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Gnägi holt Kranz, Roth verpasst knapp

Beim Weissenstein-Schwinget holt Florian Gnägi seinen 94. Kranz, den 21. auf dem Berg. Derweil verpasste Dominik Roth den Kranz wie schon auf dem Schwarzsee um einen Viertelpunkt.

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Beat Moning

Der Weissenstein war am Samstag wie schon 2018 fest in Gigers Hand. «Sämi» liess nichts anbrennen. Seine Auftritte waren im Hinblick auf das Eidgenössische in Zug eine beeindruckende Machtdemonstration. «Über ihn könnte der Sieg führen», ist sich auch Christian Dick, früherer Seeländer Spitzenschwinger mit über 100 Kränzen, sicher. Giger blieb in der Stunde des Triumphs am Boden. «Bisher lief es mir in dieser Saison nicht so gut. Das ist sicher ein Fest, das mich einen Schritt nach vorne bringt. Für das Selbstvertrauen ist es auf alle Fälle wichtig», so der 21-Jährige. Schlussgang-Gegner Michael Wiget, der aufgrund des Punkterückstandes gar nicht mehr Festsieger hätte werden können, sagte, was alle dachten. «Ein verdienter Sieger, ein Topathlet, dieser Sämi.»

Der Solothurner Hausberg gehörte aber auch schon dem Seeland: Stuckis Erfolge in den Jahren 2008 (mit Sieg im Schlussgang über Dick), 2015 und 2017 seien in Erinnerung gerufen. Das Gipfeltreffen dreier Königsanwärter fand indes nicht wie Anfang Saison erwartet statt: Stucki ist nach seiner Knieverletzung im Aufbau, Armon Orlik musste kurzfristig wegen Nacken-Schulter-Problemen absagen. Bis zum Eidgenössischen dürfte auch Kilian Wenger, der Schwingerkönig von 2010, die Niederlage gegen Giger verdaut haben. Zum Anschwinget blieb er nur wenige Sekunden auf den Beinen. Im sechsten Gang gelangt es Wenger nicht, den Jungen Fabian Staudenmann zu bezwingen und selber die Chance am Schopf zu packen, mit einer Revanche gegen Giger den Sieg im Schlussgang doch noch an sich zu reissen.

Roth nimmt es mit Galgenhumor
Die Berner waren mit den starken Auftritten von Samuel Giger, Patrick Räbmatter, Michel Bless und Nick Alpiger gefordert. Trotz der einen oder anderen Niederlage zu viel, das Team von Peter Schmutz machte insgesamt erneut einen starken Eindruck. Da hielten auch die beiden Seeländer Florian Gnägi und Dominik Roth gut mit. Beide gingen auf den Gipfel mit der festen Absicht, ein Zeichen zu setzen. Und dies heisst in der Regel, mit Kopfschmuck die Heimreise anzutreten. Unglaublich, aber wahr: Zum vierten Mal in dieser Saison nach dem Bern-Jurassischen, dem Oberaargauischen und dem Schwarzsee verfehlte Dominik Roth den Kranz nur um 0,25 Punkte. «Im Moment fehlen mir diese Punkte, eines Tages erhalte ich sie zurück», machte er nach dem letzten Gang in Humor. Da hätte er eine 10 benötigt und ging mit 9.75 Punkten vom Platz. Er sei noch auf der Suche nach der Balance. Die Abstimmung zwischen Defensive und Offensive müsse noch besser werden. «Gegen Alpiger begann ich frech, aber ich zog es nicht durch und verlor dann prompt.» Geärgert hat Roth der Gestellte gegen Michael Steiner. «Einmal war ich kurz vor dem Sieg, doch konnte ich ihn nicht fixieren.»

Gnägi am Nachmittag makellos
Eines bleibt: Dominik Roth ist in guter Form und kann zuversichtlich den Saison-Höhepunkten entgegenblicken.

Florian Gnägi kommt seiner Normalform immer näher. Die fünfwöchige Pause ab Mitte Mai ist ihm da und dort noch anzumerken. «Ich bin heute wirklich zufrieden. Den Kranz auf dem Weissenstein zu holen, ist keine Selbstverständlichkeit», gab er zu bedenken. 2014 holte er schon einen, 2011 wurde das Fest nach einem Sturm abgebrochen. Gnägi lag mit zwei Erfolgen mit je zehn Punkten in Führung. Einmal verpasste er das Eichenlaub.

Und jetzt? «Es gibt immer wieder den einen oder anderen Aussetzer. Auch, weil mir das Selbstvertrauen da und dort fehlt. Da muss ich mich einfach auf mein eigenes Können verlassen können.» Aber er spüre die Steigerung, in den Wettkämpfen, ebenso im Training. Nach dem Auftaktsieg über Michael Bless, nach einem Nachsetzen und einem «Überzug», verlor Gnägi gegen Dominik Oertig. «Da liess ich mich überraschen. Der Gestellte gegen Marcel Kropf danach hat mich mehr geärgert.» Da hätte er die ihm bietenden Möglichkeiten resoluter nutzen müssen.

Wettkampfort besichtigt
Fünf Wochen vor dem grossen Fest in Zug blickt der 30-jährige Aarberger, der vor acht Tagen der Zentralschweiz einen Besuch abgestattet hat, um sich ein Bild von der Unterkunft und dem Wettkampfort zu machen, zuversichtlich nach vorne. «Die Defizite kriege ich bis zum Tag X hin. Es war heute, gerade am Vormittag, nicht alles optimal. Aber ich habe einige unangenehme Gegner in einem starken Teilnehmerfeld schlagen können.» In der zweiten Tageshälfte zeigte Gnägi die besten Leistungen und gewann dreimal, zweimal mit der Maximalnote 10. - und sicherte sich so den angestrebten dritten Saisonkranz.