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Eishockey

Zürcher Medien loben Biel

Der EHC Biel verlangt in den Playoff-Viertelfinals Meister ZSC Lions alles ab. Ein Blick in die Zeitungen zeigt, dass man die Seeländer auch nach der Niederlage vom Dienstag keineswegs abschreibt. Gelobt werden auch die heissblütigen Bieler Fans.

Euphorisch: Der EHC Biel kann auf ein stimmungsvolles Publikum zählen. «Die Atmosphäre kann schnell überkochen», schreibt die «NZZ». Foto: Keystone

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von Beat Moning

«Die Rache der Löwen», titelte der «Blick». «ZSC Lions beissen die Bieler mit 3:1 weg», hiess es weiter. Damit liegt das Boulevardmedium wohl genau richtig: Denn nur mit «beissen», mit Kampf und Leidenschaft und nicht mit dem doch auch vorhandenen spielerischen Potenzial wurde am Dienstag Biel niedergerungen. «Der Wutausbruch von Trainer Marc Crawford scheint den ZSC geweckt zu haben», mutmasst Stephan Roth, Eishockeychef des «Blicks». Wenig Respekt zollt man Kevin Schläpfer, «der diesmal eher wie ein Banker als ein Filmstar gekleidet ist». Nun, Biels Coach hatte den gleichen Anzug wie schon am Samstag beim 5:0. Wichtiger: «Auch wenn Biel nicht das beste Saisonspiel zeigt und der Gegner bereit ist, kann man die Zürcher ärgern.

 

Bestes Saisonspiel verloren

Einer, der sich regelmässig mit Biel-Prognosen in die Nesseln setzt, ist Klaus Zaugg. Er gab die zweite Partie mit einem Satz im «Grenchner Tagblatt» wieder: «Die Wiederherstellung des Normalzustandes», schreibt er zum 3:1-Sieg und zum 1:1-Ausgleich. Es sei ein logischer Ausgleich. «Die kurze Analyse verschweigt die Dramatik eines grossen Spiels. Ja, die Bieler haben ihr bestes Saisonspiel verloren.»

Das beste Saisonspiel? Das hat ohne Zweifel letzten Samstag beim 5:0-Sieg im Hallenstadion stattgefunden. Immerhin: «Mit ein bisschen Beistand der Hockeygötter hätten die Bieler auch diese Partie für sich entscheiden können.» Biel scheiterte aber an einem Manko namens Talent und Ausgeglichenheit. «Die spielerischen Nachteile machten sie durch Leidenschaft, Mut, Kraft und taktische Schlauheit wett.» Die zaugg’sche Schlussfolgerung: Wer mehr Geld hat, hat auch mehr Klasse. Zaugg fragt: «Haben die Bieler die Energie, um noch einmal ein so grosses Spiel zu liefern?»

 

Die zähen Seeländer

Im «Tages-Anzeiger» steht, «dass der zweifache Torschütze Baltisperger seinen Mitspielern jenen Spielstil zeigte, der im Playoff erfolgsversprechend ist - unspektakulär, dafür furchtlos und zielstrebig.» Meisterlich sei der Auftritt nicht gewesen. Und: «Die zähen Seeländer werden weiterhin nicht so leicht zu bodigen sein», ist Silvan Schweizer überzeugt.

Fast mehr über die guten Bieler Anhänger als über das Spiel schrieb die «Neue Zürcher Zeitung». «Die ZSC Lions hätten sich auf einen heissen Empfang im Stadion des euphorisierten Gegners gefasst gemacht.» Die Zeitung schreibt von einem schmucklosen Betonbau, der bald abgerissen wird. Die Stimmung im Eisstadion könne schnell überkochen. «Das heissblütige Publikum sitzt und steht nahe am Eisfeld, der akustische Pegel erreicht schnell Höhen, die weit über das hinausgehen, was im Hallenstadion üblich ist.» Und Ulrich Pickel erinnerte daran, dass sich in Biel am 31. Januar 2009 Historisches ereignet hat: «Drei Tage nach dem Gewinn der Champions Hockey League waren die ZSC Lions mit einer stehenden Ovation begrüsst worden, was in der Geschichte wohl einmalig ist.»

 

Was ist ein Wunder?

Die Mannschaft habe aber erst nach Spielhälfte mehr Druck aufsetzen können. «Die Bieler machten keinerlei Anstalten, den Kopf hängen zu lassen, sondern stürmten nach dem 0:2 unverdrossen voran.» «Es fehlte wenig zum zweiten Wunder», lässt «Der Bund» die Leser wissen. Zum Wort «Wunder» meldete sich im Match-Editorial auch Biels Sportchef Martin Steinegger: «Das ist in der Umgangssprache ein erstaunliches oder aussergewöhnliches Ereignis.» Folge man dem Bieler Team, dann könne jedoch nicht von einem Wunder gesprochen werden. «Die Playoff-Teilnahme haben sich unsere Jungs dank beharrlichem Einsatz, einem grossartigen Teamgeist und einer ansteckenden Energie mehr als verdient.» Abschliessend schreibt dazu der Bieler Sportjournalist Peter Renatus im «Bund». «Die Zürcher zeigten sich diesmal bis in die Schlussphase ihres Renommées mehr oder weniger würdig, waren klassenmässig überlegen und glichen die Serie verdient aus. Reichen Biels Kräfte für derart engagierte Leistungen weiterhin aus, dann ist für das Schläpfer-Team allerdings der Viertelfinal noch lange nicht verloren. Aber Verbesserungen sind vor allem im Powerplay vonnöten.

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