wahrscheinlich nach dem 2:0 zu viel und verloren die Geduld. Anstatt konzentriert weiterzuspielen, gewährten wir ihnen zu viele Räume.»

Von zu viel Druck wollte der Routinier hingegen nichts wissen. «Wir haben uns auf diese Partie gefreut und gingen ja auch in Führung. Nachdem Davos ins Spiel fand, waren wir aber ein bisschen gehemmt. Wir müssen uns jetzt einfach auch in einem Playoff-Match während 60 Minuten an unser System halten.»

 

Zu viele Fehler
Die Bieler Fragilität zeigte sich auch nach dem zweiten Gegentor. Dass der zuletzt tadellose Jonas Hiller daneben griff, schien das Selbstvertrauen des ganzen Teams zu schmälern. Ohne eine Lebensversicherung im Rücken zu wissen, machten sich Hillers Vorderleute das Leben selbst schwer.

Zwar monierten einige Bieler Zuschauer die einseitige Strafenverteilung (4:1), doch die Seeländer stellten sich in ein paar Szenen schlicht ungeschickt an. Einzig als Kevin Fey von Robert Kousals Stock ungeahndet im Gesicht getroffen wurde, und Davos kurz darauf das 3:2 erzielte, nahmen die Unparteiischen direkten Einfluss in den Spielausgang. Opfer Fey hielt dennoch sportsmännisch fest: «Das war wohl schon eine Strafe, aber ich konnte in dieser Szene ja weiterspielen.»

 

Ein zwiespältiges Bild
Diese, und andere Aussagen der Spieler, zeichneten am späten Samstagabend ein zwiespältiges Bild des EHC Biel. Einerseits stempelte man die Startniederlage und den verlorenen Heimvorteil mehr oder weniger als Betriebsunfall ab und besann sich im Hinblick auf das zweite Spiel morgen in Davos auf seine Stärken. Andererseits konnte man die Enttäuschung und Verunsicherung, die diese Startniederlage mit sich bringt, nicht gänzlich verstecken.

Trainer Törmänen ist jedenfalls zuversichtlich, dass sein Team nun befreiter aufspielen könne. Und Goalie Hiller sagte ins TV-Mikrofon, dass es ja besser sei, den ersten Match zu verlieren anstatt den letzten.

Es steht erst 0:1. Zweifelsohne kann der EHCB noch heil im Halbfinal ankommen. Doch dazu müssen alle Beteiligten zum fragilen Paket Sorge tragen.

 

***************************************************************************************************************************

Playoff-Viertelfinal: 
EHC Biel - HC Davos

Spiel 1:

Biel - Davos                     2:5

Spiel 2:

Davos -  Biel                   morgen

Spiel 3:

Biel - Davos                    Donnerstag

Spiel 4:

Davos - Biel                    Samstag

evtl. Spiel 5:

Biel - Davos                    20. März

evtl. Spiel 6:

Davos - Biel                    22. März

evtl. Spiel 7:

Biel - Davos                     24. März

 

Alle Spiele beginnen um 20.15 Uhr. bil

Nachrichten zu Aktuell »