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Wileroltigen

Die Regierung will 
den fixen Transitplatz

Das Bürgerkomitee hoffte vergebens: Der Kanton will ein Feld direkt an 
der Autobahn definitiv zu einem Platz für ausländische Fahrende ausbauen.

Nein zu Fahrenden: Die Botschaft aus Wileroltigen ist scho länger klar. Bild: Franziska Rothenbühler
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Stephan Künzi

Armin Mürner war gestern Nachmittag einen Moment lang sprachlos. Eben hatte er erfahren, dass der Kanton Ernst macht mit seinen Plänen für Wileroltigen: Im März soll der Grosse Rat 3,3 Millionen Franken bewilligen, damit auf dem Feld gleich hinter dem Autobahnparkplatz ein einfach ausgerüsteter, fixer Transitplatz für ausländische Fahrende gebaut werden kann. Das hatte der Regierungsrat gleich nach dem Mittag mitgeteilt.

Als er sich gefasst hatte, machte Mürner aus seiner Enttäuschung keinen Hehl. Nach den positiven Erfahrungen mit dem befristeten Platz in Brügg sei er davon ausgegangen, dass es nun auch in Wileroltigen «in diese Richtung gehe», fuhr der Kopf des Bürgerkomitees fort, das sich dem Kampf gegen den Platz verschrieben hat. Dann wären die Fahrenden mal in Brügg, mal in Gampelen und mal auch in Wileroltigen zu Gast, die Last wäre gleichmässiger auf die Gemeinden verteilt.

Nun, da der Kanton in Wileroltigen ganz offensichtlich bei seinen ursprünglichen Absichten bleibt, steht für ihn fest: «Wir müssen zusehen, wie wir uns wehren wollen.»

Wenig erfreut zeigte sich auch Gemeindepräsident Hinnerk Semke. Dass die Regierung beim Grossen Rates Geld für einen fixen Platz beantrage, überraschte ihn nach eigener Aussage nicht einmal so sehr. Das habe sich nach den bisherigen Gesprächen mit den Verantwortlichen beim Kanton abgezeichnet, sagte er.

Weit mehr Mühe machte ihm die Grösse des geplanten Platzes. In ihrer Mitteilung an die Medien spricht der Regierungsrat zum einen von einer Fläche von 8500 Quadratmetern. Das ist etwas mehr als ein Fussballfeld. Vor allem aber heisst es in dem Communiqué, der Transitplatz werde «mindestens 36 Stellplätze für rund 108 bis 180 Personen bieten». Das sei zu viel für ein kleines Dorf wie Wileroltigen, wendet Semke ein.

Zum heutigen Zeitpunkt liegt die Einwohnerzahl Wileroltigens bei etwa 350 Leuten. Wenn der Platz voll belegt ist, werden gemäss der Ankündigung der Kantonsbehörden also nochmals ungefähr halb so viele Menschen dazukommen.


Unverhandelbare Punkte
Die zuständige Regierungsrätin Evi Allemann (SP) verteidigt den Beschluss ihres Gremiums trotz allem. Dass der Kanton in Wiler-oltigen statt mit einem befristeten mit einem fixen Platz plant, führt sie auf einen Auftrag des Grossen Rates zurück. In der Septembersession 2016 stand ein fixer Transitplatz in Meinisberg zur Debatte. Er sollte 9,3 Millionen kosten, was dem Parlament zu teuer war. Es wies deshalb das Geschäft zurück und verlangte eine günstigere Variante. «Dem kommen wir mit der Vorlage nach», sagt Allemann.

Genauso unverhandelbar ist für die Regierungsrätin die Grösse. Der Platz werde ja nicht immer voll sein, relativiert sie. Man rechne mit drei bis fünf Leuten pro Wohnwagen, und angesichts des steten Wechsels werde die Zahl immer variieren.


Nun die Begleitgruppe
Zugleich versucht Allemann, die Wileroltiger mit dem Versprechen zu beruhigen, dass der Transitplatz eingezäunt werde. Die Fahrenden können ihn nur über die Autobahn erreichen und nur über die Autobahn verlassen. Zudem liege er weitab des Dorfes und störe deshalb kaum.

Dass der Kanton am Standort festhält, hat laut Allemann auch damit zu tun, dass das dem Bund gehörende Land verfügbar und für 30 Jahre zu einem Baurechtszins von 0 Franken zu haben ist. Wileroltigen werde in der Detailplanung mitreden können, stellt sie in Aussicht. Passieren soll dies im Rahmen einer Begleitgruppe aus Behördenvertretern.

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