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Eishockey

«JvP» soll Biels neuer MVP werden

Joren van Pottelberghe wechselt wie erwartet auf nächste Saison hin zum EHC Biel. Der aktuelle HCD-Torhüter hat sich für zwei Jahre verpflichtet. Die Bieler setzen auf ein junges Goalie-Duo.

HC-Davos-Goalie Joren van Pottelberghe spielt aktuell noch gegen und ab nächster Saison für den EHC Biel. Keystone

Moritz Bill

Jetzt ist es offiziell: Joren van Pottelberghe übernimmt beim EHC Biel die Nachfolge des Ende Saison abtretenden Jonas Hiller. Der schweizerisch-belgische Doppelbürger hat einen Vertrag über zwei Jahre ohne Ausstiegsklauseln unterzeichnet. Die sich seit ein paar Wochen abzeichnenden Vertragsunterschriften erfolgten Anfang dieser Woche.
Dass sich die Verhandlungen etwas in die Länge zogen, lag daran, dass van Pottelberghe eigentlich noch bis Ende kommender Saison vertraglich an den HC Davos gebunden wäre (das BT berichtete). Deshalb verlangte der Bündner Klub eine finanzielle Abfindung. Dieses Buy-out bestätigt EHC-Biel-Sportchef Martin Steinegger, fügt jedoch ein «aber» an, er erklärt:«Unsere Offerte enthielt von Anfang an einen solchen Betrag. Wir haben unser Gesamtangebot nicht nachgebessert.» Wie genau die Aufteilung Spielersalär und Buy-out schliesslich unter den drei Parteien ausgehandelt worden ist, bleibt unter Verschluss. Sollte van Pottelberghe seinem neuen Klub etwas entgegengekommen sein, würde ihm das bei den Fans jedenfalls bereits einen Pluspunkt verschaffen.

«Wir sind sehr zuversichtlich»
Nach dem Zuzug von van Pottelberghe steht fest, dass der EHCB für die nächsten zwei Saisons auf ein junges Goalie-Duo vertraut. Neben dem 22-jährigen «JvP» hat auch Elien Paupe (24) unlängst einen Vertrag bis 2022 unterschrieben. Beide waren in ihrer Karriere auf Profistufe noch nie die unumstrittene Nummer 1. Sorgen macht sich Steinegger deswegen nicht. «Ich habe mich mit unseren Coaches abgesprochen, speziell mit Goalie-Trainer Marco Streit. Wir sind sehr zuversichtlich. Joren hat gezeigt, was er kann. Nun ist das Ziel, dass er sich auf diesem Niveau stabilisieren kann. Und bei Elien gehen wir davon aus, dass auch er den nächsten Schritt machen wird.»
Noch ist es natürlich verfrüht, über die Hierarchie zu spekulieren. Steinegger betont zudem, dass die Zeiten der klaren Nummer-1-Torhüter ohnehin vorbei seien. «Für beide bietet sich eine Riesenchance, und wir erwarten, dass sie diese nutzen werden.»

Biel wie Bern?
Ähnliches war vor einem Jahr 40 Kilometer südöstlich zu hören. Der SC Bern reagierte auf Leonardo Genonis bevorstehenden Abgang mit der Verpflichtung von Niklas Schlegel. Mittlerweile ist Schlegel grösstenteils für Berns verkorksten Saisonstart verantwortlich gemacht worden und bereits nach Lugano weitergezogen. Beim SCB steht nun mit Tomi Karhunen (FIN) ein Ausländer im Tor.
Vergleichbar mit der Situation in Biel ist das gescheiterte Berner Experiment jedoch nur bedingt. Zwar war Schlegel bei den ZSC Lions mehr als bloss eine valable Nummer 2 hinter dem Stammtorhüter Lukas Flüeler gewesen. Doch van Pottelberghe wird als talentierter eingeschätzt. Im Gegensatz zu Schlegel ist er im NHL-Draft berücksichtigt worden und mit seiner Grösse (1,91 m) entspricht er mehr dem modernen Torhüter als Schlegel (1,78 m).

Viele Szenarien, eine Entscheidung
Steinegger will nicht von einer Erleichterung sprechen, dass er nun für die Goalieposition keine Ausländerlizenz aufbringen muss. «Ich hätte keine Berührungsängste gehabt, einen ausländischen Torhüter zu verpflichten, falls wir keine andere Lösung gefunden hätten», sagt er.
Eine andere Möglichkeit wäre gewesen, eine einjährige Zwischenlösung anzustreben und eine Verpflichtung eines Ende nächster Saison noch vertragslosen Goalies anzustreben; beispielsweise Ivars Punnenovs (SCL Tigers, Schweizer Lizenz) oder Melvin Nyffeler (Rapperswil-Jona Lakers). Zudem könnte Elvis Merzlikins, je nachdem wie es ihm in Nordamerika ergeht, früher oder später in die Schweiz zurückkehren. All diese Optionen schwirrten selbstverständlich auch in Steineggers Kopf herum – schliesslich war das Engagement eines neuen Torhüters sein wohl wichtigster Transfer für kommende Saison. Doch er sagt: «Im begrenzten und deshalb speziellen Goalie-Markt auf etwas zu spekulieren, ist äusserst schwierig.» Das ist in etwa gleich unabsehbar, wie ob «JvP» das Zeug hat, nächste Saison Biels MVP («most valuable Player») zu werden. Denn der Torhüter ist häufig der wertvollste Spieler eines Eishockey-Teams.

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Zur Person
Grösse:1,91 m / Gewicht:85 kg
geboren am 5. Juni 1997 (22) in Zug
Sohn belgischer Eltern, schweizerisch-belgischer Doppelbürger
stammt aus der Nachwuchsabteilung des EV Zug, verbrachte einen Teil seiner Juniorenzeit (2013 bis 2016) in Schweden beim Linköping HC
wurde 2015 im NHL-Draft an 110. Stelle (4. Runde) von den Detroit Red Wings gezogen
seit 2016 beim HC Davos
kam in der aktuellen Saison bisher 17 Mal zum Einsatz, seine Fangquote von 91,21 Prozent entspricht dem Ligadurchschnitt
spielte sowohl in den Junioren-National-Teams wie auch schon für die A-Nationalmannschaft (vier Spiele).  bil

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