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Brett- und Kartenspiele

Amerika und andere Abenteuer

Die Möglichkeiten sind grandios: Von zuhause am Stubentisch aus können wilde Abenteuer und Herausforderungen aus allen Weltregionen und Epochen erlebt werden. 
Eine Auswahl der besten, neuen Gesellschaftsspiele.

Illustration verschiedener Brettspiele

Bernhard Zaugg

Wer träumt nicht davon, mal etwas wirklich Grosses zu schaffen? In spielerischer Form ist Vieles möglich. Das ist für sich ein Erlebnis. Und immer geht es auch um den Sieg. Der aber fällt niemandem einfach in den Schoss.

Showdown mit Spielkarten
Das zeigt sich schon bei «Wild Shots», einem Stichspiel mit viel Pulverdampf. Die Handkarten tragen alle einen Zahlenwert und ein Symbol aus dem Wilden Westen. Jeder Stich wird mit Siegpunkten belohnt, während laufend wechselnde Symbole Minuspunkte eintragen.

Diese zu vermeiden ist allerdings leichter gesagt als getan. Wie hole ich Punkte für Stiche, ohne mir dabei unerwünschte Symbole einzuhandeln? Wer nichts wagt, gewinnt auch nichts. Aber Übermut tut selten gut. Das alles braucht etwas Lernzeit, verläuft aber kurzweilig und überaus peppig. Wer wird der grösste Westernheld?

Hühner auf Beutezug
Ziemlich vertrackt verläuft auch «Chickwood Forest». Vor Burgen werden Schatz- und andere, auch bösere Karten abgelegt, die meisten davon offen, andere auch verdeckt. Dann nimmt sich jeder die Karten eines beliebigen Schlosses. Aber passen diese tatsächlich in die eigene Auslage? Oder gibt es böse Überraschungen?

Was völlig zufällig und unberechenbar wirkt, kann überraschend gut gesteuert werden. Oft reicht ein Blick zur Auslage der Gegner, um zu merken, was diese planen könnten. Trotzdem bleibt viel Platz für Unwägbarkeiten aller Art. Das muss man einerseits mögen. Und andererseits sorgt genau das für grosse Emotionen in der Runde.

Zweikampf der Zoobesitzer
Noch ganz andere und mehr Tiere gibt es bei «Zooloretto Duell». Zwei Zoobetreiber suchen sich Tiere für ihre Gehege zusammen. Mehr Tiere einer Sorte als der Gegner tragen Wertungschips ein. Ausserdem führen persönliche Eigenschaften der Tiere zu Plus- oder Minuspunkten und kriegen Paare Nachwuchs.

Alles ist hübsch gestaltet und verläuft recht kurzweilig. Dennoch kommt das Ganze nicht an den grossen Bruder «Zooloretto», das Spiel des Jahres 2007 heran. Eher etwas für absolute Fans also oder für Leute, die das Zoospiel mal testen möchten.

Der Mensch ist ein Garagentor
Pärchen spielen auch bei «Facecards» eine wichtige Rolle. Aus Handkarten mit Portraits mehr oder weniger bekannter Personen werden je zwei ausgesucht und eine in die Tischmitte und die andere offen vor sich abgelegt. Dann geht es ans Zusammensuchen möglicher Paare.

Speziell ist, dass es auch Karten mit Toren aller Art gibt, die ebenfalls zur Paarbildung verwendet werden dürfen. Sie tragen im Erfolgsfall zusätzliche Siegespunkte ein, sind aber auch deutlich schwerer einzusetzen und zuzuordnen. Umso grösser sind dafür dann das Staunen und der Jubel, wenn es am Ende dennoch klappt.

Gedankenlesen für Könner
Noch viel mehr die Gegner zu beobachten gilt es bei «Santo Domingo». Alle erhalten einen identischen Satz Spielkarten. Beim Ausspielen ist entscheidend, ob die eigene Karte in Konkurrenz zu anderen steht und weniger einträgt, oder ob ich die Vorteile alleine erhalte.

Das ist hübsch gestaltet und rasch verstanden. Der Erfolg fällt allerdings alles andere als leicht. Vielmehr muss versucht werden abzuschätzen, was die Mitspieler planen könnten. Und dennoch kommt alles oft anders heraus und sorgt trotzdem für Spannung und Spass.

Vom Wachstum der Bäume
Vergleichsweise still und friedlich verläuft dagegen «Kodama». Jeder hegt und pflegt einen eigenen Baum und sorgt mit Handkarten für Wachstum und neue Äste. Wichtig sind dabei kleine Symbole, die Punkte ergeben, wenn sie auf allen Karten bis zurück zum Hauptstamm zu finden sind. Ausserdem sorgen Spezialwertungen pro Jahreszeit für weitere Anforderungen und Siegpunkte.

Wer schafft es am besten, das alles bestmöglich zu berücksichtigen und wachsen zu lassen? Innert Kürze entwickeln sich die Auslagen zum prächtigen Blickfang. Ein wirklich einzigartiges Legespiel mit viel japanischem Touch.

Hasen ohne Ende
Auch bei «Bunny Kingdom» wird aufgebaut und ausgebreitet. Niedliche Hasenfiguren bevölkern rasch den grossen Spielplan und markieren Einflussgebiete. Dazu müssen passende Spielkarten ausgespielt werden können. Aber da die restlichen Karten stets dem Nachbarn weiterzugeben sind, ist gewissermassen steuerbar, was dieser alles tun könnte und was nicht.

Es gibt also Einiges abzuwägen, und dennoch verläuft alles flüssig und erstaunlich leichtfüssig. Und bis zuletzt bleibt spannend, ob die eigene Stellung noch verbessert werden kann oder ob die nötigen Karten ausbleiben. Der ganze Drafting-Mechanismus ist nichts Neues, wurde aber vermutlich noch nie hübscher eingepackt und ausgestaltet. Wer hat Lust auf den nächsten Wettstreit der Hasenhorden?

Kampf der Kulturen
Unterschiedliche Völker mit individuellen Eigenschaften kämpfen um die Vorherrschaft auf «Ethnos». Gleichartige Karten müssen gesammelt und abgelegt werden, um Einflussmarker in die Provinzen einsetzen zu können. Dabei sind mehr Karten immer wertvoller. Allerdings kann der Ausbau des Einflusses nur schrittweise erfolgen und ist das Ende der drei Spielrunden kaum vorhersehbar.

Da gibt es viel zu taktieren. Entscheidend ist dabei stets das richtige Timing. Ausserdem sind die Eigenschaften der Völker wertvoll. So gibt es Raum für überraschende Manöver und bleibt das Ganze bis zuletzt spannend. Ein tolles Mehrheitenspiel mit einfachen Regeln, das trotzdem viel Spass macht. Ein echter Geheimtipp.

Der Wilde Westen mal anders
Gleiches gilt grundsätzlich auch für «Pioneers». Mit Kutschen erschliessen die Siedler Amerika und besiedeln die einzelnen Städte. Dabei wird stets auf die jeweilige Berufsgruppe geachtet. Das ist historisch zwar nicht korrekt, macht das Ganze aber interessant. Ziel ist nämlich eine lückenlose Ausbreitung der Spieler über ganze Landesteile.

Wer geht dabei am besten mit den begrenzten Ressourcen um? Und wer behält den besten Überblick über das Geschehen auf dem grossen Spielbrett? Das strategische Western-Abenteuer verlangt und belohnt Einiges. Und dennoch wird niemand überfordert. Wirklich meisterlich.

Spektakel am Mississippi
Mindestens ebenso interessant ist «Riverboat». Vier Runden lang werden fünf Spielphasen abgewickelt, dann ist schon Schluss. Umso mehr muss geplant und im Griff behalten werden. So sind Gebietsplättchen möglichst sortenrein zu Ackerflächen auszulegen und die geernteten Erzeugnisse auf Schiffe zu laden, um Aufträge aller Art zu erfüllen und Siegpunkte zu ergattern.

Klar, dass da immer mehr getan werden möchte, als möglich ist. Und da alles aufeinander aufbaut, muss wirklich äusserst exakt und umsichtig agiert werden. Das ist nicht jedermanns Sache. Wer das Ganze aber beherrscht, darf wirklich stolz auf sich sein und den Sieg geniessen.

Auf nach Übersee
Geradezu entschlackt, aber nicht weniger anspruchsvoll ist dagegen «Trans Atlantic». Die Spieler betreiben eigene Schifffahrtsgesellschaften, die erbittert um Passagiere, Fracht und Posttransporte auf verschiedenen Weltmeeren kämpfen. Dazu müssen laufend neue, grössere und schnellere Schiffe und weitere Betriebsmittel gekauft und Handelsposten errichtet werden.

Das Ganze ist wunderschön gestaltet, benötigt viel Platz auf dem Tisch und lässt tief in die Zeit der Hochseefahrt um 1900 eintauchen. Ein Wirtschaftsspiel der Sonderklasse, das die richtige Strategie, den nötigen Überblick und clevere Entscheidungen verlangt. Wer ist der Schiffsmagnat, der alles im Griff hat?

Alpakawirtschaft für Kenner
Ebenso reizvoll und trickreich verläuft «Altiplano». Das Leben im südamerikanischen Hochland ist hart und vom Handel mit Fisch und Alpaka geprägt, doch gibt es auch andere Güter, die wichtig und wertvoll sind. Zu allem gibt es eine Vielzahl von Ressourcenplättchen, die aus dem eigenen Stoffbeutel gezogen werden müssen.

Das beeinflusst und erschwert die Planung der nächsten Spielzüge enorm. Vor allem gilt es jederzeit flexibel zu bleiben, um die gezogenen Plättchen bestmöglich einzusetzen. Aber genau das macht auch den ungeheuren Reiz und die Herausforderung dieses wunderbaren Strategiespiels der Extraklasse aus.

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