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Gametipp

«Feist»: Flucht aus einem finsteren Wald

Ein kleines aber feines Spiel aus der Schweiz zeigt, wie man mit dichter Atmosphäre und einfacher Spielweise begeistern kann.

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von Simon Dick

Was genau ist «Feist»? Was will mir dieses Spiel sagen? Warum ist es so bedrückend? Was macht das Spiel genau mit mir?

Raus aus der Dunkelheit
Ein mysteriöser, dunkler Wald mit riesigen Tannenbäumen, die unendlich hoch in den Himmel ragen und mit stacheligen Zweigen niemanden an sich heran lassen wollen. Pelzige Tiere, die herumschwirren und über den knorrigen Waldboden huschen. Ein sanfter Lichtstrahl, der von weit her tief in diese Dunkelheit hineinscheint. Und inmitten dieser Düsternis eine kleine, pelzige Kreatur, die aus der Gefangenschaft fliehen konnte und nun auf der Flucht vor aggressiven Wesen um sein Leben bangen muss. Ein weiterer pelziger Freund will gefunden und befreit werden.

Wo ist der Ausgang? Wo ist das Ziel? Wo bin ich genau? Warum wurde ich verschleppt und was für teuflische Wesen haben es auf mich abgesehen? «Feist» stellt viele Fragen. Und die meisten Antworten muss man selber herausfinden.

Keine Hilfe
«Feist» ist nicht einfach. Der Tod lauert überall. Nicht nur teuflische Kreaturen mit Hörnern auch die Natur selbst und fiese Fallen können zum Ableben führen. Ein einziger falscher Schritt genügt und der digitale Tod wird Realität. Dann nochmal von vorne. Und nochmal und nochmal. Viele Frustmomente tauchen auf. Trial and Error ist an der Tagesordnung. Das Fluchen vor dem Bildschirm ist erlaubt. Dem Spieler wird nicht geholfen. Wie früher, als Videospiele noch keine Massenware waren, muss er oder sie selber den Weg aus der Dunkelheit finden.

Die Welt atmet
Die gegnerischen Kreaturen agieren und reagieren dabei nicht nach einem vorprogrammierten Schema. So scheint es zumindest. Sie stellen sich auf die Bewegungen des Spielers ein und machen ihm das Leben zusätzlich schwer. Dahinter steckt eine ganz feine Programmierung. Alles fühlt sich organisch an. Die Welt auf dem Bildschirm atmet.

Die Bedienung ist einfach, ein langes Tutorial ist nicht nötig. Zwei Knöpfe reichen aus. Mit einem hüpft man, mit dem anderen greift man zu Steinen oder Holzsplittern, die als Stichwaffe dienen. Mehr braucht es nicht, um zu überleben. Nur viel Glück und schnelles Reaktionsvermögen.

Mehr Licht!
«Feist» besticht vor allem durch seine düstere, radikale Atmosphäre, die fast schon bedrückend wirkt. Dunkle Schatten und schwarze Kreaturen, die umher huschen, heben sich vom teilweise sanft leuchtenden Hintergrund ab. Mehr Licht! Bitte mehr Licht, möchte man schreien. Aber wie es tief im Wald nun mal ist. Das Licht wird von der Dunkelheit verschluckt.

Direkt ins Ohr
Der Soundtrack des Schweizer Musikers Tomek Kolczynski geht unter die Haut. Sanfte Klänge, die im Hintergrund leise der Atmosphäre noch mehr Tiefe geben und in bestimmten Momenten unaufdringlich aber bestimmt die Gefahren aus dem Dickicht untermalen, verwöhnen die Ohren.

Made in Switzerland
«Feist» wurde in der Schweiz produziert. Das Studio Bits & Beasts hat ein kleines aber feines Spiel entwickelt, das seine Limbo-Wurzeln nicht verdrängen kann. Doch das Endprodukt hat seine eigene Seele und kann ganz gut auf den eigenen Beinen stehen. Sieben Jahre lang war das Spiel in der Produktion. Nur zwei Männer haben daran gewerkelt. «Feist» begann 2008 als Bachelor-Arbeit an der Zürcher Hochschule der Künste und wurde dafür bereits international mit Awards überhäuft. Nun ist es endlich da.

Ein Geheimtipp
Fazit: Der Indie-Titel «Feist» ist anders als die anderen Spiele. Und das ist auch gut so. «Feist» ist eine Wohltat. Gerade in der schnelllebigen Zeit, wenn ein grosser Titel nach dem anderen erscheint, tut es der Spieler-Seele gut, einmal ein sehr simples Abenteuer zu konsumieren, das vor allem durch seine sehr, sehr dichte Atmosphäre überzeugt. Ein besonderer Geheimtipp zum Jahresende.

«Feist» ist erhältlich für Playstation 4, Xbox One, PC, Mac und Linux.

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