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Game-Review

«Watch_Dogs 2»: Unterhaltsame Gesellschaftskritik

Die Fortsetzung überzeugt mit einer unglaublich dynamischen Spielwelt und schier unendlichen Möglichkeiten, um sich die Zeit mit digitalen Spielereien zu vertreiben. Da wird die sozialkritische Hauptgeschichte fast vergessen.

«Watch_Dogs 2»: Unterhaltsame Gesellschaftskritik, Bild: zvg
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von Simon Dick

In der nahen Zukunft können sich Verschwörungstheoretiker auf die Schultern klopfen. Denn alle wilden Überwachungstheorien sind in «Watch_Dogs 2» wahr geworden. Ein multinationaler Konzern kontrolliert mit einer ausgeklügelten Software sämtliche geschäftlichen und privaten Bereiche der Menschen in San Francisco. Die Bürger werden massenhaft kontrolliert, verfolgt und gedemütigt.

Eine fast unmögliche Mission
Eine Hackergruppe will das unterdrückende System aber hart bekämpfen und komplett lahmlegen. Ein unmögliche Mission. Fast. Denn der brillante Hacker Marcus Holloway steht im Zentrum dieser Geschichte. Das Multitalent wird von der Gruppe aufgenommen und ab sofort mit kleinen und grossen Aufträgen zugedeckt, um das äusserst fragwürdige System offline zu nehmen.

Mehr Humor
Bereits in den ersten Minuten wird klar, der zweite Teil hat eine grosse Portion Humor erhalten. War der erste Teil, der eigentlich dieselbe Grunddramaturgie besitzt wie die Fortsetzung, noch ein ziemlich ernster Cyber-Thriller, ist der zweite Teil viel lockerer geworden. Die Charaktere nehmen sich selber nicht zu ernst, hauen sich krude Dialoge um die Ohren und die Welt präsentiert viele komische Momente.

Voyeurismus befriedigen
Die Welt ist noch dynamischer und offener geworden. So offen, dass man oft nicht mehr weiss, was man eigentlich tun soll. Die Möglichkeiten, sich in dieser pulsierenden Welt auszutoben, ist gewaltig. Alleine die Möglichkeit, die Smartphones von unendlich vielen Passanten zu hacken und sich die Online-Profile anzusehen, frisst Stunden und befriedigt den Voyeurismus in uns. Und das ist auch nur die Spitze des Eisbergs.

Einfach eine Waffe ausdrucken
Als Hacker kann man sich fast in alle Systeme einen Zugang verschaffen. Computer, Smartphones, Drohnen, Autos, Roboter und andere technische Objekte. Die Möglichkeiten, die kleinen digitalen Spielereien sind gigantisch gross. Man kann mit seinen Fähigkeiten so viel anstellen, dass man in dieser freien Welt manchmal überfordert ist und man froh ist, wenn man endlich einen konkreten Auftrag erhält. Ein Gebäude infiltrieren und Daten sichern? Kein Problem!  Und wer mit Waffengewalt vorgehen möchte, kann sich mit seinem 3D-Drucker einen Ballermann ausdrucken. Nicht gerade realistisch, aber eindrücklich.

Keine schöne neue Welt
Das Thema Datenschutz wird in «Watch_Dogs 2» nicht mit Samthandschuhen angepackt, sondern dem Spieler mit Wucht um die Ohren gehauen und mit einer Prise Humor serviert. Jedes aktuelle, digitale Thema bekommt hier sein Fett weg. Social Media-Hacking, Verbrechensvorhersagen, übermächtige Konzerne, das Internet der Dinge und andere digitalen Trends müssen in diesem Videospiel bluten und harte Kritik einstecken. Schöne neue Welt? Nein. Schön ist aber, dass dabei das Spiel nicht mit der Brechstange vorangeht, sondern den moralischen Zeigefinger leicht mit einem humoristischen Unterton schwingt. Gesellschaftskritik war nie unterhaltsamer.

Eine unglaublich dynamische Welt
Fazit: «Watch_Dogs 2» sieht wunderschön aus, wurde spannend inszeniert, kann aber auch sehr anstrengend sein. Die vielen Möglichkeiten sich abseits der Geschichte auszutoben sind beeindruckend. Wird ein Missionsziel angegangen, darf man sich auch hier mit vielen Lösungsmöglichkeiten austoben. Die Macher haben aus den Fehlern des Erstlings gelernt und überzeugen vor allem mit einer unglaublich dynamischen, offenen Spielwelt, die zum Verweilen einlädt. Da geht die Hauptgeschichte zwar schnell mal vergessen, doch die interaktive Botschaft ist unmissverständlich: Die gläserne Gesellschaft ist keine Fiktion.

«Watch_Dogs 2» ist erhältlich für Playstation 4, Xbox One und ab dem 29. November für PC. Freigegeben ab 18 Jahren.

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