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Game-Review

«Splatoon»: Wilde Spritzerei in einer versauten Welt

«Splatoon» ist Nintendos kinderfreundliche Antwort auf die Action-Dominanz auf dem Videospielmarkt. Nach dem harzigen Einstieg wartet eine kurzweilige Farbenschlacht, sie sich erst im Mehrspielermodus richtig entfalten kann.

«Splatoon»: Wilde Spritzerei in einer versauten Welt, Bilder: zvg

von Simon Dick

Der Autor muss zugeben: Das erste Anspielen hat gar keinen Spass gemacht. Zu verwirrend wurde das neuartige Spielkonzept im Einstieg vermittelt, zu fummelig war die Bewegungssteuerung. Das Zielen mit dem GamePad und die genaue Steuerung der Spielfigur war eine Qual und wollte gar nicht funktionieren. Doch mit viel Geduld und dem Ändern der Steuerung im Menu, so dass man die Kamera und die Figur manuell mit den Analogsticks steuern kann, begann sich der Titel zu entfalten. Aus der anfänglichen Skepsis wurde Spielspass, der für Solisten allerdingst zu schnell vorbei sein wird.

Vom Zweibeiner zum Tintenfisch
Die Spieler schlüpfen in die Rollen von Inklingen, die vor dem Start minimalistisch frei gestaltet werden können. Die Inklinge haben eine besondere Fähigkeit: Auf Knopfdruck verwandeln sich die Zweibeiner in Tintenfische. Das ist keine nutzlose Funktion, sondern ein entscheidender Faktor in der bunten Spritzparade. Farbe in den Levels verteilen steht an der Tagesordnung. Um Wände und andere Hindernisse umgehen zu können, verwandeln sich die Fabelwesen dann in Tintenfische, um sich in den eigens geschaffenen Farbpfützen fortzubewegen.

Was sich ungewohnt und skurril anhört, ist ein frisches Gameplayelement, das man so noch nicht gesehen hat. Dieses Grundprinzip überrascht mit vielen einzigartigen Spielmöglichkeiten. Entweder man spritzt die Gegner einfach mit der eigenen Farbe voll oder wählt eine strategische Variante und macht sich die unterschiedlichen Levelstrukturen zu eigen.

Ausserirdische wollen alles einsauen
Um was geht es überhaupt? Gierige Ausserirdische sind auf einer Fantasiewelt gelandet und wollen diese jetzt natürlich erobern und mit eigenen Farben vollsauen. Doch in der Bevölkerung regt sich Widerstand und die Verteidigung beginnt. Im Fokus steht dabei der Mehrspielermodus, bei dem sich mehrere Freunde verschiedene wilde Spritzorgien gönnen. Im Online-Modus „Revierkampf“ können Spieler aus aller Welt zwei Vierer-Teams bilden und gegeneinander antreten. Sie müssen so viel Grund und Boden wie möglich in der leuchtenden Farbe ihres Teams markieren. Im Modus „Rangkampf“ liefern sich dann die wahren Profis ihre Online-Schlachten mit unbekannten Gegnern rund um den Globus. Im lokalen Modus „Duell-Dojo“ können sich zwei Freunde in Wettkämpfe stürzen.

Solisten sind schnell leer
Und was macht der Solospieler? Der Einspielermodus hat zwar einige Story-Fetzen zu bieten, fungiert aber hauptsächlich als Trainingsvariante, um sich in den Mehrspielerschlachten beweisen zu können. Der Solist lernt, wie man die Farbe besonders clever zum Spritzen, Schwimmen, Springen, Verstecken und Klettern benutzen kann. Hier hätte sich der Solospieler mehr Inhalte und eine richtig gute Geschichte gewünscht, um in das abstruse Spritz-Universum noch mehr eintauchen zu können.

Wer übrigens gerne Amiibo-Figürchen sammelt, darf sich freuen. Die separat erhältlichen Figuren können in «Splatoon» eingesetzt werden. Sie öffnen Zugänge zu speziellen Missionen, in denen man exklusive Ausrüstungsgegenstände gewinnen kann.

Viel mehr im Farbkasten als erwartet
Fazit: Ja, «Splatoon» macht Spass und ja, die bunte Farbballerei hat viel mehr auf dem Kasten, als es auf den ersten Blick scheint. Vor allem die immer wieder neuen Interpretationen der skurrilen Spielmechanik beweisen, dass sich die Entwickler bei diesem Third-Person-Shooter der anderen Art sehr viel Mühe gegeben haben und sich nicht nur auf die Lancierung einer neuen Spielmarke verliessen. Die kunterbunte Optik aus Japan wird jedoch nicht allen gefallen und das quietsch-bunte Wirrwarr auf dem Bildschirm wird bei einigen zu Nervenflattern führen. Als Solospieler hat man leider schnell einmal alles gesehen. Der Storymodus, sofern man diesen als solchen bezeichnen darf, ist nach ein paar Stunden schnell durchgespielt. Danach gibt es ausser ein paar Retrominigames nichts Interessantes mehr zu entdecken, ausser man geht online und misst sich dort mit den globalen Kontrahenten oder holt sich einen Freund vor den Bildschirm, wo dann die Spritzparty erst so richtig losgeht.

«Splatoon» ist exklusiv für Wii U erhältlich und freigegeben ab 7 Jahren. Das Spiel ist ab dem 29. Mai im Handel.

Am 19. Juni bringt Nintendo ein Hardware-Paket mit Wii U und «Splatoon» heraus. Neben einem Exemplar von «Splatoon» enthält dieses Paket eine schwarze Wii U mit 32 GB Speicherplatz und ein GamePad.
 

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