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Eishockey

Eine gewisse Skepsis bleibt

Keine Massnahmen mehr im Stadion: EHCB-Geschäftsführer Daniel Villard sagt, was das für den Klub bedeutet. Ein Loch in die Kasse reisst das abgesagte Heimspiel gegen Gottéron.

Wie vor Corona: Die Stehrampe in der Bieler Eishockeyarena während des ersten Spiels nach Aufhebung der Massnahmen. copyright: Keystone
Moritz Bill
 
Der grosse Öffnungsschritt
Ziemlich genau zwei Jahre war der EHC Biel mit immer wieder wechselnden Vorschriften konfrontiert: Geisterspiele, Kapazitätsbegrenzungen, Masken- und Zertifikatspflicht, Restriktionen in der Gastronomie. Nach so langer Zeit fühlte sich das erste Spiel vor einer Woche in der Tissot Arena ohne Massnahmen ein bisschen surreal an - auch für Geschäftsführer Daniel Villard: «Das war schon komisch, aber auf eine positive Art. Ich musste mich zuerst daran gewöhnen, dass jetzt zum Beispiel draussen keine Absperrgitter zwecks Zertifikatskontrolle mehr stehen, die waren lange Zeit da. Für uns ist es eine grosse Erleichterung, können nun alle Fans wieder unsere Matches besuchen und uneingeschränkt unser Gastroangebot nutzen.»
 
Gleichzeitig schwingt natürlich weiterhin eine gewisse Skepsis mit. Es wäre zum jetzigen Zeitpunkt verfrüht, so Villard, zu denken, dass das Thema Covid nun für alle Zeiten erledigt sei. «Wir sind uns bewusst, dass es kommenden Herbst und Winter wieder anders ausschauen könnte. Sich jetzt darüber zu sorgen, bringe allerdings nichts. Wir müssen flexibel bleiben – das haben wir in den letzten Jahren gelernt.»
 
Die Zuschauerzahlen
Mit dem Publikumsaufmarsch im ersten Spiel ohne Massnahmen war Villard äusserst zufrieden, obschon das Stadion knapp nicht ausverkauft war. Man dürfe nicht ausblenden, dass einige Leute nach wie vor Vorsicht walten liessen, schliesslich zirkuliert das Virus immer noch. Zudem fiel das Spiel in die Periode der Skiferien. «Unter diesen Voraussetzungen sind über 6000 Zuschauerinnen und Zuschauer eine sehr gute Zahl, gleichzeitig verzeichneten wir einen tollen Umsatz mit der Gastronomie.»
 
Für das heutige Heimspiel gegen Lausanne sagen die Vorverkaufszahlen einen tieferen Aufmarsch voraus, zumal der Gegner erfahrungsgemäss weniger Gästepublikum mobilisiert. Jedoch fällen zunehmend mehr Leute den Entscheid zum Matchbesuch kurzfristig, während der Pandemie hat sich diese Entwicklung verstärkt. 
 
Die Befürchtung von Kollegen bei anderen Klubs, dass sich ein Teil des Publikums während der Pandemie gänzlich vom Eishockey abwendet, teilt Villard nicht. «Die Leute konnten ja während der Schliessungen keine anderen Veranstaltungen besuchen und somit auf den Geschmack von etwas anderem kommen. Deshalb denke ich nicht, dass wir viele regelmässige Besucher verloren haben.»
 
Die Finanzen
Im Wissen um die bereits zum Saisonstart geltenden Massnahmen und der damaligen fragilen Lage hat der EHCB defensiv budgetiert. Bis jetzt entsprächen die Einnahmen aus den Ticketverkäufen grossomodo den Erwartungen, jedoch verzeichnete die Gastronomie tiefere Umsätze. Das überrascht wenig, zeitweise galt ein Konsumverbot im Stehen. Zudem fielen einige Events, wie beispielsweise Weihnachtsessen von Firmen ins Wasser, mit denen der Klub abseits von Spieltagen hätte Einkünfte generieren wollen. «Das ist natürlich ärgerlich, aber dramatisch sind die daraus resultierenden Einbussen nicht», sagt Villard. 
 
Einen gewichtigen Einfluss auf finanzielle Ergebnis wird der sportliche Erfolg nehmen. Je weiter die Mannschaft in den Playoffs vorstösst – und somit mehr Heimspiele bestreitet –, desto besser fällt logischerweise das Ergebnis aus. «Wir haben diesbezüglich eher defensiv budgetiert, deshalb sind wir auf einem guten Kurs.»
 
Das abgesagte Spiel
Nur vier Spiele, die wegen Corona verschoben werden mussten, können nun nicht mehr nachgeholt werden. Spieldaten, an denen die betroffenen Teams hätten antreten können, hätten zwar gefunden werden können. Doch fehlt es an TV-Produktionskapazitäten bis zum Ende der Qualifikation am 14. März. Ohne Fernsehbilder dürfen in der National League keine Partien stattfinden; das ist vertraglich geregelt, zumal die Schiedsrichter für das Videostudium darauf zurückgreifen können müssen. 
 
Eines der vier betroffenen Spiele ist Biels Heimspiel gegen Fribourg-Gottéron. Dabei entgeht dem Klub ein Umsatz von rund 200 000 Franken, was in etwa 50 000 Franken Nettoeinnahmen entspricht. «Klar ist das ärgerlich», sagt Villard, «aber auch das werden wir verkraften.» Eine Entschädigung seitens der Liga gibt es nicht. «Das ist schlicht Pech», so Villard. 
 
Befürchtungen wegen Yakovenko?
Seit dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine sind zahlreiche russische Sportlerinnen und Sportler oder Teams von internationalen Wettkämpfen ausgeschlossen worden. Mit Alexander Yakovenko beschäftigt der EHC Biel derzeit den einzigen russischen Spieler in der National League (wobei Yakovenko in Kasachstan geboren wurde und beide Staatsangehörigkeiten besitzt). Seitens der Liga hat es laut Villard keinerlei Anzeichen gegeben, Yakovenko vom Spielbetrieb auszuschliessen. «Er ist ein Teil unseres Teams und spielt hier für den EHC Biel, nicht für Russland.» 
 
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«Sauberer Check»: Künzles Strafe aufgehoben
Da lagen die Schiedsrichter falsch: Der Player Safety Officer (PSO) hat Mike Künzles Check gegen den Davoser Dominik Egli als nicht regelwidrig eingestuft. Der Einzelrichter folgt der Empfehlung des PSO, schreibt in seinem Urteil von einen «sauberen Check» und entscheidet, dass die im Match ausgesprochene Spieldauerdisziplinarstrafe aufgehoben wird. Laut dem Bericht wurde Egli anscheinend vom eigenen Stock im Gesicht getroffen und dadurch verletzt. 
 
Im heutigen Heimspiel gegen den Lausanne HC dürfte der EHC Biel in etwa mit der gleichen Aufstellung wie am Mittwoch in Davos antreten. Gestern trainierten nur die am Mittwoch überzähligen Spieler, von denen eventuell jemand heute zum Einsatz kommt. 
 
Weiterhin nicht einsetzbar ist Rathgeb. Nach wie vor heisst es, dass von Tag zu Tag entschieden werde.   bil

 

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