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A5-Umfahrung

Und der Verkehr rollt

Nach zehn Jahren Bauzeit ist gestern der Ostast der A5-Umfahrung von Biel eröffnet worden. Die neue Auto bahn verbindet die Nationalstrassen aus Bern, Solothurn und dem Berner Jura. Vorwiegend soll sie die Stadt vom Durchgangsverkehr entlasten. Bei der Feier zeigte sich: Mit den Gedanken ist man bereits beim Westast.

Die Verzweigung Brüggmoos war neben dem Bau der Tunnel die grösste Baustelle, Bild: Matthias Käser
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Auf dem Ostast von Pieterlen nach Brügg

von Carmen Stalder


Man kommt nicht umhin, den gestrigen Tag als historisch für die Stadt Biel zu bezeichnen. Denn was gestern passiert ist, darauf hatten viele Menschen seit Jahrzehnten gewartet: 1975 fand eine erste öffentliche Auflage für den Ostast statt. Und nun, über 60 Jahre später, konnte der erste Teil der A5-Umfahrung dem Verkehr übergeben werden. «Ein Freudentag», sagte Thomas Varrin, Gesamtprojektleiter des Ostasts, zu Beginn der Eröffnungsfeier.

Infopavillon Längfeld, es ist kurz vor zehn Uhr. Bedrohlich dunkle Wolken ziehen über den Himmel, doch diese vermögen die heitere Stimmung unter den Angereisten nicht zu trüben. Vor dem roten Pavillon haben sich eine Regierungsrätin, der Direktor des Bundesamts für Strassen (Astra), Stadtpräsidenten, Gemeinderäte, Lokalpolitiker, Bauleiter, Regierungsstatthalter und sonstige geladene Gäste versammelt – kurz alles, was in der Region und darüber hinaus Rang und Namen hat. Das Nationalstrassennetz der Schweiz ist praktisch fertig gebaut und so will es sich kaum einer entgehen lassen, bei der Einweihung eines der letzten Teilstücke dabei zu sein.

Busse mit feierlicher Beflaggung bringen die Gäste über die Autobahn ins Brüggmoos. Im Eingang des Tunnels werden sie von Fanfaren der Musikgesellschaft Safnern empfangen – und einem grossen Transparent der Westast-Gegner, das allerdings schleunigst wieder entfernt wird. «Heute können wir ein weiteres Puzzleteil des schweizerischen Nationalstrassennetzes an den Bund übergeben», begrüsst Varrin die Anwesenden.


Plädoyer für den Westast

Bauherr des Ostasts war der Kanton, der im Auftrag des Bundes für den Nationalstrassenbau zuständig ist. Mit der Eröffnung hat der Bund die Zuständigkeit für die Strasse übernommen. Das Astra ist nun also für Betrieb und Unterhalt verantwortlich. Um diese Übergabe zu unterstreichen, übergibt Regierungsrätin Barbara Egger-Jenzer (SP) dem Direktor des Astra, Jürg Röthlisberger, zwei grosse Pakete:gefüllt mit allen Plänen und den Betriebsanleitungen für den Ostast.

Der Ostast gehörte zu den ersten Dossiers, mit denen sich Egger-Jenzer vor 15 Jahren als Regierungsrätin konfrontiert sah. «Das war nicht Liebe auf den ersten Blick», sagt sie. Als Sozialdemokratin habe sie sich nicht vorstellen können, eine Strasse zu bauen. In all den Jahren habe sie ihre Meinung geändert. Die Umfahrung sauge den Verkehr aus der Innenstadt und sorge damit für mehr Lebensqualität. «Der Ostast und ich – das ist Liebe auf den zweiten Blick.»

Voll des Lobes zeigt sich auch Biels Stadtpräsident Erich Fehr (SP). Die Umfahrung sei «aus technischer und baulicher Sicht eine Meisterleistung Schweizerischer Ingenieurskunst» und ein «Jahrhundertwerk für die Region». Einen nicht unwesentlichen Teil seiner Rede widmet Fehr dem noch fehlenden Stück der Umfahrung: dem Westast. Der Gemeinderat der Stadt Biel sei überzeugt, dass die verkehrlichen Ziele nur mit einem Westast erreicht werden können – und stehe deshalb auch hinter der jetzigen Planung, sagt Fehr in seinem Plädoyer. «Meine Damen und Herren, man kann Biel durchaus gerne haben und für den Westast einstehen.»


Den Kanton durchlöchert

Doch bevor es zu politisch wird, kommt es zu einer emotionalen Verabschiedung. Aldo Quadri, Projektleiter und oberster Bauführer des Ostasts, wird von Egger-Jenzer in die Pension entlassen – mit vier Jahren Verspätung, wohlgemerkt. In seinen 40 Jahren beim Kanton hat Quadri 16 Tunnels gebaut. «Er hat den Kanton durchlöchert», sagt die Regierungsrätin und übergibt ihm zum Abschied einen mit all diesen Tunnels bedruckten Bauhelm.

Langsam steigt die Spannung und damit auch die Kälte, die der Wind durch den Tunnel bläst. Es ist 11.20 Uhr. In einem symbolischen Akt wird im Tunnel der letzte Baustein eingesetzt. Mithilfe «unseres schönsten Lastwagens», wie Quadri sagt. Auf dem Stein haben mehrere Projektbeteiligte ihre Handabdrücke hinterlassen – ein wenig «Walk of Fame» im Bieler Tunnel.

Dann endlich darf das Band durchschnitten werden. Die Gemeindepräsidenten Marc Meichtry aus Brügg und Jürg Räber aus Orpund, Erich Fehr, Barbara Egger-Jenzer und Jürg Röthlisberger legen ihre Scheren an – und erklären den Ostast für eröffnet. Wenige Minuten später, es ist 11.45 Uhr, rollt tatsächlich das erste Auto auf den Tunnel zu. Ein junges Pärchen, Solothurner Kennzeichen. Seit einer Stunde hätten sie auf diesen Moment gewartet, sagen sie. Und bekommen neben viel Applaus einen dicken Blumenstrauss.

Danach kommen immer mehr Autos und Lieferwagen. Sind die ersten noch bewusst für die Eröffnung gekommen, sind die nächsten ganz einfach ihrem Navigationsgerät gefolgt. So auch ein Möbellieferant aus Luzern:«Als ich vor einigen Wochen hier war, musste ich noch viel weiter fahren», sagt er zufrieden. Dann gibt er Gas und verschwindet im Tunnel.

* * * * *

Buslinie 12 startet am Montag ihren Betrieb

- Ab Montag verbindet die Linie 12 der Verkehrsbetriebe Biel Brügg mit Bözingen.

- Der erste Kurs fährt um 06.04 Uhr ab Bahnhof Brügg ins Bözingenfeld. Damit können sich insbesondere Berufspendler den Weg über den Bieler Bahnhof sparen und von Bern her direkt von der S3 auf die Linie 12 umsteigen. Das bedeutet einen Zeitgewinn von 20 Minuten.

- Der Fahrplan ist abgestimmt auf die S3 am Bahnhof Brügg.

- Bedient ist die Linie von Montag bis Freitag, jeweils während der Spitzenzeiten morgens und abends im 30-Minuten-Takt.

- Es handelt sich vorerst um einen auf drei Jahre angesetzten Versuchsbetrieb.
 

 

 

Kommentare

ligerius47

Eine wahre Ampel " Manie " im Brüggmoos und in Bözingen. Im Brüggmoos Stau bis ins Migros-Center und in Bözingen Stau bis in den Kreisel. In den vergangenen Jahren waren die Kreisel die beste und billigste Verkehrslösung. Jetzt musste wieder einmal eine Kapitale Ampel Bestellung einer Klientel befriedigen. Eine wahre Meisterleistung des Kantons.


simona84

Ich bin heute von Neuenburg her Richtung Biel gefahren. Zu meinem Erstaunen zeigen die grünen Autobahn-Richtungs-Tafeln am See-Kreisel immer noch Richtung Innenstadt! Das darf nicht sein - bitte informieren Sie die betr. Stelen. Danke.


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