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Kochen + Geniessen

Foodwaste

Eigentlich wollte ich schreiben, dass Foodwaste zur Zeit in aller Munde ist. Doch das stimmt so nicht, Foodwaste ist in jedem Abfall. Leider. Dass Lebensmittel im Abfall landen, ist – so glaube ich – jedem Leser klar.

Bild: zvg
  • Dossier

Es bringt nichts, Zahlen aneinander zu reihen, Vergleiche aufzuzählen oder mit niedlichen Grafiken zu zeigen, dass wir in der Schweiz im Jahr 2,3 Millionen Tonnen Essenwegwerfen. Das ist viel. Viel zu viel.Wichtiger ist es, jedem einzelnen Konsumenten zu zeigen, wie man die riesige Menge verkleinern kann. Also Dir. Und wenn Du weniger wegwirfst, desto mehr Geld kannst Du sparen, desto weniger belastest Du die Umwelt und Du schläfst besser, denn Lebensmittelverschwendung ist ethisch nicht vertretbar.

Bist Du meiner Meinung? Dann lies weiter. Und weil es immer noch Bieler gibt, die das «Bieler Tagblatt» nicht abonniert haben, kannst Du das «EXTRA» gerne weiterleiten, verschenken oder Deinem Nachbarn in den Briefkasten werfen.

Hier also einige Tipps, Anregungen und Gedanken wie Du, mein Lieber, den Lebensmittel-Abfallberg verkleinern kannst.

1. Kaufe nicht zu viel ein

(Fast) jeder, der Lebensmittel verkauft, ist daran interessiert, dass Du möglichst viel in Dein Einkaufswägeli legst. Schon ein 6-er Pack Äpfel gekauft? Oder Bananen, die schon gewogen und mit einem Preis versehen sind? Wirst Du alle essen? Oder brauchst Du nur einen Teil davon? Kaufe die Lebensmittel doch offen. Essen Du und Deine Familie nur drei Bananen? Sieht das Rezept zwei Äpfel vor? Dann kauf doch nur diese Menge. Wenn Du in einer WG wohnst, wird die Hälfte eh nicht von Dir gegessen, sondern von Paul, Luki oder Sabine, wenn Du überhaupt weisst, mit wem du die Wohnung eigentlich teilst.

Früchte, Gemüse, Fleisch und Fisch offen zu kaufen, hat noch den Vorteil, dass Du genau wählen kannst, was Du willst. Oder warum hat es immer eine grüne Zitrone im Bio-Zitronen-Seckli? In der Bieler Altstadt findest Du Alternativen. Zum Beispiel das Geschäft «La Portion Magique», welches Lebensmittel ohne Verpackung anbietet. Zu verbrauchen bis, haltbar bis etc. – das dient nur der Sicherheit der Lebensmittelindustrie. Traue Deinen Sinnen. Wenn es komisch riecht, etwas darauf wächst oder es Dich begrüsst, wenn Du den Kühlschrank öffnest, weg damit. Alles andere lässt sich noch konsumieren. Auch das Tiefkühlen oder das Vakuumieren machen Deine Lebensmittel länger haltbar. Wenn Du die Reste schnell in den Kühlschrank stellst, sind diese ein bis drei Tage haltbar und wieder verwendbar. Selbst Pilze und Spinat kannst Du am nächsten Tag aufwärmen, wenn Du sie rasch kühlst.

2. Koche nur, was du wirklich ist

Am einfachsten geht das, wenn Du die Speisen abwägst. Kochst Du Reis, Pasta, etc. als Beilage, brauchst Du ca. 60 g. Als Hauptspeise sind es dann 120 g (immer roh gewogen). Bei Fisch und Fleisch bist Du bei rund 200 g pro Person. Servierst Du einen ganzen Fisch, rechnest Du 300 g. Kartoffeln als Beilage? Ca. 150 g. Eine Portion Gemüse sind 150 g. Bei Blattsalat rechnest Du 80 g. Bei Tomaten-Gurkensalat usw. benötigst Du 150 g pro Person. Suppe als Vorspeise geplant? 2 dl pro Person reichen. Als Hauptgang servierst Du ca. 4 dl.

Diese Angaben sind Durchschnitt und hängen ab von Jahreszeit, Mittag- oder Abendessen, Geschlecht, Alter und körperliche Tätigkeit des Essers. Und klar kochst Du für Dein Grosi weniger als für Werner Günthör. Und klar kochst Du mehr für Deine Tochter als für ihren neuen Freund. Denn der bekommt nämlich gar nichts.

3. Verwende Resten

Kühle Deine Resten schnell ab. Haben die Lebensmittel Zimmertemperatur, stelle sie möglichst rasch in den Kühlschrank. Hast Du keine Ahnung was, Du mit den Resten im Kühlschrank alles anstellen kannst, dann gehe auf restegourmet.de. Nachdem Du Deine Resten eingegeben hast, zeigt Dir die Suchmaschine einfache Rezepte an. Meist sind alte Schweizer Rezepte gute Inspirationsquellen um Deine Resten zu verwerten. Den Käserest, der bei Dir zu Hause langsam am austrocknen ist, kannst Du einfrieren. Kommt beim nächsten Fondue mit in die Mischung. Brot lässt sich sehr gut weiter verarbeiten. Im Ofen getrocknet und dann gerieben oder im Mixer zerkleinert ergibt Paniermehl. Lust auf Brotsuppe mit frischen Kräutern? Fotzelschnitten oder French Toast zum z’Morge? Croutons in der Suppe? Gemüse übrig von gestern? Je nach Gemüse ideal als Salat oder mach eine Suppe daraus. «E Gutsch» Rahm dazu und fertig.

Mit etwas Wille und Kreativität hilfst Du den Lebensmittelberg, den wir jährlich entsorgen, massiv verkleinern. Lass Deine Fantasie walten und schmeisse nicht alles fort. Denk an die Tiere, die sterben mussten. Denk an das Gemüse, das langsam gewachsen ist, und denk an die Umwelt. Und wenn Du trotz allen Massnahmen immer noch was übrig hast (nur verpackte Lebensmittel), bringst Du sie der Organisation «Tischlein deck dich» zur Heilsarmee an die Dufourstrasse 65 (immer dienstags von 15.30 – 16.30 Uhr). Diese verteilt sie dann an armutsbetroffene Menschen.

Trotzdem viel Spass beim Kochen!

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Vogelheu (Rezept für 4 Personen)

Was

  • 300 g Brot von gestern oder vorgestern
  • 30 g Butter, kann gut 4 Wochen alt sein
  • 2 Äpfel in Schnitze geschnitten
  • 6 Eier, im Kühlschrank gelagert bis 5 Wochen haltbar
  • 2,5 dl Milch, die noch nach Milch riecht
  • 1 EL Zucker, kann noch vom Grosi sein
  • Prise Salz, ja, das auch
  • Dazu: 2 EL Zucker mit 1EL Zimt gemischt

Wie

Brot in grobe Würfel. Butter in einer Pfanne schmelzen, Brot darin anrösten, die Äpfel beigeben. Milch, Eier, Zucker und Salz in einer Schüssel mischen, über das Brot geben und die Eier stocken lassen. Immer gut rühren. Direkt in der Pfanne servieren und mit Zimt-Zucker bestreuen. Dazu passt auch Apfelmus. E Guete.

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