Sie sind hier

Abo

2. Liga regional

Lyss schwächelt, Nidau profitiert

Ohne über sich hinaus wachsen zu müssen, hat Nidau auswärts in Lyss mit 2:1 gewonnen. Matchwinner war Roman Vonäsch mit zwei Kopfballtreffern.

Als «Lichtblick» bezeichnet Lyss-Trainer David Meister den Auftritt des 17-jährigen Talents Simon Affolter (am Ball). Copyright: Lee Knipp/Bieler Tagblatt

Michael Lehmann

«Nidau war nicht gut, aber wir waren noch schlechter.» Lyss-Trainer David Meister übt happige Kritik an seinem Team. Es sind Worte, in denen sicherlich auch eine Portion Enttäuschung mitschwingt. Lyss hat auf dem heimischen Grien soeben 1:2 verloren. Die Niederlage war verdient und dennoch alles andere als zwingend. Die Gäste aus Nidau zogen immer wieder Schwächephasen ein, welche die Lysser jedoch nicht auszunutzen vermochten. Besonders in der Schlussphase verpassten die Lysser den Ausgleich mehrmals.

Es waren aber nicht die ausgelassenen Möglichkeiten, die Meister ärgerten. «Jeder hat gespielt, wie er wollte, statt am besprochenen System festzuhalten», erklärt er. «So kannst du in dieser Liga keine Punkte gewinnen.» Zum Beispiel hat der Lyss-Trainer geplant, gleich zu Beginn ein Pressing aufzuziehen. Eine kräfteraubende Taktik, bei der der Gegner früh unter Druck gesetzt wird. Sie funktioniert aber nur, wenn alle bereit sind, die Gegner zu attackieren oder die Räume zu schliessen. «Doch immer war mindestens einer unserer beiden Stürmer schlicht zu passiv», sagt Meister. Die anderen liefen derweil oft umsonst, was einen physisch zermürben und für schlechte Stimmung sorgen kann.

Vonäsch macht den Unterschied
Tatsächlich hatten Nidaus Verteidiger bis kurz vor Schluss der ersten Halbzeit leichtes Spiel. Gegen vorne waren aber auch die Gäste weitgehend harmlos. Zwar brachte Roman Vonäsch sein Team in der 18. Minute mit einem sehens­werten Flugkopfball in Führung, danach machten die Gäste jedoch zu wenig aus ihrer Dominanz. So schafften es die Lysser in den letzten Minuten vor der Pause, etwas Druck zu erzeugen. Nach zwei abgewehrten Eckbällen landete der Ball bei Simon Affolter. Der 17-Jährige – «ein Lichtblick in diesem Spiel» (David Meister) – flankte mustergültig auf den im Strafraum winkenden Bakari, der den Ball per Kopf in den Rücken der Abwehr spielte, wo Loperfido herangerannt kam und ihn im Netz versenkte.

So kurz vor der Pause den Ausgleich zu erzielen, kann besonders in mentaler Hinsicht wertvoll sein. Bei den Lyssern sah man in der zweiten Hälfte jedoch nichts von einem Aufschwung. Im Gegenteil: Fünf Minuten waren gespielt, als Nidau wiederum in Führung ging. Aussenverteidiger Möckli hatte von rechts in die Mitte geflankt, wo erneut Vonäsch goldrichtig stand. Wie bereits beim ersten Kopfballtreffer traf der zentrale Mittelfeldspieler den Ball perfekt und liess damit seinem ehemaligen Teamkollegen im Tor der Lysser, Dominic Mülchi, keine Chance.

Nidaus Bilanz «lässt sich sehen»
Fast hätte Vonäsch seine Leistung mit einem dritten Tor gekrönt. In der 89. Minute fing er einen Querpass ab und zog auf den Goalie zu. Doch die Kraft reichte nicht für einen platzierten Abschluss.

Zuvor war Ben Küffer zweimal nach Kontern gescheitert. Einmal schoss er übers Tor, das zweite Mal prallte der Ball vom Gehäuse ab. Dass es seine Spieler verpassten, «den Sack zuzumachen», war denn auch die Kritik von Kurt Baumann. «Wir wurden nervös und verloren den Ball mehrmals leichtfertig.» Letztlich wurde dies jedoch nicht bestraft, weshalb Nidau nach vier Spielen mit neun Punkten dasteht. «Das kann sich doch sehen lassen», sagt Baumann. Der nächste Gegner ist Ajoie-Monterri, ein echter Gradmesser im Kampf um die Spitzenplätze.

Für Lyss gab es nach dem Auswärtssieg in Aarberg einen Dämpfer. «Wir müssen konstanter werden», sagt Trainer Meister. «Vom kämpferischen Auftritt wie zuletzt in Aarberg war heute leider nichts zu sehen.»

**************

Die Szene
«Ja!», schreit ein Zuschauer, der sich sicher ist, gleich den 2:2-Ausgleich von Lyss bejubeln zu können. Soeben ist der Ball nach einer unübersichtlichen Situation im Strafraum durch mehrere Beine hindurch und bei Neirojh Kanagarajah gelandet, der ein fast leeres Tor vor sich hat. Vielleicht ist der erst drei Minuten zuvor eingewechselte Angreifer jedoch selbst überrascht, dass der Ball bis zu ihm kam. Denn statt direkt abzuschliessen, nimmt er den Ball an und versucht den zurückgeeilten Torhüter mit einer Körpertäuschung zu umspielen. Das missglückt komplett und der Ball verspringt ihm. Die goldene Möglichkeit ist vertan und der Zuschauer lässt auf sein «Ja» ein lang gezogenes «Nein» folgen.

Nachrichten zu Regionalfussball »