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EHC Biel

«Für unseren Trainer ist die Situation neu»

Präsident Andreas Blank über die Verpflichtung von Jonas Hiller und die Diskussionen um Trainer Kevin Schläpfer.

«Als Profi» wird Hiller mit dem Rummel umgehen können: Andreas Blank (mitte). bt/a

Andreas Blank, was dachten Sie, als der Name Jonas Hiller erstmals in Zusammenhang mit dem EHC Biel aufgetaucht ist?

Andreas Blank: Etwa so, als wir im Verwaltungsrat erstmals mit den Namen Tyler Seguin und Patrick Kane konfrontiert worden sind. Da dachten wir auch, das könne ja eigentlich gar nicht sein. Aber Offerten zu unterbreiten, ist ja nicht verboten.

Diese Offerte wurde dann offenbar von Jonas Hiller schnell akzeptiert. Oder wie blicken Sie diesem Deal zurück?

So schnell ging es dann doch wieder nicht über die Bühne. Aber richtig, er nahm dann unser Angebot an.

Was zeigte, dass offenbar die Offerte gut genug war und Biel für ihn eine gute Option ist?

Da spielte sicher einiges mit. Jonas Hiller hatte in Calgary keine gute Saison mehr. Es fehlte ihm sicher an Angeboten, um eine weitere NHL-Saison anzuschliessen. Dazu suchte in der Schweiz auch nicht jeder Klub einen Torhüter und uns kam sicher ebenso entgegen, dass er im Kanton Bern sesshaft werden wollte. Dann darf die Tissot Arena nicht unberücksichtigt werden. Ich behaupte mal, trotz dem für ihn zufriedenstellenden Angebot, dass er ein solches in der Eisstadion-Zeit nicht angenommen hätte.

Sprechen wir über das Salär, das sich wohl über eine halbe Million pro Saison bewegt. Nach dem Meistertitel des FC Basel sagte Präsident Bernhard Heusler, dass man sich Spieler aus der spanischen oder französischen Nationalmannschaften nicht leisten könne. Da sich da Spieler auf einmal auf einem Lohnniveau bewegen würden, das sich mit dem Rest des Teams nicht vereinbaren lassen würde. Da müsse man aufpassen und vernünftig bleiben. Ist der EHC Biel unvernünftig geworden?

Nein, der Lohnvorschlag kam ja von uns aus. Wir mussten abwägen, was ist für uns noch gerade tragbar. Bei einem zu tiefen Angebot hätten wir keine Chance gehabt. Die Strategie bleibt unverändert: Wir geben nur aus, was wir einnehmen. Und dann ging es halt bis zu einer gewissen Schmerzgrenze. Zudem muss man festhalten, dass ein Torhüter immer etwas Besonderes bleiben wird und auch beim Lohn nicht vergleichbar ist mit dem Rest des Teams. Ein Torhüter nimmt eine Sonderposition im Team ein und so darf man dieses Engagement durchaus isoliert betrachten. Ich gehe davon aus, dass dies auch in anderen Klubs der Fall sein wird. Etwa in Lausanne mit Cristobal Huet. Aber es bleibt für uns etwas Aussergewöhnliches und es ist auch eine neue Erfahrung.

Hillers Verpflichtung bleibt nicht ohne Konsequenzen. So verzichtet man auf einen fünften Ausländer.

Es ist richtig, dass wir auf anderen Positionen Abstriche machen müssen. Wir haben diesen Budgetsprung gemacht und investierten letzte Saison vor allem in die Ausländer. Nur war da der Gegenwert nicht wirklich sichtbar. Was wir natürlich bei Jonas Hiller derzeit auch nicht hundertprozentig wissen. No risk, no fun, kann ich da nur sagen.

Die Vorschusslorbeeren sind gross, auch als Person wird Jonas Hiller hoch eingeschätzt. Der Rummel um seine Person ist unübersehbar. Wie wird der EHC Biel damit umgehen?

Zuerst bin ich überzeugt, dass Jonas Hiller als Profi damit sehr gut umgehen kann. Überbewerten wollen wir dieses Thema nicht. Neu ist es sicher für Trainer Kevin Schläpfer. Er war bislang unser Aushängeschild, unsere dominierende Person im Klub. Diese Sichtweise hat sich mit der Verpflichtung von Hiller etwas verschoben. Was dem Ganzen sicher nicht schadet.

Sprechen wir doch über den Trainer. Wurden die Diskussionen, ihn aus dem Vertrag bis 2018 gehen zu lassen, im Verwaltungsrat nun hitzig und kontrovers geführt?

Wir haben über alles diskutiert und somit auch über den Trainerposten. Wir haben aber gemeinsam entschieden, dass wir den Vertrag bis 2018 einhalten und Kevin weiterhin unser Vertrauen schenken. Dass nicht alle die gleiche Meinung vertraten, ist nicht nur in diesem Fall so. Seit ich Präsident bin, gab es in all den 13 Jahren immer wieder Diskussionen mit unterschiedlichen Ansichten. Am Ende standen wir alle hin und vertraten die Ansicht der Mehrheit..

In den letzten Wochen bekam man das Gefühl, dass der EHC Biel punkto Ausländerstrategie nicht genau weiss, was er will. So sprach man ernsthaft über ein Engagement eines Verteidigers, jetzt sollen wieder zwei Stürmer verpflichtet werden.

Es gibt tatsächlich unterschiedliche Meinungen über die Prioritäten. Die sportliche Leitung muss nun Vorschläge machen, wie wir die restlichen Mittel einsetzen wollen, die nach der Verpflichtung von Hiller noch bleiben. Will heissen, dass ein starker ausländischer Verteidiger sehr viel kostet. Und nur so einer würde uns wirklich weiterbringen. Andererseits sind wir der Ansicht, dass unsere Verteidigung mit Hiller besser wird. Die Teamzusammensetzung hängt noch davon ab, was mit jenen Spielern geschehen wird, die wir trotz laufendem Vertrag nicht unbedingt behalten wollen. Interview: Beat Moning

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Andreas Blank über...

... Budget über 13 Millionen. «Wir wussten, dass es in der ersten Saison viele Leute geben wird, die das neue Stadion erleben wollten. Nun sind wir nach unserer sportlich durchzogenen Meisterschaft gespannt, wie viele ihre Saisonkarten wieder einlösen werden. Sicher hilft uns der Transfer von Jonas Hiller. Das gehörte auch zu unseren Überlegungen, hier ein Zeichen zu setzen und zu zeigen, dass wir weiterhin aktiv bleiben und positiv in die Zukunft schauen. Wir sind recht zuversichtlich, da die Zuschauer auch in unseren wirklich schlechten Phasen letzte Saison hinter uns gestanden sind. Im Eisstadion müssten wir sicher mit einer grösseren Einbusse rechnen.»

... Budgeterhöhung auf 15 Millionen. «Zwei Millionen mehr an Einnahmen ist auch mit dieser neuen Infrastruktur kaum zu erzielen. Auch wenn wir noch viel verbessern und noch zulegen können. Rein aus der Struktur heraus wird dies also nicht möglich sein. Das könnte höchstens über höhere Sponsoreneinnahmen oder einem Grosssponsor geschehen. Wir müssen realistisch bleiben und jedes Jahr etwas zulegen, wie wir das auch im alten Stadion gemacht haben.

...Personelles im Verwaltungsrat. «Wie kommuniziert wird Finanzchef Adrian Warmbrodt an der nächsten GV im August aus dem VR ausscheiden. Und auch kein Geheimnis ist, dass jedes Mitglied sich ein Jahr zuvor entscheiden muss, ob es weitermachen oder austreten will. Da laufen die Diskussionen für die Saison 2017/18. Inklusive mir als Präsident der EHC Biel Holding AG.»

... Erhöhung Saisonkarten: «Wir wollen die uns von der Stadt und dem Kanton aufgebrummten Sicherheitskosten zu einem Teil auf die Zuschauer abwälzen. Ich bin der Meinung, dass sich dies in einem erträglichen Rahmen bewegt.»

... Fälle Kloten, Lausanne und Servette, Rücktritt Direktor Ueli Schwarz: «Es ist insgesamt unbefriedigend, dass die Ligareglemente einfach nicht ausreichen und noch immer Lücken vorhanden sind. Gewisse Punkte wurden nun angepasst. Dass ein Klubeigentümer laut darüber nachdenkt, den Klub von Kloten ins Wallis zu verkaufen, darf einfach nicht sein. Da sind die Liga und die Klubs gefordert, strengere Reglemente auszuarbeiten. Wir begrüssen auf der anderen Seite diese Entwicklung in Kloten, soweit sie darauf hinausläuft, dass soviel Geld ausgegeben wird, wie erwirtschaftet werden kann. Der Klub hat über Jahre den Spielermarkt der ganzen Liga verfälscht und sich Spieler geleistet, die man sich eigentlich gar nicht leisten konnte. Was den finanziell schlechteren Klubs schadet. Zum Abgang von Ueli Schwarz masse ich mir als Aussenstehender kein Urteil an. Unbestritten ist, dass die ganze Geschichte ein schlechtes Licht auf verschiedene Beteiligte abwirft. Generell kann man sagen, dass die Schiedsrichter, der Ankläger aus Übersee und der Einzelrichter bei vielen Entscheidungen keine glückliche Hand hatten. Da gibt es Abgrenzungen, die es zu vollziehen gibt. Zum Beispiel was Checks gegen den Kopf anbetrifft, muss noch rigoroser durchgegriffen werden. Vom viel propagierten Spielerschutz konnte in vielen Fällen nicht die Rede sein.»

... Geschlossene Liga: «Klubs aus den hinteren Regionen der Tabelle wären dem gegenüber bestimmt positiv gestimmt. Auch wenn sich die sportliche Frage stellen würde. Wenn ich das abwäge zum Riesendruck, der auf den Klubs lastet, die gegen den Abstieg kämpfen, bin ich klar dafür. Die Spitzenklubs sehen das etwas anders.» bmb

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