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Randnotiz

Nicht alles fährt Ski

Mit dem Skifahren verhält es sich so: Entweder kriegt man das Ski-Gen als Kleinkind injiziert oder eben nicht.

Andrea Butorin

Mit dem Skifahren verhält es sich so: Entweder kriegt man das Ski-Gen als Kleinkind injiziert oder eben nicht. In meiner DNA ist es unauffindbar, und so sind fast alle meine Ski-Erinnerungen mit Krampf und Anstrengung verbunden: Der erste Versuch am heimischen Hoger, das hochhangeln am Kinderlift in Les Prés-d'Orvin, das Knieschlottern auf der vereisten Piste am Schwarzsee. Mein Vater, der das Skifahren weder schätzten och sonderlich gut beherrschte, bemühte sich redlich, mich wenigstens ein kleines bisschen darauf vorzubereiten, was mich ab der fünften Klasse erwarten sollte: Das Skilager.

Wir fuhren nach Rosswald, und schon bei der Anreise erlebte ich das erste Drama: Um zum Lagerhaus zu gelangen, mussten wir mitsamt dem Gepäck auf den Skilift. Auf einen Bügellift! Kollegin S. und ich teilten uns den Bügel, und wie sich rasch herausstellen sollte, auch die Zero-Ski-DNA. Wir stürzten vom Lift. Nochmal. Und ein drittes Mal. Klassenlehrer T. suchte uns verzweifelt und auch schon etwas hässig.

Irgendwie schafften wir es doch noch zum Haus. Ab da und für die weiteren drei Skilager waren S. und ich Leidensgenossinnen. Zusammen mit T. und Y. bildeten wir die Anfängergruppe. Nicht ganz allein zu sein, hat gut getan. Wir hatten geduldige Leiterinnen, und irgendwann haben die rote und die blaue 
Piste sogar Spass gemacht (die Schwarze dann eher weniger). Klar, das ganze Drumherum in einem Skilager fanden wir lustiger, aber immerhin, es gab auf den Latten auch gute Momente.

Ein Dämpfer war das gefürchtete Abschluss-Skirennen. Wir bemühten uns, aber es war klar: Rang 11 und 12 – die beiden Letzten – werden S. und ich unter uns ausmachen. Um uns zu trösten, bastelten wir uns im Vorfeld 
Medaillen aus Schaumstoff.

Zwischen zwei Skilagern bestand meine ganze Praxis darin, an den TV-Skirennen «unsere Asse» anzufeuern. Eigentlich haben mich diese Rennen als Kind genauso wenig interessiert wie sie es heute tun, aber dass ich dafür vor dem Fernseher zu Mittag essen durfte, war natürlich mega cool. Dafür war ich gern bereit, die Daumen zu drücken, sobald ein Rotgelber am Start stand.

Die in den Skilagern kurzzeitig erhaltene Motivationsspritze hat bei mir nicht ausgereicht, um damit weiterzumachen. Freunde überredeten mich aber, das Snowboarden zu versuchen. Da erwies ich mich offenbar als Talent und beherrschte nach einem Nachmittag am Kinderlift beide benötigten Kurven. «Super, du kannst es ja, morgen kommst du mit auf den Titlis», sagten die Unterstützer. Am nächsten Morgen fuhr ich mit den anderen mit der Gondel hoch, blickte die Piste hinunter ins Tal und fuhr mit der Gondel wieder hinunter. Das wars dann auch mit dem Snowboarden.

Andrea Butorin

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