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Gastronomie

Risotto-Test: Nicht einfach und immer eine Momentaufnahme – dennoch ein klarer Sieger

Regelmässig macht sich der Bieler Spitzenkoch Philippe Berthoud für das BT auf die Suche nach den besten Lebensmitteln. Diese Woche auf dem Programm: Ein Risotto-Test, dort, wo er nicht wegen Sommerferien vor verschlossenen Türen stand.

Risotto in Biel: Überall anders. Bild: Philippe Berthoud

Philippe Berthoud

Vialone, Arborio, Baldo, Sant Andrea oder, mein Favorit, Carnaroli, sind alles Risotto-Reissorten. Die Zubereitung ist eigentlich geben, die Zutaten sind nur durch die Kreativität der Köche begrenzt. Eine kräftige Bouillon ist Pflicht, denn der Reis saugt während dem Kochen die Flüssigkeit auf und gibt dem Korn den Geschmack. Wichtig ist auch, dass die Risotti all’onda – sprich cremig oder schlotzig sind. Wird der Risotto auf den Teller gegeben, muss er fliessen. Kann er in eine Form gegeben werden oder bildet einen Turm, ist der zu dick. Ein knapp flüssiger Risotto ist viel angenehmer zu essen als eine dicke Pampe. Zu den eher runden Aromen von Butter, Olivenöl, Bouillon und Käse gebe ich – ganz zum Schluss – immer noch etwas Säure in Form von Zitronensaft dazu, um den Geschmack zu heben und das Gericht auszubalancieren und interessanter zu machen.

 

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Restaurant Osteria

Risotto Gamberetti. Mit Weisswein, Shrimps, Karotten und Cherrytomaten an leichter Tomatensauce
Preis: 23.80



Der rote Risotto kommt in einem grossen, bunten Teller mit lustigen Fischen darauf auf meinen Tisch. Optisch sehr appetitlich, mit Karottenjulienne und vielen Crevetten. Im Geschmack leider nicht so überzeugend. Es fehlt nicht nur Salz, es fehlt der Geschmack. Meiner Meinung nach war die Bouillon nicht kräftig genug. Die Karottenstreifen haben, wie leider der Reis auch, keinen Biss mehr. Ein eher langweiliges Gericht. Der Service hingegen war sehr freundlich, aufmerksam und schnell.

 

 

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Pizzeria Seeland

Risotto Porcini
Preis: 21.60



Ich überlege mir ob ich zum Risotto noch einen Salat bestellen soll, entscheide mich aber dagegen, was eine gute Wahl war. Es wird eine Riesenportion Risotto serviert. Die Steinpilze sind gross und frisch. Der Risotto hat eine gute Konsistenz, riecht wie Ferien in Italien und schmeckt toll. Die Reiskörner sind gross, was auf ein zu langes Kochen schliessen lässt. Zu meinem Erstaunen hat er aber noch Biss. Auch ist genügend Flüssigkeit vorhanden. Ich kämpfe mit dem Teller Reis und muss etwas übrig lassen. Auch mein Essenspartner schafft sein Curry-Risottos mit wunderbaren Gamberetti (welche er natürlich alle gebodigt hat) nicht ganz. Alles in Allem ein sehr gutes Risotto für Hungrige.

 

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Pizzeria al Capone

Risotto Milanese mit Kalbfleisch und Safran
Preis: 23.50

Ich bin mit dem Zürcher Koch Gabriel Heintjes unterwegs. Wir sind froh, bei dieser Hitze draussen zu sitzen. Dürfte ich heute nicht Risotto testen, wäre die Food-Wahl eine andere. Ein kalter Insalata di mare oder eine Melone mit Prosciutto wären angebracht. Ein Glas kühler Weisswein macht die Hitze erträglicher. Das gelbe Risotto trägt ein schön gebratenes, rosa Kalbsschnitzel auf dem Kopf, für uns schon in Streifen geschnitten. Das tiefe Aroma des Safrans, der würzige Geschmack des perfekt gegarten Reises und die angenehme Konsistenz des Gerichtes, sind schlichtweg Top. Al Capone steht mit einem Fuss auf dem Podest.

 

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Il Rusticone

Risotto mit Martini und Zitrusfrüchten (ab 2 Personen)
Preis 22.50



Weiss glänzend der Reis, garniert mit Orangenfilets, Zesten und gemahlenem schwarzen Pfeffer. Ein kreatives Risotto das mir gefällt. Garantiert nicht 08/15 – tolle Idee! Wunderbar bissfest, einwandfreie Konsistenz und tadellos zubereitet. Durch die Säure der Zitrusfrüchte wirkt es spritzig, frisch und lebendig. Der Martini ist nicht sehr vordergründig. Ein wunderbares, kreatives Gericht, welches mir jedoch (wegen des Saftes der Zitrusfrüchte?) leider einen Ticken zu süsslich ist. Mit einer leicht kräftigeren Bouillon könnte man den Geschmack etwas ausgleichen. Trotzdem: Ein beachtliches Risotto.

 

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Fazit
Er war nicht einfach, dieser Risotto-Test. Und immer, je nach Koch, Zutaten oder Restaurant, eine Momentaufnahme. Gekocht waren alle Gerichte einwandfrei, auch wenn die Konsistenz zum Teil etwas flüssiger hätte sein können. Il Rusitcone präsentiert mit dem Martini und den Zitrusfrüchten eine super Idee – sehr empfehlenswert. Das Beste Risotto jedoch habe ich im Al Capone genossen. Hier stimmte alles. Wunderbar intensiver Geschmack, beeindruckendes Safran Aroma und gute Konsistenz. Mit 23.50 inklusive einem Stück Kalbsschnitzel auch preislich top. Nicht vergessen habe ich das Pilz-Risotto an der Braderie auf dem Brunnenplatz. Eines der besten Risotto welches ich dieses Jahr, hier in Biel gegessen habe.

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