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en famille

Von der familienfreundlichsten Skigemeinde der Schweiz

Ich will diesen Platz hier heute nutzen, um Ihnen von einer Geste wahrer Grosszügigkeit zu berichten. Einfach, weil mich dieses Erlebnis so bewegt hat, dass ich es nicht lassen kann, darüber zu schreiben.

Bild: Parzival Meister
, Mitglied publizistische Leitung und unglaublich berührt

Und zwar: Ich war mit meiner Familie in den Skiferien. Im Wallis. In dem Kantonsteil, in dem sie Französisch sprechen. Mehr verrate ich an dieser Stelle nicht. Soll ja keine Werbung sein.

Skiferien mit der Grossfamilie, nein, das ist kein günstiges Unterfangen. Deshalb ist das, was uns widerfahren ist, umso einschneidender. Es passierte am Sonntag, am Tag nach der Ankunft. Der Himmel war blau, kein Wölkchen in Sicht. Die Grosseltern gingen mit den Kindern schon mal hoch zu den Pisten, ich und meine Frau suchten für die Älteste noch nach einem Platz in einer Snowboardschule. Und wir wurden fündig. Erfreut stiegen wir in die Gondel, um die guten Neuigkeiten zu verkünden. Oben angekommen, stand meine Mutter neben dem Tellerlift. Die Älteste, die mit dem Snowboard, war noch nicht oben angekommen. Sie sei vom Lift gefallen, berichteten die Jüngeren mit den Skiern. Sie habe aber das Zeichen gegeben, dass alles in Ordnung sei. Wo bleibt sie also? Nach bangen Minuten erblickten wir sie auf einem Schneemobil. Mit einbandagiertem Bein. Eine Röntgen-Session später war klar: Die Bänder sind hin. Die Snow-
boardwoche ist für sie gelaufen.

Mit dem Attest des Arztes und dem Sechs-Tages-Skipass des Kindes ging ich ins Büro der Bergbahnen. Das ärztliche Attest machte deutlich, dass sie den Service, für den wir bezahlt hatten, nicht mehr in Anspruch nehmen kann. Also wollte ich den Skipass zurückgeben. Aber ich hatte die Rechnung ohne die Bergbahnen gemacht. Denn nein, einmal gekauft, könne man die Karte nicht mehr zurückgeben. Auch nicht umwandeln – etwa in Tageskarten für Erwachsene. Sie könnten da nichts machen, da ich keine Versicherung für den Pass abgeschlossen hatte, von deren Existenz ich beim Kauf des Skipasses nichts gewusst hatte.

Okay, obwohl es mein Fehler war, mich nicht im Voraus mit den Modalitäten und Geschäftsbedingungen der Bergbahnen auseinandergesetzt zu haben, glaubte ich dennoch an ein wenig Menschlichkeit. Ich führte Telefonate, besuchte mehrfach den Schalter. Und dann. Ja dann, kam der Akt der unendlichen Güte. Obwohl die Bergbahnen nicht verpflichtet waren, mir irgendwie entgegenzukommen, machten Sie mir folgendes Angebot: Ich könne die Karte nutzen, um darauf beispielsweise eine Tageskarte für mich zu laden, und würde dadurch die fünf Franken Depot sparen, die man sonst für die Karte ausgibt. Wow. Das ist einfach nur GROSSZÜGIG. Was sind das für liebe Menschen?! Ich investierte diese fünf Franken natürlich sofort in das örtliche Gewerbe (Bier). Und trotzdem: Ich werde wohl nicht mehr in dieses Skigebiet reisen. Man soll ja bekanntlich dann aufhören, wenn es am schönsten ist.

Info: Parzival Meister (39) ist Mitglied der publizistischen Leitung des Medienhauses Gassmann. Im Wechsel mit Theresia Mühlemann berichtet er an dieser Stelle über seinen Alltag in einer Patchwork-Familie mit fünf Kindern im Alter zwischen 6 Monaten und 17 Jahren.


 

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