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Philippe sucht

Unser Spitzenkoch auf der Suche nach… dem besten Billig-Wein

Zweimal pro Monat macht sich unser Spitzenkoch Philippe Berthoud auf die Suche nach den besten Lebensmitteln. Diese Woche auf dem Programm: Wo gibt es den besten Billig-Wein?

Hauptsache billig: Unser Spitzenkoch hat einen gefährlichen Job.

von Philippe Berthoud

Zweimal im Monat mache ich mich auf die Suche nach den besten Lebensmitteln in Biel und Umgebung. Ich teste alles, was ess- und trinkbar ist. Vom Wienerschnitzel zum selbst gemachten Eistee, vom Gipfeli zum lokalen Bier. Den Test dokumentiere ich mit Fotos. Alles jedoch ohne Gewähr - denn es geht um meinen persönlichen Geschmack und meine Vorlieben.

Dieses Mal teste ich Weisswein. In fünf verschiedenen Läden habe ich nach dem billigsten Weisswein gegriffen, den ich finden konnte. Egal, ob Aktion oder nicht, egal welches Land und egal was die Kassiererin denkt - es musste der Billigste sein.

Bei gefühlten 58 Grad im Schatten, die Füsse im Eiswasser und die Lippen am gekühlten Weisswein, sitze ich auf der Terrasse.

Was wunderbar tönt, ist gefährlicher als der Job eines Stuntmans in einem Bollywood Film. Ich riskiere einen Leberschaden und einen Kieferkrampf. Für dich mein lieber Leser, teste ich Billig(st)-Wein. Ein schwerer Kopf ist vorprogrammiert.

Zum Test:


La Côte „Les Hérons“ 2014 Chasselas - Vin Vaudois. Gekauft bei Denner. Bezahlt: Fr. 4.20

Helles Strohgelb. In der Nase sehr ansprechend, Noten von Ananas und Kräutern. Im Gaumen spritzig, ich schmecke etwas Grapefruit und Limette. Vorhandene Bitternoten. Korrekter Wein zum Apéro oder Käsespeisen und erstaunlich gut für die 4.20.

 

Chasselas de Romandie. Selection Le Muriset. 2014. Gekauft im Coop. Bezahlt: Fr. 5.50

Auch hier ein sehr heller Wein mit grünlichen Reflexen. Sehr verhalten in der Nase. Auch im Gaumen eher enttäuschend. Wenig Aroma, flach. Leicht bemerkbare Süsse im Abgang. Dieser Wein ist schnell vergessen. Mit diesem Geld kauft du lieber zwei Flaschen vom nächsten Wein.

 

Chardonnay „Collezione Villa Gatti“ 2014 - Italien Gekauft bei Aldi Bezahlt: Fr. 2.95

Sehr üppige Nase, typisch Chardonnay. Weisse und gelbe Früchte, vor allem Pfirsich und Apfel. Im Gaumen hält leider nicht was die Nase verspricht - dennoch gut eingebundene Säure, fruchtige Aromen wie Ananas und erneut Pfirsich. Kurz. Ein Wein zum Riechen. Trinken kann ihn ein andrer.

 

„La Suisse“ Edelweiss - Chasselas 2013. Gekauft bei Manor. Bezahlt: Fr. 7.50

Frische, typische Chasselas Nase. Mehr nicht. Ist nicht gerade so, als tanze er im Mund. Ist eher müde. Sehr kalt getrunken aber sicher in Ordnung. Warum nicht als Begleitung zum Fondue.

 

Weinkenner, „Leopold“ Grüner Veltliner 2014 - Österreich Gekauft bei Lidl. Bezahlt: Fr. 3.80

Zeigt sich pfeffrig, mit Zitrone und Apfel. Typisch Grüner Veltliner eben. Hat eine hohe Säure, was ihn spritzig macht. Dennoch gute Fruchtaromen. Zeigt wohl zu Fisch, mit einer cremigen Sauce, etwas mehr an Potential.



Fazit

Verglichen mit anderen Weinen; Weinen die mit Sorgfalt gekeltert wurden, eventuell sogar von Hand gelesen und mal ein Barrique von innen gesehen haben, sind die von mir getesteten Weine als „trinkbar“ einzustufen. Die Weine sind eher säurehaltig mit einigen Fruchtaromen und eignen sich dadurch als Apéroweine oder als Begleiter zu einem Fondue oder Raclette. Auch eignen sich die Weine um eine grössere, angetrunkene Gruppe bei Laune zu halten.

Am besten hat mir „Les Hérons“ vom Denner gepasst. Ein für mich typischer, aber einfacher Chasselas. Auch der Grüne Veltliner vom Lidl ist nicht zu verachten. Für 3.80 kann man da nichts falsch machen.

Von hinten schleicht sich langsam eine schwere Müdigkeit an und schleppt mich in’s Bett. Mein schwerer Kopf freut sich auf das Kissen - meine Leber hat sich schon verabschiedet.


Für seinen letzten Beitrag machte sich Philippe Berthoud auf die Suche nach dem besten Gipfeli von Biel. Den Artikel gibt es unter diesem Link.

 

Info: Der Bieler Philippe Berthoud ist einer der wenigen Köche, die nicht in einem Restaurant oder Hotel tätig sind. Als selbstständiger Koch ist er vielseitig beschäftigt: Er schreibt Kochbücher, gibt Kochkurse und schreibt Rezepte für Firmen und Schulen – um nur drei seiner Projekte zu nennen. Mehr über ihn erfahren Sie auf seiner Internetseite oder seiner Facebook-Page.


 

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Berthoud kocht das Chessu-Spenden-Dinner

Am 29. August 2015 lädt das AJZ zusammen mit dem Sternekoch Philippe Berthoud zum grossen Gourmet Dinner in den Chessu.

«à la Coupole» heisst die Spendenaktion der etwas anderen Art. Wenn das älteste autonome Jugendzentrum der Schweiz zusammen mit dem lokalen Gourmetkoch Philippe Berthoud zum Spenden-Anlass aufruft, trifft Subkultur auf Haute Cuisine - eine aussergewöhnliche Melange - hier wird nicht «à la Carte» sondern eben «à la Coupole» aufgetischt!

Die Teilnehmer erwartet ein 6-Gänge-Gourmet-Menu sowie ein kulturelles Überraschungsprogramm, bei dem garantiert alle Sinne auf ihre Kosten kommen werden. Das Dinner richtet sich an Feinschmecker und Kulturliebhaber, an Gönner und Sympathisanten. Mit dieser Spendenaktion werden Gelder für das Umbauprojekt «Coupole bleibt Coupole» gesammelt.

Für die Teilnahme ist eine Anmeldung erforderlich. Reservationen können erst nach Bezahlung garantiert werden. Anmeldungen bitte via Webformular auf www.ajz.ch oder E-Mail an dinner@ajz.ch

Jeder Teilnehmer bezahlt und spendet, soviel er kann und will: Plätze gibt es ab 150 Franken. Gönner können ab 500 Franken pro Person einen Platz reservieren; Sponsoren ab 1000 Franken pro Person (auf Wunsch im Séparé).

8-tung: das 6-Gänge-Menu ist nicht vegetarisch! Auf Wunsch wird dies berücksichtigt.

 

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