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Gametipp

Ein Meisterwerk bekommt ein neues Kleid

«Shadow of the Colossus» hat im Jahr 2005 Millionen von Spielerinnen und Spielern weltweit begeistert. Jetzt gibt es ein Remake. Und ein erneutes Durchspielen lohnt sich auch heute noch.

Dieser Riese muss fallen, Bild: zvg
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Simon Dick

Die Erde bebt, Staubwolken werden aufgewirbelt, ein riesiger Kopf dringt aus dem Nebel hervor. Der Koloss kommt näher und wird immer grösser. Ich blicke respektvoll nach oben. Wo sind die Schwachstellen dieses Ungetüms? Wie kann ich an ihm hinaufklettern? Fragen über Fragen. Doch zuerst muss ich der riesigen Keule und den Füssen, die mich zertreten wollen, ausweichen. Ich weiss jetzt schon: Das wird kein leichtes Spiel.

Die Liebe ist die Motivation
Diese stampfenden, schlurfenden Riesen in dieser gottverlassenen Welt sind ganz klar die Stars in diesem Videospiel, dessen Ziel sehr simpel ist: 16 Kolosse müssen in dieser grossen Welt gefunden und getötet werden. Warum? Die Liebe ist der Grund. Denn der Held ist traurig und einsam. Sein geliebtes Mädchen liegt in einem Koma. Befreit werden kann sie nur mittels Magie, die in den Riesen schlummert. Um diese Energiequelle der etwas besonderen Art zu bekommen, müssen die Kolosse fallen. Also macht man sich mit dem Schwert auf dem Rücken seines treuen Pferdes auf die Reise, um einen nach dem anderen zu töten.

Unschuldige Riesen
Aber diese Riesen haben doch niemandem etwas getan? So mein ständiger Gedanke, wenn ich sie erklettere, die Schwachstellen herausfinde und sie schliesslich zu Fall bringe. Ja, diese armen Kerle sind eigentlich unschuldig und dennoch ist der Drang in mir grösser, das Spiel zu beenden respektive dem schlafenden Mädchen ihre Freiheit wieder zu schenken. Das ist eines dieser besonderen Merkmale von «Shadow of the Colossus», das sowohl bei der Erstveröffentlichung im Jahr 2005 als auch heute immer noch intensiv aufflackert. Man tötet eigentlich unschuldige Wesen, nur um ein Menschenleben zu retten. Das weiss man und trotzdem bringt man sie alle zu Fall. Der Gewissenskonflikt ist gross und allgegenwärtig.

Viele Fragen
Auf der Suche nach den Riesen ist die Einsamkeit ein ständiger Begleiter. Die menschenleere Welt mit ihren Ruinen und der malerischen Landschaft geht auch auf den Spieler über. Egal, ob man über ein weites Feld reitet, eine gigantische Brücke überquert oder versucht über zerklüftete Felsen zu gelangen, man fühlt sich verloren. Niemand ist für eine Interaktion anwesend, keiner spricht. Nur eine atmosphärische Musik begleitet mich durch eine Welt, die zahlreiche Fragen in mir weckt. Wer bin ich? Was mache ich hier? Wo liegt der Sinn? «Shadow of the Colossus» stellt viele Fragen, die der Spieler, die Spielerin selber beantworten muss.

Ein zeitloses Meisterwerk
Fazit: Das Remake, das vor allem optisch überarbeitet wurde, ist auch heute noch spielenswert. Selbst wenn man das Original bereits kennt, ein erneutes Durchspielen lohnt sich auch heute noch. Das Meisterwerk hat nichts von seiner Faszination verloren und stimmt immer noch sehr nachdenklich. Auch wenn sich durch die neue Optik die Welten etwas detailreicher präsentieren, haben sie nichts von ihrer tristen Einsamkeit verloren. Und immer ist da dieses schlechte Gefühl, wenn man einem Koloss das Leben nimmt. Das Spiel berührt, hat ein sehr emotionales Ende und schenkt dem Spieler, der Spielerin eine interaktive Erfahrung, die man gemacht haben muss.

Info: «Shadow of the Colossus» ist erhältlich für Playstation 4 und freigegeben ab 12 Jahren.

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