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Fräschels

Die nächste Landbeiz schliesst ihre Türen

Auch nach langem Suchen fand das Wirtepaar Schwab keinen Nachfolger für den Betrieb des Gasthofs Sternen. Nun wurde das Wirtshaus verkauft.

Helene Koch mit ihren Eltern, dem Wirtepaar Martin und Päuli Schwab. Markus Nobs

«Es ist das Beste, was uns passieren konnte, mir geht es super!» Martin Schwab lacht über das ganze Gesicht. Ihm geht es blendend, kein Zweifel. Trotz langer Suche hat er zwar keinen Nachfolger für den Wirtsbetrieb, wohl aber einen Käufer für das Haus gefunden. Fast vierzig Jahre haben er und seine Frau Päuli den «Sternen» in Fräschels geführt. Vor allem ihr Spargelschmaus war weitherum bekannt, Viele kamen von weit her, um diese Spezialität zu geniessen.

Am Samstag war «Austrinkete», und das einzige Wirtshaus im Dorf hatte sich noch einmal mit Gästen gefüllt. Um diesen letzten Tag der Wirtsleute zu begleiten, ist sogar das Fernsehen da. Auf den Tischen verteilt stehen «Halbeli» Weisswein und Mineralwasser. Wer will, darf sich natürlich auch ein letztes Bier zapfen lassen. Theres Lauper spielt beim Stammtisch auf ihrer Handharmonika ein Ständchen. Sie ist nicht nur die Nachbarin. Seit dreissig Jahren treffe sie sich hier im Sternen, um mit der Wirtin zu jassen. Es sei schon ein spezielles Gefühl, jetzt zum letzten Mal hier zu sitzen.

Ein Leben im Gasthof

Die Wirtin Päuli Schwab ist derweil etwas zurückhaltend. Zuerst will sie gar nicht aufs Bild für die Zeitung. «Ich bin nicht so fotogen», meint sie bescheiden. Sie, die «das Wirten schon in den Genen» habe, wie einer der Gäste bemerkt, wirkt etwas nachdenklich. Aufgewachsen ist sie im «Bären» Kerzers. Schon früh musste sie mit ihren beiden Geschwistern grosse Verantwortung tragen: Ihre Eltern starben innerhalb eines Jahres. Sie, ein Bruder und eine Schwester, waren damals knapp über Zwanzig, als sie die Wirtschaft zu dritt übernahmen. Ihr Bruder Ruedi Notz führt den elterlichen Betrieb bis heute. Dort im Bären in Kerzers war es auch, wo Päuli ihren späteren Mann Martin kennenlernte. Er, der selbst in einer Beiz, dem «Jäger» in Aarberg, aufwuchs, arbeitete dazumal als gelernter Koch aushilfsweise im «Bären», als es zwischen ihnen funkte.

Mittlerweile hat der frisch pensionierte Wirt in der Gaststube den Sitzplatz gewechselt und ist mit Freunden im Gespräch, die sich neu an den Tisch gesellt haben. Dass er und seine Frau den heutigen Tag auch geniessen können, dafür sorgt unter anderem ihre Tochter Helene. Seit dem frühen Morgen ist sie auf den Beinen und spult emsig die Laufmeter zwischen Buffet, Gaststube und Sääli ab. Wohl nicht umsonst wurde sie im Jahr 2005 im Rahmen einer Aktion der Zeitung Murtenbieter zur «freundlichsten Serviertochter des Seebezirks» gewählt.

Die Krux mit dem Koch

Obwohl sie ihre Eltern immer unterstützt und im Restaurant gerne ausgeholfen hat, wird sie den Betrieb nicht weiterführen. «Ja, das ist so», sagt Päuli Schwab. Als ihre Tochter mit dem heutigen Mann «karisiert» habe, sei im Dorf bald einmal die Frage gestellt worden, ob der künftige Schwiegersohn von Beruf Koch sei. Dies natürlich in der Hoffnung auf eine dereinstige Nachfolge für den Gasthof.

«Koch stimmte zwar schon», schmunzelt die Wirtin. «Jedoch heisst er nur mit Namen Koch und ist es nicht von Beruf». Obwohl natürlich ein guter Treuhänder nicht minder wichtig sei für einen Gastbetrieb, schiebt Päuli Schwab sogleich hinterher, bevor sie einen Stammgast verabschiedet. Markus Nobs

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