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«Ursprünglich wollte ich Musiker werden»

Die Passerelle gymnasiale Maturität – Fach-hochschule ist ein Erfolgs-modell. Dem Informatik-Studenten Simon Schaad 
hat sie sogar den Weg in die Arbeitswelt geebnet.

Simon Schaad, Bild: zvg
  • Dossier

Interview: Theo Martin

Simon Schaad, reicht die Matur nicht zum Studium?

Simon Schaad: Ich hatte die gymnasiale Maturität, aber keine Vorbildung in Informatik, meinem Studienfach. Mit Lehre und Berufsmatur hätte man an der Fachhochschule direkt studieren können. Mit der gymnasialen Maturität muss man zuerst die Passerelle absolvieren. Vorkurs und Praktikum sind eine umfassende Vorbereitung auf die praxisorientierten Studiengänge im Ingenieurwesen, in Informatik oder Architektur.

Was beinhaltet die Passerelle?

Es beginnt mit einem intensiven dreimonatigen Crashkurs in Modulen wie Webprogrammierung, Java und Hardware. Wir hatten eine gute Betreuung, man bekommt jederzeit Auskunft, die Lehrkräfte sind alle sehr hilfsbereit. Nach diesem Schulblock folgt ein neunmonatiges Praktikum bei einer IT-Firma. Dadurch erwirbt man die Basiskenntnisse und betreut erste kleine Projekte. Das eigenständige Arbeiten in der Praxisphase ist schon sehr befriedigend.

Wie fühlten Sie sich dabei als Neuling?

Anfangs war die Arbeitsbelastung schon sehr hoch. Obwohl ich mit 29 Jahren älter war als die meisten Mitstudenten, war die Atmosphäre sehr angenehm. Alle wollen etwas lernen und unterstützen sich gegenseitig. Ohne Passerelle hätte ich während des Studiums viel mehr Schwierigkeiten gehabt und das eine oder andere Modul wiederholen müssen. Programmieren ist schon sehr abstrakt. Es braucht eine gewisse Zeit und Übung, bis man den Zugang findet. Die Programmiersprache Java kostete mich anfänglich einigen Hirnschmalz.

Wie haben Sie vom Praktikum profitiert?

Ich kam zu einer sehr guten und familiären Firma. Sie haben mich von Anfang an – in einem guten Sinn – ins kalte Wasser geworfen. Ich konnte sofort selber programmieren. Das war zwar hart, hatte aber den grössten Lerneffekt. Deshalb bin ich immer noch bei der Openconcept AG in Lyss und studiere berufsbegleitend. Das ist übrigens ein grosser Vorteil der Passerelle: Viele Absolventen bleiben bei ihrer Praktikumsfirma. Das berufsbegleitende Studium ist auch für die Arbeitgeber ideal, weil sie den Mitarbeiter während neun Monaten zu einem Praktikumslohn einarbeiten können. Das Passerelle-Modell ist deshalb auch bei den Firmen sehr beliebt.

Warum haben Sie die Studienrichtung Informatik gewählt?

Ursprünglich wollte ich Musiker werden. Weil das nicht geklappt hat, habe ich Verschiedenes ausprobiert. Mit Hilfe der Berufsberatung bin ich dann auf die Passerelle gestossen. Die Informatik habe ich schliesslich gewählt, weil ich bereits im Gymnasium mit Erfolg den verwandten Schwerpunkt Mathematik belegt hatte. Programmiert habe ich damals zwar nicht, aber ich war ein intensiver User.

Wie war es, Fuss zu fassen?

Das war anspruchsvoll. Das Programmieren erfordert ein systematischeres Denken als im Alltag. Mit elementaren Kenntnissen erreicht man nichts, für korrekte Resultate braucht es ein breites Grundwissen. Als Neueinsteiger muss man am Anfang schon kämpfen. Es gibt aber regelmässig Aha-Erlebnisse. Diese sind jeweils sehr motivierend.

Welches Berufsziel haben Sie?

Ich werde definitiv in der Softwareentwicklung bleiben. Wir machen bei meinem jetzigen Arbeitgeber Web-Applikationen – zuletzt zum Beispiel eine Software für die obligatorische Erfassung der Arbeitszeit. Das ist spannend und vielfältig, weil man in der gesamten Bandbreite von Websites-Gestaltung über Datenbankpflege bis Programmierung tätig ist.

Welchen Eindruck haben Sie von Ihren Professoren?

Trotz verschiedener Unterrichtsstile bin ich sehr zufrieden. Ein berufsbegleitendes Studium bedeutet mehr Aufwand als eine Vollzeitausbildung. Denn man hat nebst dem Job von mindestens 50 Prozent noch 20 Wochenlektionen Unterricht. Ich finde die Kombination von Theorie und Praxis allerdings sehr interessant. Im Moment ist die Doppelbelastung von Arbeit und Hochschule hoch, das Ende ist aber absehbar. Ich werde im nächsten Jahr im Februar abschliessen.

Ihr Arbeitsalltag geht zu Ende. Wie schalten Sie ab?

Ich treibe regelmässig und gerne Sport. Entspannen kann ich mich auch sehr gut beim Musizieren. Ich spiele Klavier, seit ich klein bin.

Ihr Fazit?

Ohne Informatikvorbildung muss man die Passerelle in jedem Fall machen, kann dann aber im Studium zwischen Vollzeit, Teilzeit und berufsbegleitendem Studium wählen. Ich persönlich finde die Kombination von Arbeit und Hochschulbildung optimal. Man hat einerseits schon ein Standbein in der Arbeitswelt, und erwirbt einen Studienabschluss inklusive Arbeitserfahrung.

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