Sie sind hier

Abo

Eishockey

Keine Gratistests, kein Problem?

Zum letzten Mal konnten sich gestern Matchbesucher gratis vor dem Stadion auf Covid testen lassen. Ab nächster Woche sind die Tests kostenpflichtig. Warum der EHC Biel gleichwohl nicht mit deutlich weniger Zuschauenden rechnet.

Der Test vor dem Spiel: Ein Matchbesucher lässt sich im Testzentrum auf der Place Publique testen, um ein Covid-Zertifikat zu erhalten. copyright: Matthias Käser/BT

Moritz Bill

 

Wer sich schon einmal ein Corona-Teststäbchen hat einführen lassen, weiss, das dies ziemlich unangenehm sein kann. Trotzdem nahmen seit dem Beginn der Zertifikatspflicht viele nicht-geimpfte und nicht-genesene Leute das Angebot von Gratistests in Anspruch, um Events oder Freizeiteinrichtungen besuchen zu dürfen. So auch vor den Heimspielen des EHC Biel – bis gestern. Ab nächster Woche sind die Tests kostenpflichtig. Ob die Betreiberin des Testzentrums, Medica-Care, vor dem Stadion weiterhin eine Testmöglichkeit anbieten wird, war bis gestern nicht in Erfahrung zu bringen. Wirtschaftliche Überlegungen dürften die grösste Rolle spielen. Medica-Care verfügt an der Zentralstrasse in der Innenstadt über eine fixe Testlokalität, in der ein Test laut Website künftig elf Franken kosten soll.

 

Ob sich dieser Preis beim Stadion rechnet, ist fraglich. Denn schon das Gratis-Testangebot wurde im Vergleich mit der gesamten Zuschauerzahl nur spärlich genutzt. Durchschnittlich kamen 4700 Fans, vor dem ersten Heimspiel waren mit rund 300 so viele Tests wie sonst nie mehr durchgeführt worden. Jedoch hätten laut EHCB-Geschäftsführer Daniel Villard an diesem Freitag vor einem Monat auch Personen die Testmöglichkeit genutzt, die danach nicht den Match besuchten, sondern das Zertifikat für anderswo benötigten. 

 

Umgekehrt könnten sich auch Matchbesucher in einem anderen Testzentrum mit einem negativen Testergebnis ausgestattet haben, nur dürfte auch diese Anzahl nicht beträchtlich sein. Villard sagt: «Es kann schon sein, dass der eine oder die andere nun nicht mehr an die Spiele kommt. Aber wir gehen nicht davon aus, dass das Ende der Gratistests einen starken Publikumsrückgang zur Folge hat.» Vor den weiteren Spielen in Biel führte Medica-Care im Schnitt noch rund 190 Tests durch. Ein Augenschein gestern zeigte, dass sich Personen aller Altersklassen in die Schlange stellten. 

Schweizweit existieren keine genauen Zahlen, da ein Zertifikat keinen Aufschluss darüber gibt, ob jemand geimpft, genesen oder getestet ist. Doch deuten die Rückmeldungen von anderen Klubs daraufhin, dass in den anderen Stadien das Testangebot ebenfalls nicht rege benutzt worden ist. Ein paar haben den Betrieb der Testzentren schon während der Gratisphase eingestellt. 

 

Klubs sind gegen Kostenübernahme

Dass der EHCB die Kosten für die Tests seiner Kunden übernimmt, stand nicht zur Diskussion. «Damit würden wir ein schlechtes Zeichen aussenden. Darüber sind sich alle Klubs einig», sagt Villard. Liga-Direktor Denis Vaucher bestätigt das und fügt an: «Die Liga hat eine Impfempfehlung abgegeben, damit wir baldmöglichst zurück zu einer gewissen Normalität gehen können. Mit Ausnahme jener Personen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können, hatten nun alle die Möglichkeit dazu.» 

 

Kommt hinzu, dass eine Kostenübernahme für die Klubs auch finanziell ins Gewicht fallen würde. Die Zuschauereinnahmen sind im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit ohnehin schon rückläufig. Das war aufgrund der nach wie vor unsicheren Lage zu erwarten gewesen. Im Vergleich mit der letzten normalen Saison 2019/20 strömten bis jetzt zwischen 15 bis 20 Prozent weniger Fans in die Tissot Arena. Der Rückgang bei den Verkäufen der Saisonabonnemente beträgt rund 5 Prozent. Dramatisch seien diese Zahlen aber nicht, sagt Villard. «Natürlich ist das nicht erfreulich. Aber wir haben entsprechend defensiv budgetiert. Und wir hoffen, dass sich die Zahlen im weiteren Verlauf der Saison verbessern werden.» 

 

Deutlich weniger Gästefans

Potenzial ist vor allem im Gästesektor vorhanden, das spüren alle Klubs. Es reisen deutlich weniger Fans an die Auswärtsspiele. Auch in Biel war das bei den bisherigen Spielen zu erkennen. Am meisten Gästefans kamen gegen Davos, doch so voll wie in früheren Zeiten war der Sektor nicht. Auch gegen Langnau und Freiburg waren verhältnismässig deutlich weniger Unterstützer des Auswärtsteams angereist. 

 

Unabhängig von der Pandemie könnte auch das spätsommerliche Wetter im September das Eishockeyinteresse gedämpft haben. Zudem sei wohl noch eine gewisse Verunsicherung vorhanden, wieder ein volles Stadion zu besuchen, nimmt Villard an. Davon geht auch Liga-Direktor Vaucher aus. «Die Leute müssen erst wieder das Vertrauen gewinnen, dass man sich im Stadion keiner Gefahr aussetzt. Je mehr ausverkaufte Grossanlässe, wie zum Beispiel das Champions-League-Spiel der Young Boys gegen Manchester United problemlos über die Bühne gehen, desto mehr wird dieses Vertrauen steigen.»

 

Nachrichten zu Aktuell »