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Brüttelen

Die Rettung des Gemüselands ist auf gutem Weg

Letzte Woche hat die Gründungsversammlung zur zweiten Gesamtmelioration Brüttelen stattgefunden. Für 16 Millionen Franken soll in den nächsten zehn Jahren der Boden verbessert werden – damit die Landwirtschaft eine Zukunft hat.

Symbolbild: Pixabay
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von Tildy Schmid

Absackender Boden, Entwässerungsrohre, die nicht mehr funktionieren, vernässende Flächen, sanierungsbedürftige Strassen: Die Landwirtschaft in Brüttelen steht vor grossen Problemen. Mittels Gesamtmelioration (siehe Infobox) sollen diese behoben werden. Letzte Woche hat deshalb die Abstimmung zur Gründung der Bodenverbesserungsgenossenschaft Brüttelen stattgefunden.

Namentlich einzeln aufgerufen, gingen die Grundeigentümer und Erbengemeinschaften zum Abstimmungstisch. Einer nach dem andern nahm Platz gegenüber der Gemeindepräsidentin Brigitte van den Heuvel, der Gemeindeschreiberin Franziska Etter und der Sekretärin der Flurgenossenschaft Monika Weber. Die Eigner unterschrieben das vorbereitete Formular zur Gesamtmelioration mit Ja oder Nein.

Gewichtet für die Auswertung wurde, nebst der persönlichen Stimme, auch die vertretene Bodenfläche. Insgesamt sind es 45 Grundeigentümer, die eine Fläche von über 290 Hektaren ihr Eigen nennen. Das Abstimmungsprotokoll zeigte 30 Ja-Stimmen, die 92 Prozent der Fläche besitzen. Den 13 Abwesenden, die den Ja-Stimmen zugerechnet wurden, gehören 6,9 Prozent der Fläche. Das ergab 43 Ja mit einem Perimeter von 98,8 Prozent. Die zwei Nein-Stimmen vertreten 1,2 Prozent der Fläche.


Lohn der Vorarbeit

Damit ist die Bodenverbesserungsgenossenschaft Brüttelen gegründet und nach der Genehmigung durch die Volkswirtschaftsdirektion einsatzbereit. Der Applaus blieb aus, doch die grosse Erleichterung war vielen Gesichtern abzulesen. Mit Herzblut erledigten die Flurgenossenschaft Brüttelen, die Gemeinde, der technische Leiter Peter Hutzli und die beteiligten kantonalen Ämter die riesige Vorbereitungsarbeit zu diesem grundlegenden Werk für die Landwirtschaft der relativ kleinen Gemeinde Brüttelen.

Jürg Hämmerli, Präsident der Arbeitsgruppe, nannte die zur Mitarbeit gewillten Personen für Vorstand, Schätzungskommission, Rechnungsrevisoren und Notarin. Diskussionslos wurden alle vorgeschlagenen Personen gewählt.

Die Kostenschätzung für das Projekt beläuft sich auf rund 16 Millionen Franken. «Das Werk hat im Kanton Pilotcharakter», bemerkte der technische Leiter vom Geoplan-Team. «Deshalb wird angenommen, dass sich Bund und Kanton mit 68 Prozent oder 10,8 Millionen Franken an den Kosten beteiligen», so Hutzli.

Der an der Gemeindeversammlung im Dezember genehmigte Beitrag beläuft sich auf rund 1,7 Millionen Franken, welche die Gemeinde innert zehn Jahren bezahlen muss. Die restlichen Kosten haben die Grundeigentümer zu übernehmen. Diese Kosten bewegen sich geschätzt zwischen 370 und 1970 Franken pro Jahr und Hektar. Der voraussichtliche Nutzen, der den Eigentümern aus dem verbesserten Boden zufällt, bestimmt die genaue Höhe der jährlichen Kosten.


Das Vier-Punkte-Programm

Damit die nächste Generation die Chance hat, auf den fruchtbaren Böden in und um Brüttelen Landwirtschaft und Gemüsebau zu betreiben, wird die Gesamtmelioration als beste Möglichkeit angesehen. Es gilt, die landwirtschaftliche Infrastruktur für heute und für die Zukunft zu verbessern, damit die bewirtschaftbaren Fruchtfolgeflächen langfristig der Produktion erhalten bleiben.

Das Vorhaben lässt sich in vier Punkte gliedern: Die Erneuerung der Drainagen steht an erster Stelle. Neue Pumpwerke und Hauptleitungen, aber auch das Tieferlegen von Haupt- und Saugleitungen ergänzen die Massnahmen. Die Bewässerung soll mit einem Pumpwerk und einer 1,9 Kilometer langen Speiseleitung ab dem Hauptkanal sichergestellt werden. Ab der Druckerhöhung beim Stägemattkanal im Lüschimoos ermöglicht eine 1,6 Kilometer lange Zapfleitung mit Hydranten den Anschluss der privaten Detailbewässerungen.

Nächster Punkt ist die nachhaltige Bodenverbesserung, die prioritär 67 Hektare betrifft. Es sollen 134000 Kubikmeter Erde aufgetragen und in den Boden eingearbeitet werden. Weiter werden die Hauptwege verstärkt und auf 3,6 Meter Fahrbahnbreite ausgebaut. Die Nebenwege werden saniert und überflüssige Wegparzellen aufgehoben. Schliesslich sollen verschiedene Ökologiemassnahmen die Güterzusammenlegung ergänzen.

Das zehn Jahre dauernde Generationenprojekt wird in mehreren Etappen realisiert. Wie die vorgängigen Gemeindeversammlungen zeigten, sind die Bürger bereit, das Werk mitzutragen und ermöglichen sich somit eine zukunftsträchtige und erfolgreiche Landwirtschaft.

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Was bedeutet Gesamtmelioration?
- Früher wurde der landwirtschaftliche Boden im Erbfall oft unter zahlreichen Geschwistern aufgeteilt. Durch gezielte Güterzusammenlegung (Gesamtmelioration) werden kleine Parzellen wieder zu grösseren Einheiten gebündelt.
- Unter den Begriff fallen alle baulichen, bodenrechtlichen und ökologischen Massnahmen, welche die landwirtschaftlichen Infrastrukturen innerhalb eines Perimeters umfassend verbessern.
- Gesamtmeliorationen berücksichtigen die Interessen der Landwirtschaft, der Raumplanung sowie des Natur-, Landschafts- und Umweltschutzes.
 

Quelle: Lanat, Bernisches Amt für Landwirtschaft und Natur

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