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Ein Wiedersehen mit liebgewonnenen Figuren

Ab dem 23. Februar baut Disney Plus mit seiner neuen Rubrik Star das Angebot weiter aus. Vor allem mit Kult-Serien und Filmen für Erwachsene sollen die Abozahlen nach oben wandern. Der Plan könnte aufgehen.

Unterschiedliche Menschen auf einer mysteriösen Insel: «Lost» hat TV-Geschichte geschrieben und lädt nun zu einem Wiedersehen ein.

von Simon Dick

Wer Disney Plus abonniert hat, ist mit den grossen Kacheln auf dem Startbildschirm bestens vertraut. Mit einem Klick gelangt man in den Bereich von Marvel, Star Wars, Pixar oder National Geographic. Diese Kacheln müssen bald zusammenrücken, denn ein neues Fenster wird ab dem 23. Februar für noch mehr Inhalte sorgen.

Mit Star öffnet Disney die Tür zu einer grossen Sammlung an Filmen und Serien. Dahinter befinden sich beispielsweise Produktionen aus dem Hause 20th Century Studios, das mittlerweile zum Mäusekonzern gehört. Star soll auch als Anlaufstelle für erwachsene Inhalte dienen. Dabei geht es keineswegs um erotische Produktionen, sondern um Filme und Serien aus dem Action-, Mystery- und Horrorbereich.

Ausserirdische, Vampire und eine Insel
Zum Start von Star bietet Disney ein üppiges Angebot, bei dem jedem Serienjunkie das Wasser im Mund zusammenläuft. Von Fantasy bis Horror, von Drama bis Comedy, für viele unterhaltsame Stunden ist gesorgt. Auch wenn einige die Serien auswendig kennen und die DVD-Versionen schon seit Jahren im Regal schlummern, zielt Disney geschickt auf die damit verbundenen positiven TV-Erinnerungen, die auf Knopfdruck reaktiviert werden.

Eines dieser Nostalgie-Zugpferde ist «Akte X – die unheimlichen Fälle des FBI» (1993 bis 2002). Diese spannende Serie mit den lieb gewonnenen Figuren Fox Mulder (David Duchovny) und Dana Scully (Gillian Anderson) hat Fernsehgeschichte geschrieben. Sie sorgte nicht nur für einen gewaltigen Mystery-Boom bei den amerikanischen TV-Sendern, sondern hob die Serie als Erzählmedium dank ausgeklügelten Plot-Entwicklungen auf ein neues Level.

Auch «Buffy – im Bann der Dämonen» (1997 bis 2003) zog damals die Teenager in Scharen vor die Flimmerkiste. Die Irrungen und Wirrungen rund um eine junge Vampirjägerin (Sarah Michelle Gellar) entwickelten sich ebenfalls zu einem TV-Kult, der kein Ende finden wollte.

Und schliesslich wäre da noch das Zugpferd der Zugpferde: «Lost» (2004 bis 2010). Auch wenn sich die TV-Gemeinschaft über das nicht befriedigende Ende lautstark echauffierte, war diese Serie ein perfekter Magnet, bei der ein fieser Cliffhanger auf den nächsten folgte.

Eine Gruppe von Überlebenden muss sich nach einem Flugzeugabsturz auf einer angeblich einsamen Insel arrangieren. Jede und jeder hat eine dunkle Vergangenheit und alle sind sie irgendwie auf die eine oder andere Art miteinander verbunden. Keine andere Mystery-Serie sorgte damals für so viel Diskussionsstoff. In Internet-Foren tauschten sich Fans weltweit aus und versuchten gemeinsam hinter das Geheimnis der Insel zu kommen, die immer mehr Fragen aufwarf.

Ärztinnen, Nachbarinnen und eine Liebe
Auf Star wartet aber nicht nur Unheimliches und Übersinnliches, sondern auch das ganz einfache Leben, das mit einer Extraportion Drama serviert wird. «Grey’s Anatomy – Die jungen Ärzte» (2005 bis heute) versammelte hauptsächlich ein weibliches Publikum vor die Bildschirme, die jede Woche Dramen rund um angehende Ärztinnen und Ärzte zeigte. Dabei wurde gelitten, gestritten, geweint, gelacht und geliebt.

Ein Wechselbad der Gefühle lieferte auch die erfolgreiche Drama-Serie «Desperate Housewives» (2004 bis 2012), bei der sich hinter der idyllischen Vorgarten-Kulisse tiefe Abgründe auftaten. In einer angeblich liebevollen Nachbarschaft kam es zu Tötungsdelikten, Verbrechen und einem Versteckspiel nach dem anderen. Mit einer raffinierter Erzählstruktur wurden Zuschauerinnen und Zuschauer verwirrt und immer wieder aufs Neue überrascht.

Lustig, aber oft nicht minder dramatisch war die Comedy-Serie «How I Met Your Mother» (2005 bis 2014), in der uns Ted Mosby (Josh Radnor) über mehrere Staffeln lang mit ausufernden Details erzählte, wie er die Mutter seiner Kinder kennen und lieben gelernt hatte. Genau wie bei «Lost» waren viele mit dem Finale nicht zufrieden. Aber durch geniale Drehbucheinfälle wurde auch diese Serie zum Pausengespräch.

Mörder, Jugendliche und ein Archiv
Nebst vielen Kult-Serien öffnet Disney auch ein Filmarchiv, in dem es auch mal ruppig und blutig zur Sache geht. Der Actionknaller «Die Hard» («Stirb langsam»), die Neuauflage «Planet of The Apes» («Planet der Affen») oder die unkonventionelle Comicverfilmung «Deadpool» sind nur drei Beispiele, die zeigen, dass es Disney mit dem Erwachsenenprogramm ernst meint. Insgesamt befinden sich über 50 Serien und mehr als 250 Filme in der Warteschlange. Jeden Monat sollen neue Inhalte dazukommen.

Wie es sich gehört, gibt es auch neue, exklusive Inhalte, sogenannte Originals, zu sehen. In der Krimi-Serie «Big Sky» geht es um eine Entführung und die Jagd nach einem Mörder. In der Animationsserie «Solar Opposites» steht eine Alien-Familie, die auf der Erde landet, im Mittelpunkt.

Und die Teenie-Serie «Love, Victor» spielt in der Welt des Films «Love, Simon», in dem sich ein junger Mann mit seiner sexuellen Orientierung auseinandersetzen muss.
Auch wenn sich neue Inhalte vorerst an einer Hand abzählen lassen, erfüllt Star die Wünsche von vielen Serienjunkies, indem Kultprodukte zu einem Dienst des Vertrauens wandern und die Nostalgie bereitsteht. Gespannt wartet man nun auf den nächsten Schritt von Konkurrent Netflix. Denn mit dem Start von Star verliert dieser Streamingdienst einige wichtige Inhalte, die jetzt unter der Disney-Marke laufen.

Info: Disney Plus kostet pro Monat 9.90 Franken (Jahresabo: 99 Franken). Ab dem 23. Februar kostet der Dienst 12.90 Franken pro Monat (Jahresabo: 129 Franken).

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