Schnell, leise, ausverkauft

Simon Dick

Die Playstation ist für den japanischen Elektronik-Konzern Sony von grösster Wichtigkeit. Der Technik-Gigant verdient mit seiner Spielkonsole, die seit 1994 immer wieder durch ein neues Modell ersetzt wird, nicht nur einen grossen Anteil seines Umsatzes, sondern hat mit dieser Marke auch ein Lifestyle-Produkt erschaffen, das als Synonym für die Videospielkultur gilt. Seit Sony in den 90er-Jahren mit der ersten Playstation in das Videospielgeschäft einstieg, kletterten die Verkaufszahlen regelmässig nach oben.

Eine neue Ära soll beginnen
Wenn eine neue Hardware-Generation erscheint, ist das für Freundinnen und Freunde der Videospielkultur ein ganz besonderes Ereignis. Denn es ist seltener geworden, dass eine komplett neue Spielkonsole das Licht der Welt erblickt. Sieben Jahre ist es her, seit Sony die Vorgängerkonsole Playstation 4 veröffentlicht und die Dominanz auf dem Videospielmarkt gefestigt hat. Eine lange Wartezeit, die theoretisch auch noch länger hätte dauern können. Denn die Videospiele, die noch in diesem Jahr exklusiv für Sonys Spielkonsole erschienen, waren von einer hohen Qualität und boten vor allem optische Spielereien, die überraschten und eine neue Hardware-Generation eigentlich unnötig machten. Doch Sony weiss, dass sich mit neuer Hardware eine Unmenge an Geld verdienen lässt. Nun also ist sie da, die Playstation 5, und möchte eine neue Ära der Videospiele einläuten. Das gelingt vorerst aber nur teilweise.

Unglaublich leise
Die neue Playstation weist nach der Installation vor allem zwei grosse Vorteile gegenüber der letzten Generation auf: Erstens ist sie unglaublich leise im Vergleich zur Vorgängerin geworden, die mit den Jahren immer lauter wurde. Schuld daran ist die Kühlungs- respektive Lüftungsmechanik, die unter dem Druck der Berechnungen von immer komplexeren Videospielwelten intensiver arbeiten musste und die Konsole somit regelmässig zum Heulen brachte. Die Playstation 5 hingegen gibt kaum einen Mucks von sich. Still und leise rechnet sie brav vor sich hin.

Zweitens ist die Playstation 5 um ein Vielfaches schneller geworden. Lange Ladezeiten gibt es nicht mehr. Hat man sich als Spieler beim Vorgängermodell stets darüber aufgeregt, wenn ein Ladebildschirm den Spielfluss unterbricht, gehört dieser Zustand nun definitiv der Vergangenheit an. Denn mit der neuen Technik geht das Berechnen von digitalen Welten viel schneller vonstatten. Dadurch gibt es während des aktiven Spielens keine merklichen Unterbrüche mehr, und die Immersion wird dadurch noch verstärkt.

Das Startmenü wirkt im Vergleich zur Vorgängerin viel aufgeräumter: Die Kacheln auf dem Startbildschirm sind kleiner geworden und geben mehr Raum zum Atmen. Dadurch bietet sich zwar vermehrt Platz für personalisierte Werbung, doch diese hält sich bis jetzt noch in Grenzen. Es gibt jetzt zudem je einen einzelnen Bereich für die Spiele und einen für die Medien, wo die Apps für Streamingdienste wie Netflix oder Disney Plus angesiedelt sind. Damit macht die Playstation 5 im Menu auch optisch klar, dass sie nicht nur eine Spielkonsole sein will, sondern auch als Medienwiedergabe-Zentrum dient. Auch hier verläuft der Wechsel übrigens blitzschnell. Möchte man sein Spiel kurz unterbrechen, um seine Lieblingsserie fortzusetzen, geschieht der Wechsel unglaublich schnell und der nicht genutzte Inhalt schlummert im Hintergrund, um nach Wunsch sofort wieder aktiv zu werden.

Das Highlight und sein Nachteil
Der neue Controller wurde nicht nur optisch überarbeitet, sondern erhielt auch eine neue Technik. Der sogenannte Dual-Sense-Controller versprüht echtes Zukunfts-Flair. Durch ausgeklügelte Technik überträgt sich jederzeit das Spielgeschehen auch auf die Hände. Eine neuartige Vibrationstechnik sorgt dafür, dass die Hände sprich der Spieler richtig fühlen können, wenn die Figur beispielsweise durch Matsch läuft oder Regentropfen auf sie herniederprasseln.

Jede Bodenbeschaffenheit, jedes Wetterverhältnis und andere Schauspielerinnen und Schauspieler auf dem Bildschirm übertragen sich somit jetzt direkt auf die Spielenden. Wer diese neue haptische Bindung an das Videospiel zum ersten Mal fühlt, wird aus dem Staunen so schnell nicht mehr herauskommen. Diese neuartige Technik ist wahrlich revolutionär und beweist, dass hier ein Gerät der nächsten Generation ins Wohnzimmer Einzug hält.

Das Ganze hat aber auch einen Nachteil: Wenn ein Spiel diese neuen immersiven Möglichkeiten nutzt, frisst der Controller sehr viel Strom, und nach etwa sechs Stunden muss er schon wieder aufgeladen werden.

Hässlich oder nicht?
Als die Playstation 5 vor ein paar Monaten zum ersten Mal in der Öffentlichkeit gezeigt wurde, kam das sehr futuristische, abgehobene Design nicht überall gut an. Im Gegenteil: Das japanische, sehr extravagante Aussehen sorgte für viel Kopfschütteln. Eine solch verspielte Konsole gab es noch nie, und bei der Grösse fragten sich viele, wie dieses Ungetüm überhaupt in das TV-Regal passen soll.

Über Geschmack mag man sich streiten, aber hat die Playstation 5 seinen Platz im heimischen Wohnzimmer gefunden, tut sie vor allem eins: Sie zieht die Blicke magisch auf sich. Die weisse, kurvige Spielkonsole wirkt keineswegs wie ein Fremdkörper, sondern eher wie ein wertvolles Kunstobjekt, das man auch bei Nichtbetrieb sehr gerne mit grossen Augen ansieht.

Kaufen oder nicht?
Knapp 500 Franken kostet die neue Playstation 5. Es gibt auch eine abgespeckte Version, die ohne Laufwerk daherkommt und wo die Spiele online gekauft respektive heruntergeladen werden. Diese Variante kostet dann nur noch knapp 400 Franken. Technisch gesehen lässt die neue Spielkonsole keine Wünsche offen. Das Problem ist derzeit nur, dass es noch keine wirklich herausragenden Spiele dazu gibt, die dafür sorgen, dass man sich diese neuste Version auch unbedingt kaufen muss (siehe Zweittext unten).

Auch Exklusivtitel sucht man zum Start vergebens. Blockbuster-Games von grossen Studios sind erst für das kommende Jahr angekündigt. Somit lohnt sich der Kauf vorerst nur bedingt. Liebäugelt man dennoch mit dem schicken Gerät, wird der Traum sowieso schnell verpuffen. Denn aktuell ist die Playstation 5 ausverkauft. Zum kommenden Weihnachtsgeschäft sollen die Regale aber wieder gefüllt werden. Exklusive Videospiele werden aber auch zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorhanden sein.

Von der Playstation 5 gibt es zwei Versionen, Bild: zvg

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Auf der Suche nach dem grossen Spiel
Zum Start der neuen Generation herrscht noch keine grosse Spielewelle. Zwar werden bereits auf dem Markt erhältliche Videospiele für die neue Konsole nochmals grafisch aufgepeppt, aber exklusive Titel, die es nur für die Playstation 5 gibt, können an einer Hand abgezählt werden.

«Spider-Man: Miles Morales» wurde ursprünglich als Start-Titel für die Playstation 5 beworben, bekommt jetzt aber ebenfalls eine Playstation-4-Version und verliert somit seine Exklusivität. Darin schlüpfen wir nicht etwa in den bekannten Peter Parker, sondern dürfen die ersten Gehversuche von Miles Morales miterleben, der sich in New York als neuer Spider-Man beweisen muss. Gerade die Playstation-5-Version zeigt sich hier optisch von ihrer besten Seite: Wunderschöne Lichteffekte und detaillierte Optik zeigen, was technisch in der neuen Konsole steckt.

«Spider-Man: Miles Morales», Bild: zvg

Auch das bunte Hüpf- und Knobelspiel «Sackboy: A Big Adventure» teilt dasselbe Schicksal wie «Spider-Man: Miles Morales», sprich es ist kein Exklusivtitel für die Playstation 5. Dafür sorgt auch diese Version für noch schönere Grafiken, bleibt in Sachen Spielbarkeit aber genau gleich wie die Playstation-4-Verison.

«Demon’s Souls» ist zwar ein Remake eines Klassikers, hat aber zumindest die Playstation-5-Exklusivität erhalten. In diesem Abenteuer versucht man als Ritter, in einer von Dämonen und Geistern besetzten Welt schlicht und einfach zu überleben. Die Gegner sind beinhart, und das Fluchen im Wohnzimmer gehört bei diesem schwierigen Videospiel zur Tagesordnung. Auch wenn es nur ein Remake ist, überzeugt diese jüngste Version mit überarbeiteten Grafikeffekten und einer grossen spielerischen Herausforderung.

«Demon’s Souls», Bild: zvg

Auch das im Lieferumfang bereits installierte «Astro’s Playroom» ist exklusiv und zum Start das wohl interessanteste Videospiel, da es auf die Eigenheiten des Controllers eingeht und als perfektes Demo-Spiel fungiert. Als kleines Roboterwesen durchstreift man kunterbunte Welten und wird dabei Schritt für Schritt in die Eigenschaften des neuen Controllers (siehe Haupttext oben) eingeführt. «Astro’s Playroom» ist auf jeden Fall ein gutes Spiel, um zu zeigen, was die neue Playstation 5 technisch auf dem Kasten hat.

«Astro’s Playroom», Bild: zvg

Fazit: Herausragende Videospiele, die exklusiv nur auf der Playstation 5 spielbar sind und unbedingt gekauft werden müssen, lassen also noch auf sich warten. Erst im nächsten Jahr sollen die ersten grossen Spiele an den Start gehen und werden versuchen, das Beste aus der Hardware zu kitzeln. Spieltechnisch ist also noch viel Luft nach oben. sd