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Abenteuer

Auf der Suche nach dem ewigen Leben

Die bekannteste Videospiel-Heldin ist zurück. «Rise of the Tomb Raider» zeigt eine brutale, aber auch verletzliche Lara Croft, mit der man sehr gerne einen Gipfel besteigt.

Auf Entdeckungstour: Lara Croft muss nicht nur in der Wildnis überleben, sondern geht auch regelmässig auf die Schatzsuche, Bild: zvg
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von Simon Dick

Dass sich die junge Dame keine schlimme Lungenentzündung einfängt, ist beachtlich. Lara Croft muss über sehr starke Abwehrkräfte verfügen. Ohne dicke Winterjacke stapft sie oft durch malerische Schneelandschaften in den Bergen, taucht in eiskalten Gletscherseen nach Schätzen und trotzt den kräftigen Sturmböen auf schwindelerregend hohen Berggipfeln. Doch die Abenteurerin zittert, friert, stöhnt vor Schmerzen und kämpft gegen die Launen der gnadenlosen Natur.

Nicht nur Rundungen
Lara Croft, das ist jene Videospielfigur, die 1996 vor allem durch ihre sehr weiblichen Rundungen für Aufsehen sorgte. Die gigantische Oberweite verzückte damals vor allem die männlichen Spieler. Doch das allererste «Tomb Raider» hatte noch viel mehr zu bieten, als weibliche Reize. Eine spannende Geschichte paarte sich mit knackigen Action- und Rätseleinlagen. Eine der erfolgreichsten Game-Franchisen wurde geboren und hat zahlreiche Fortsetzungen hervorgebracht. Lara Croft wurde schnell zur bekanntesten Videospielheldin. Sie hatte Auftritte in Musikvideos, zierte das Cover von vielen Magazinen und schaffte es sogar auf die grosse Kinoleinwand. Die Marke wurde ausgeschlachtet, bis 2008 der grosse Fall begann und die Verkaufszahlen zurückgingen.

Nach einer langen Ruhepause haben sich die Entwickler besinnt und schenkten der bekannten Abenteuerreihe, vor allem der Protagonistin, ein frisches Aussehen. 2013 sorgte die Neuinterpretation «Tomb Raider» für volle Kassen (das BT berichtete). Frau Croft hat eine grosse Portion Realismus bekommen. Überdimensionale Brüste und langweilige Geschichten wurden wegradiert. Zwei Jahre später nach dem Erfolg darf man wieder in die klitschnasse Haut von Madame Croft schlüpfen. Ein neues Abenteuer beginnt, das den Vorgänger in mehreren Bereichen in den Schatten stellt.

Nach ihrem übernatürlichen Erlebnis auf einer asiatischen Insel zieht es Lara Croft nach Sibirien, wo sie eine verschollene Stadt und das Geheimnis der Unsterblichkeit sucht. Parallel hadert sie mit dem Tod ihres geliebten Vaters und möchte seinen Namen reinwaschen. Denn das Vatertier war angeblich in dunkle Machenschaften verwickelt und sorgte für negative Schlagzeilen.

Gewalt von beiden Seiten
Lara ist stark, stur und ziemlich kaltblütig. Doch sie hat auch ihre verletzlichen Seiten. Sie zeigt Emotionen, ist verwundbar und hat Angst. Kurz: Sie bringt eine grosse Portion Realismus in die Videospielwelt, die von knallharten, vor allem männlichen Helden ohne Makel dominiert wird. In «Rise of the Tomb Raider» sucht die Heldin nach der Quelle der ewigen Jugend. Unterwegs trifft sie nicht nur alte Bekannte und neue Mitstreiter, sondern auch auf Mitglieder einer Geheimorganisation, die die mysteriöse Quelle für sich beanspruchen. Die Antagonisten sind aber nicht plakativ. Die Schurken handeln nicht nur hinterhältig, weil das Drehbuch nach einem Gegenpart verlangt, sondern sie verfolgen persönliche Ziele. Man empfindet fast schon Mitleid mit der Gegenseite, wenn sie ihre Beweggründe offenbart – aber nur fast. Denn «Rise of the Tomb Raider» ist abseits des Gefühlschaos auch ein intensiver Actiontitel, bei dem ohne Rücksicht auf Verluste Gewalt ausgeübt wird, und zwar von beiden Seiten. Auch die Heldin langt ordentlich zu und bringt ihre Widersacher oft mit bestialischen Gewaltausbrüchen ins digitale Jenseits. Das ist von der zierlichen Heldin nicht nett, unterstreicht aber ihren Überlebensinstinkt und ihre Hartnäckigkeit, selbst an den mysteriösen Schatz zu gelangen. Die Heldin hat Ecken und Kanten, das gefällt.

Die Optik ist vom Feinsten und zeigt wunderschöne, fast fotorealistische Landschaften. Egal ob heftiger Schneesturm, strömender Regen oder herrliche Weitsicht in ein von der Sonne zärtlich gestreicheltes Tal, wie bei einer realen Bergwanderung muss man einfach auch mal inne halten und die Gegend betrachten. Wenn sich dann auch noch die Tierwelt mit Hoppelhasen und Eichhörnchen freundlich präsentiert, möchte man den Machern persönlich gratulieren. Doch die Natur hat auch ihre hässlichen, gefährlichen Seiten. Abseits des rauen Klimas machen Tiger und Bären der Abenteurerin das Leben schwer. Doch mit den richtigen, selbst gebastelten Waffen und einer Prise Taktik überlebt frau auch diese Gefahren.

Es gibt viel zu entdecken
Fazit: «Rise of the Tomb Raider» ist noch besser als der schon sehr gelungene Vorgänger geworden. Die Figuren haben noch mehr Tiefe erhalten, die Geschichte fesselt bis zum Schluss. Das Wandern durch die wunderschönen Landschaften, das Stöbern durch detaillierte Katakomben und weitläufige Höhlensysteme ist ein Genuss. Abseits der Hauptgeschichte warten zudem viele Nebenmissionen, die optional ausgeführt werden dürfen. Dadurch verlängert sich der Spielspass um mehrere Stunden. Es gibt viele Schätze, Antiquitäten und versteckte Gegenstände zum Sammeln. Das weckt den Sammeltrieb und  Abenteuergeist zusätzlich und erfreut Fans der ersten Stunde besonders.

Info: «Rise of the Tomb Raider» ist exklusiv erhältlich für die Xbox One und die Xbox 360. Die Version für die Playstation 4 folgt erst in einem Jahr. Im Februar 2016 kommt die PC-Version auf den Markt. Freigegeben ab 18 Jahren.

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