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Nachgefragt

«Es ist nicht Trumpistan»

Arthur Honegger hat sieben Jahre in den USA gelebt. Er war als US-Korrespondent für 
das Schweizer Radio und Fernsehen tätig. Heute moderiert er «10vor10» und gibt seine kritische Meinung über den US-Präsidenten Donald Trump preis.

Arthur Honegger, Bild: Matthias Käser

Arthur Honegger, wie finden Sie persönlich Donald Trump?

Arthur Honegger: Ich habe durchaus eine kritische Meinung. Das ist nicht immer einfach, denn als Journalist sollte man objektiv bleiben. Aber durch ihn werden gewisse Werte geritzt, die fundamental sind für eine Demokratie. Die USA sind nicht Trumpistan, sondern ein Land mit Leuten, die dort leben und ganz verschiedene politische Neigungen haben.

Für viele wäre Hillary Clinton das kleinere Übel gewesen. Für Sie auch?

Nicht Hillary Clinton als Person, aber es gibt fast jeden, den ich auflisten würde, der bessere Fähigkeiten mitgebracht hätte, um dieses Amt auszuüben. Donald Trump hat in den ersten sechs Monaten nichts zustandegebracht. Wenn man jemanden wählt, der aus dem Showbusiness kommt und die Politik auch als Showbusiness empfindet, hat das halt nicht unbedingt den grossen Effekt – ausser eben Show. Von dem her hätten auch alle anderen republikanischen Kandidaten einen besseren Job gemacht.

Wenn Sie die Möglichkeit hätten, mit Trump ein persönliches Gespräch zu führen – was würden Sie ihn fragen?

Ich würde versuchen zu verstehen, was er überhaupt sagt. Ich lese mit Staunen die Abschriften der Interviews und versuche, einen kohärenten Gedanken zu fassen. Er springt von einer Sache zur nächsten. Man kann nicht greifbar machen, wofür er steht. Jeder Gedanke, der ihm einfällt, wird sofort verbalisiert. Am Ende des Tages würde ich versuchen, seine Motivation herauszufinden. Denn von dem, was ich sehe, ist seine Motivation Donald Trump und nicht die USA oder das Wohl des Landes.

Was würden Sie ihm raten zu tun?

Etwas zu lesen. Die Verfassung. Von A bis Z. Aber man weiss, dass die Briefing-Paper sehr kurz gehalten werden, denn auf der ersten halben Seite muss alles stehen, weiter liest er nicht. Das sagen seine eigenen Mitarbeiter hinter vorgehaltener Hand. Von dem her wäre die Verfassung zu lang. Interview: Lorena Castelberg

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