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Das Netflix für Gamer ist da

Serienjunkies haben Netflix, Musikliebhaber konsumieren Spotify. Gegen eine monatliche Abogebühr kann man sich diverse Inhalte mittels eines Streamingdienstes ganz einfach zu Gemüte führen. Einen solchen Dienst für Gamer gab es in der Schweiz bis jetzt noch nicht. Doch mit «Playstation Now» hat Sony eine Lücke für Videospielfans geschlossen. Doch für wen ist dieser Dienst überhaupt sinnvoll?

Grosse Auswahl an Spielen bei Playstation Now, Bild: zvg
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Simon Dick

Medieninhalte konsumieren geht heute sehr schnell und einfach. Dank diversen Streamingdiensten reicht ein Klick und der gewünschte Inhalt steht zur Verfügung. Wer Filme oder Serien anschauen will, benutzt beispielsweise Netflix. Wer auf eine riesige Musikbibliothek zugreifen möchte, geht zu Spotify. Diese und andere Dienste können mittels einer monatlichen Abogebühr frei genutzt werden. Die Angebote sind gross und werden immer grösser. Für jeden Geschmack gibt es einen passenden Inhalt.

Mit der Streaming-Technologie muss man nichts herunterladen und lange Wartezeiten sind Teil der Vergangenheit. Die Inhalte stehen jederzeit im Internet zur Verfügung, respektive in einem Datenzentrum und gelangen rasch zum Endkonsumenten. Einen solchen einfachen Dienst gab es für Gamer noch nicht. Doch jetzt ist der Streamingdienst Playstation Now auch in der Schweiz verfügbar und schliesst damit eine grosse Lücke im Unterhaltungssektor.

Was ist Playstation Now genau?
Wie Netflix oder Spotify ist Playstation Now ein Online-Dienst, der gegen die Bezahlung einer monatlichen Abogebühr von 16.90 Franken den Zugang zu einer grossen Bibliothek verschafft. Wer unsicher ist, kann den Dienst eine Woche lang gratis testen und in die Spiele-Bibliothek reinschnuppern. In dieser Dienstleistung stehen nur Videospiele im Angebot. Die Spiele werden ebenfalls wie bei anderen Portalen nicht heruntergeladen, sondern direkt über das Internet in Echtzeit gestreamt respektive zur Verfügung gestellt. Dieser Dienst ist in den USA und in Teilen Europas schon länger erhältlich. Nun kommt man auch in der Schweiz in den Genuss dieser Online-Dienstleistung.

Wie funktioniert der Dienst?
Den Zugang zu Playstation Now erhält man über die Spielkonsole Playstation 4 via installierter App. Wer bereits eine Systemaktualisierung bei seinem Gerät vorgenommen hat, wird die App bereits auf dem Startbildschirm erblicken. Anschliessend genügt ein Klick auf das Programm. Nach der Anmeldung und Bezahlung kann es auch schon losgehen.

Der Streamingdienst funktioniert auch auf Windows-PCs und Laptops mit diesem Betriebssystem. Auf Apple-Produkten funktioniert der Dienst nicht. Oder noch nicht. Wer den Dienst via PC benutzt, kann, falls vorhanden, den Playstation 4-Controller zur Steuerung verwenden oder kauft sich zusätzlich einen kompatiblen Controller im Fachhandel.

Wer Netflix kennt, wird mit dem Playstation Now-Menu schnell vertraut sein. Alles wurde sehr übersichtlich und userfreundlich gestaltet. Die Spiele sind sowohl nach Genre als auch alphabetisch unterteilt.  Nach einem Klick auf das Spiel wird der Inhalt geladen und schon kann man loslegen. Die Spielstände werden in der Cloud gespeichert und sind auch von anderen Geräten aus mit seinem Login zugänglich. Pro Login kann jedoch nur eine Person auf die Bibliothek zugreifen. Mehrere Spiele können also nicht parallel konsumiert werden.

Was für Spiele gibt es?
Momentan sind rund 500 Spiele in der Bibliothek vorhanden. Darunter sind unzählige, ältere Spieleperlen (siehe Zweittext unten). Da es sich um einen Dienst von Sony handelt, sind natürlich auch nur Videospiele dort zu finden, die für eine Playstation 3 oder eine Playstation 4 zu kaufen waren. Dabei sind nicht nur Spiele von den hauseigenen Studios, sondern auch andere Titel, die auf einer Sony-Konsole veröffentlicht wurden, erhältlich.

Das Lineup wurde gut ausgewählt. In der Bibliothek finden sich nicht nur zeitlose Klassiker, sondern auch Spiele, die man fast vergessen hätte. Auch die Genre-Vielfalt kann sich sehen lassen. Von knackigen Actionshootern bis zu kindergerechten Spielen und Sportversoftungen ist alles dabei. Wermutstropfen: Aktuelle Spiele, die neu in den Handel kommen, sind nicht auch automatisch auf dem Dienst verfügbar. Diese muss man wie gehabt separat im Handel oder online kaufen, werden dann aber nicht über Playstation Now konsumiert.

Das Problem mit der Technik
Im Gegensatz zu anderen Streamingdiensten wie Netflix oder Spotify, muss Playstation Now auf die Interaktionen des Spielers schnell reagieren. Wer Serien oder Musik streamt bekommt die Inhalte an einem Stuck geliefert. Bei einem Videospiel, wo der Spieler, die Spielerin aktiv teilnimmt, also seine Figuren steuert oder sonstige Aktionen mit den Tasten ausführt, muss das System in Echtzeit sehr schnell reagieren. Dies funktionierte im Test reibungslos. Selbst bei hektischen Actionspielen kam es im Test zu keiner merklichen Verzögerung. Eine gute bis sehr gute Internetverbindung wird aber für den Dienst vorausgesetzt. Sony empfiehlt offiziell eine Bandbreite von mindestens 5 Mbps, um den Dienst uneingeschränkt nutzen zu können. Der Test hat gezeigt, dass diese Datentransfer-Geschwindigkeit völlig ausreicht.

Einige Abstriche muss man jedoch bei der Bildqualität machen. Playstation Now streamt die Bilder momentan nur in einer Auflösung von 720p. Das führt bei den älteren Playstation 3-Spielen zu keinen Problemen, doch bei Spielen, die auf der stärkeren Hardware Playstaton 4 veröffentlicht wurden, sieht die Bildauflösung nicht mehr ganz so scharf aus. Der Grund liegt darin, dass die Playstation 4-Spiele mit aufgemotzten 1080p über den Bildschirm flimmern. Grafikfetischisten erkennen somit sofort, dass aktuellere Spiele etwas an ihrer bildlichen Qualität einbüssen müssen. Aber die Unterschiede sind für den Normalspieler so gut wie kaum ersichtlich.

Für wen ist dieser Dienst geeignet?
Wer mehrmals in der Woche zum Game-Controller greift und vor allem regelmässig immer die neusten Spiele konsumieren möchte, die im Handel erscheinen, wird mit Playstation Now nicht sehr viel anfangen können. Es sei denn er oder sie möchte auch ältere Spiele endlich spielen, die er oder sie noch nicht gespielt oder verpasst hat.

Wer bis jetzt nur am PC gespielt hat und immer neidisch ins Sony-Lager schielte, bekommt hier jetzt eine optimale Gelegenheit endlich auch die grossen exklusiven Sony-Titel auf dem PC oder auf dem Laptop zu spielen, ohne eine Playstation kaufen zu müssen.

Wer sich als Gelegenheitsspieler bezeichnet, ab  und zu mal einen Titel konsumieren möchte, dafür aber nicht viel Geld für neue Spiele ausgeben will und zudem nicht immer das Neuste spielen muss, hat hier einen überaus geeigneten und sehr bequemen Streaming-Dienst gefunden.


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Es warten viele Game-Blockbuster

Über 500 Games warten in der Bibliothek darauf gespielt zu werden. Darunter sind viele Klassiker, die man als Fan der interaktiven Unterhaltung einfach gespielt und erlebt haben muss.

Für die Action- und Abenteuerfreunde gibt es beispielsweise das geniale «The Last of Us», indem man in einer dystopischen Welt als erwachsener Mann ein Mädchen durch eine heruntergekommene, verseuchte Welt voller Gefahren begleitet. Die beiden Protagonisten entwickeln eine innige Beziehung zueinander, die ans Herz geht. Nebst vielen Emotionen gibt es natürlich auch knallharte Action, die nichts für zartbesaitete Gemüter ist.

Western, Abenteuer und Thriller
Auch der Western-Thriller «Red Dead Redemption» oder der Egoshooter «Killzone: Shadow Fall» sind eher härtere Kost, haben aber in der Vergangenheit von der Fachpresse als auch vom Publikum zu Recht hohe Wertungen erhalten. Beide Spiele überzeugen nicht nur durch ihre Optik, sondern sind Genre-Vertreter, die mit viel Inhalt lange an den Bildschirm fesseln.

Natürlich darf auch das Abenteuer-Game «Uncharted 3: Drake’s Deception» in der Sammlung nicht fehlen. Darin begleitet man den neumodischen Indiana Jones auf einem herrlich inszenierten Abenteuer, das inhaltlich als auch optisch Videospielgeschichte geschrieben hat. Hauptprotagonist Nathan Drake ist heute eine der bekanntesten Videospielfiguren überhaupt.

Für ganz viel Spannung sorgen «Bio-shock Infinite» und auch «Heavy Rain». Im ersteren wird man immer tiefer in eine abstruse Steampunk-Geschichte hoch über den Wolken hineingezogen, während man sich im letzteren auf die Suche nach einem Serienkiller macht und am Ende nur noch mit offenem Mund vor dem Bildschirm sitzt. Beide Titel zeichnen sich vor allem durch ihre unkonventionelle Art aus, wie mit dem Medium Videospiel eine spannende Geschichte erzählt wird.

Lego, Sport, Retro
Natürlich gibt es auch für jüngere Semester ganz viele Spiele auf dem Streamingdienst. Vor allem sind fast alle Lego-Versoftungen zu bekannten Themen wie «Harry Potter» oder «Batman» erhältlich.  Alle zeichnen sich durch ihre Niedlichkeit, farbenfrohe Gestaltung und einfache Handhabung aus. Und natürlich darf auch der bekannte Lego-Humor nicht fehlen.

Wer mit den Lego-Lizenspielen nicht viel anfangen kann, darf beim Hüpf- und Ballerspass «Ratchet & Clank: All 4 One» reinschauen oder bei «Tearaway Unfolded» in einer fantasievollen Papierwelt mit kuriosen Bewohnern auf Entdeckung gehen.

Wer simple aber auch herausfordernde Geschicklichkeitsspiele mag, spielt «Trick Towers» oder «Terraria». Selbstverständlich gibt es auch diverse Sportspiele wie die Basketball-Simulation «NBA 2K16» oder das Rennspiel «F1 2016». Die grossen Fussballmarken wie «FIFA» oder «Pro Evolution Soccer» fehlen jedoch aus lizenztechnischen Gründen in der Sammlung.

Wer lieber Retro-Spiele bevorzugt, wird mit dem knackigen Pixelshooter «Metal Slug 3» oder den famosen, zeitlosen Point and Click-Abenteuern «The Secret of Monkey Island: Special Edition» oder «Day of the Tentacle Remastered» sehr viel Spass haben.

 

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Es gibt noch (fast) keine Konkurrenz auf dem Markt

Die Gerüchteküche brodelt bereits sehr intensiv. Aber Konkurrent Microsoft hat offiziell noch keine Details zu einem ähnlichen Streamingdienst bekanntgegeben. Doch dass ein solcher Service für Video- und Computerspiele von diesem Technikkonzern kommen wird, ist ziemlich sicher.

Microsoft verfügt wie Konkurrent Sony über ein ebenso grosses Portfolio an Spielen. Es wäre unlogisch wenn Microsoft seine vielen Spiele, die bereits für ihre hauseigenen Konsolen und PCs erschienen sind, nicht für eine grosse Masse per Abogebühr zur Verfügung stellen würde. Ein ähnlicher Streamingdienst für die aktuelle Konsole Xbox One und für PC als auch Laptop ist nur eine Frage der Zeit.

Konkurrent Nintendo hat derzeit keinen ähnlichen Dienst im Angebot und nichts dergleichen angekündigt. Aber auch hier würden viele Nintendo-Fans sicherlich offene Türen einrennen. Bei einem schnellen Streamingdienst ohne Downloadzeit, wo alle Nintendo-Klassiker einfach in einer Game-Bibliothek griffbereit wären, würden viele sofort zugreifen. Dass eine grosse Fangemeinde und eine grosse Nachfrage an Klassikern vorhanden ist, zeigen die ausverkauften Minikonsolen wie Super NES Mini oder NES Mini.

«Geforce Now» ist ein Gaming-Dienst, der ebenso auf der Streamtechnologie basiert und Zugang zu einer Online-Spielebibliothek bietet. Der Dienst befindet sich  momentan noch in einer offenen Testphase. Dahinter steckt der Hardware-Hersteller Nvidia, der bereits für diverse Spielkonsolen Chips produziert hat.

Für knapp 12 Franken pro Monat, kann man damit diverse Spiele per Stream konsumieren. Im Vergleich zu Playstation Now sind aber deutlich weniger Spiele im Angebot. «Geforce Now» kann man auch so einrichten, dass man die Spiele auf dem heimischen Fernseher spielen kann, statt nur am Computer. Der Dienst braucht vor allem schnelles Internet. 10 Megabit pro Sekunde als Übertragungsrate gelten als Minimum, 50 Megabit pro Sekunde seien optimal, haben erste Tester berichtet. Um den Dienst zu nutzen, muss man zusätzlich noch einen passenden Receiver mit dem Namen «Shield TV» kaufen, um die Daten richtig zu empfangen.

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