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Game-Review

«Horizon Zero Dawn»: Ein Videospiel, das alles richtig macht

Es gibt Videospiele, die sind kurzweilig. Und es gibt Videospiele, die man nach ein paar Minuten gar nicht mehr spielen mag. Und dann gibt es Videospiele, die einen intensiven Sog entwickeln, dass man alles um sich herum vergisst. «Horizon Zero Dawn» ist so ein Beispiel.

Eine sehr beeindruckende Welt wartet auf die Spieler, Bild: zvg
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Simon Dick

Fünf Jahre lang haben die «Killzone»-Macher Guerrilla Games an ihrer neuen Spielmarke gearbeitet. Während fünf Jahren wurde eine komplett neue Franchise aus dem Boden gestampft. Eigentlich hätte das Action-Abenteuer bereits im letzten Jahr auf dem Markt erscheinen sollen, doch die Macher waren noch mit dem Feinschliff beschäftigt. Nun ist es da, dieses famose «Horizon Zero Dawn», und man weiss gar nicht, wo man mit der Lobeshymne anfangen soll.

Auf der Suche nach der Mutter
Schon der Spielbeginn vermittelt so viele Emotionen, dass man damit dutzende Videospiele füttern könnte. Ohne hier zu viel zu verraten sei versichert, da können schon mal die Tränen fliessen. Guerrilla Games konfrontiert den Spieler mit der Hauptfigur Aloy. Sie ist eine ausgestossene junge Frau und lebt mit einem männlichen Aufpasser ausserhalb eines Stammes. Sie wird schliessich über die Jahre zur Kriegerin ausgebildet, um mit einem Aufnahmeritual wieder in ihre Clique integriert werden zu können. Dabei ist sie auf der Suche nach ihrer Mutter und hofft durch die neu gewonnene Gesellschaft endlich Antworten zu erhalten.

Mysteriöse Dinosaurier-Roboter
Was Aloy bis jetzt noch nicht weiss: Ihr Schicksal ist irgendwie mit dem Schicksal der Erde, der neuartigen Flora und Fauna verknüpft. Wir befinden uns in einer Post-Post-Apokalyptischen Welt, in der die Natur sich die Oberhand zurückerobert hat. Die technische Zivilisation ist ein sehr altes Relikt der Vergangenheit und schlummert teilweise noch tief in der Erde. Die Menschen leben in verstreuten Stämmen, die sich oft nicht riechen können. Dass hier eine einzigartige Evolution im Gange war, zeigen die mysteriösen Dinosaurier-Roboter. Dies sind Wesen, die aus technischen Bestandteilen zusammen gebaut scheinen und über die Jahrtausende ein Eigenleben entwickelt haben. Warum sie hier sind und wer genau sie gebaut hat, das ist eines der vielen Rätseln in dieser neuen Welt.

Man staunt und hält inne
«Horizon Zero Dawn» macht von Anfang an alles richtig: Der Spieler wird behutsam an die spannende und sehr emotionale Geschichte herangeführt. Die Bedienung des Charakters und seine technischen als auch archaischen Fähigkeiten werden intuitiv vermittelt. Die offene Spielwelt entfaltet sich Schritt für Schritt. Der Spieler fühlt sich frei und nie unter Druck. Er oder sie kann sowohl der spannenden Hauptgeschichte folgen oder sich auch mit vielen, vielen Nebenabenteuern die Zeit vertreiben. Für welchen Weg man sich auch in dieser riesigen Welt entscheidet, man kommt aus dem Staunen kaum mehr heraus. Ein dynamischer Wetterwechsel, eine unglaublich detaillierte Spielwelt, in der es so viel zu entdecken gibt, illustre Figuren und mechanische Tierwesen fressen nicht nur Zeit, sondern erfreuen das Spielerherz ohne Unterbruch. Immer wieder kommt es vor, dass man einfach inne hält, die Umgebung und das Wetter aufsaugt oder melancholisch in die Ferne schaut und sich dabei bewusst wird, dass der Horizont ebenfalls besucht werden kann.

Es gibt sehr viel zu tun
Wer gerne sammelt und seine Waffen und Fähigkeiten aufbessern möchte, kommt auch hier voll auf seine Kosten. In der offenen Spielwelt gibt es schier unendlich viele Dinge zu sammeln. Das beginnt bei einfachen Glasscherben und geht weiter bis zu Artefakten aus einer längst vergangenen Zeit. Bei den vielen Händlern kann man eine Schätze verkaufen oder neue Dinge besorgen. Apropos Artefakt: Aloy besitzt schon seit ihrer Kindheit einen sogenannten Fokus. Mit dem kann sie ihre Umgebung mittels Augmented-Reality-Fähigkeiten genauer unter die Lupe nehmen. Ein grosser Vorteil für sie, wenn es auf die Jagd geht. Dadurch kann sie beispielsweise die Schwachstellen als auch die Laufwege der Maschinenbestien erkennen.

Fehlende Lippensynchronisation
Keine Kritikpunkte? Doch, ein paar wenige: Einige Gegner, auf die man trifft, haben eine fehlerhafte KI. Wenn man einen Feind beseitigt und ein anderer steht einfach daneben und reagiert nicht, ist irgendetwas bei der Programmierung schiefgegangen. Zudem wird Aloy ein paar Mal die Weiterreise in bestimmten Abschnitten verweigert, weil das Spiel verlangt, dass man beispielsweise durch ein bestimmtes Tor gehen muss. Auch die deutsche Synchro lässt mit der oft fehlenden Lippensynchronisation etwas zu wünschen übrig. Vor allem wenn man einen der vielen Dialoge mit Charakteren führt, fällt das negativ auf. Aber das sind kleine Details, die überhaupt keinen Einfluss auf den Spielspass haben.

Alles richtig gemacht
Fazit: Bei «Horizon Zero Dawn» stimmt einfach alles: Das Artdesign ist eine Wucht. Der epochale Soundtrack geht direkt ins Ohr und weiter ins Herz. Wenn man vor den technischen Giganten steht, den Atem anhält, um die Robosaurier zu beobachten und dabei die Minuten verrinnen, haben die Macher alles richtig gemacht. Doch abgesehen von dieser fantastisch animierten Umwelt, die ein Eigenleben entwickelt und förmlich zu atmen scheint, überzeugt auch die sehr spannende Geschichte, die den Spieler oder die Spielerin bei der Stange hält. Kurz: Man kann einfach die Finger nicht vom Controller lassen, die Nächte werden kurz, alles wird vergessen, man gibt sich dem Sog hin und taucht für über 30 Stunden in diese famose Welt hinein. Und hat man die Story hinter sich, warten noch viele kleine und grosse Abenteuer in dieser faszinierenden Welt, die entdeckt werden wollen. Kaufen!

«Horizon Zero Dawn» ist ab dem 1. März erhältlich für Playstation 4 und freigegeben ab 16 Jahren.

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