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Büren

«Ich möchte gerne in der Schweiz bleiben»

Wer sind die Menschen, die in der Schweiz Asyl suchen? Was sind ihre Hoffnungen für die Zukunft? Und was bringen sie in die Schweiz mit? In einem Interview mit drei Bewohnern der Kollektivunterkunft Büren geht das BT diesen Fragen nach.

Esaw Guitan arbeitet als Imker im Programm In-Limbo. Anita Vozza
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Nadine Ibrahim

In-Limbo bedeutet «in der Schwebe» und «Ungewissheit». Es ist der Name des Integrationsprogramms, das heute in der Kollektivunterkunft in Büren der Bundesrätin Simonetta Sommaruga und den Bernern Regierungsräten Hans-Jürg Käser und Pierre Alain Schnegg vorgestellt wurde. Das «Bieler Tagblatt» möchte wissen, wer diese Menschen sind, die an diesem Programm teilnehmen. Deswegen haben wir mit den Bewohnern der Kollektivunterkunft gesprochen.

Esaw Guitan ist Eriträer und seit 16 Monaten in der Schweiz. Dem 19-Jährigen gefällt es hier, da es in der Schweiz Frieden gibt. Zudem schmeckt ihm das Schweizer Essen, und er findet die Menschen sehr freundlich und nett. Er lebt in der Kollektivunterkunft in Büren und beteiligt sich am  Programm In-Limbo als Imker. Er wurde von den Mitarbeitern der Kollektivunterkunft in die Arbeit mit den Bienen eingewiesen. Diese Arbeit gefällt ihm, doch träumt er davon, Fotograf zu werden. Dies war in Eritrea bereits seine Leidenschaft. Er hofft, sich seinen Traum in der Schweiz erfüllen zu können.

 

Seit zwei Jahren ist Michael Habte in der Schweiz. Unmittelbar nach seiner Ankunft in die Schweiz kam er ins Empfangs- und Verfahrenszentrum in Kreuzlingen und wurde danach der Kollektivunterkunft in Büren zugeteilt. Im Programm  In Limbo nimmt er immer wieder andere Aufgaben ein: Er renoviert Zimmer, putzt, kocht und arbeitet auch bei der Imkergruppe. In Eritrea hat er als Bauer gearbeitet und hat sich mit der Tierzucht beschäftigt. Deswegen gefällt ihm die Arbeit als Imker in Büren sehr. Auf die Frage, wie ihm die Schweiz gefällt, sagt er: «Mir gefällt es hier, aber ich vermisse das Essen aus Eritrea, besonders die Früchte. Manche finde ich in indischen Lebensmittelgeschäften, aber eben nicht alle.»

 

Mohammed Mohsen Shakouri ist 24 Jahre alt und kommt aus Afghanistan. Er ist seit einem Jahr und vier Monaten in der Schweiz. Er spricht und versteht schon ziemlich gut Deutsch. Dies kommt nicht von ungefähr: Drei Mal die Woche belegt er einen Sprachkurs. An den restlichen Tagen arbeitet er als Imker in der Kollektivunterkunft in Büren. In Afghanistan war er zwar Automechaniker, aber ihm gefällt die Arbeit mit den Bienen. Er könnte sich vorstellen, dieser Tätigkeit auch zukünftig nachzugehen. Dies hängt aber stark davon ab, ob er in der Schweiz eine Aufenthaltsbewilligung erhält. «Ich möchte gerne hier bleiben und schöpfe aus diesem Wunsch meine Motivation». Seine Vorgesetzte Isabelle Bandi beschreibt ihn als jemanden, der immer das Beste aus einer Situation macht. Deswegen hat sie ihn zu ihrem Assistenten befördert und ihm die Verantwortung übergeben, wenn sie nicht da ist.

 

Und wie beurteilen die leitenden Mitarbeiter der Kollektivunterkunft das Programm?
Raphael Stooss, Co-Leiter des Zentrums, sagt: «Im Programm sind die Bewohner gezwungen, zusammen zu arbeiten. Bewohner, die schon lange dabei sind, geben ihr Wissen den Neuen weiter. Diese Zusammenarbeit fördert das Zusammenleben».
Momentan zählt die Kollektivunterkunft in Büren etwa 80 Bewohner. Die meisten von ihnen kommen aus Eritrea und Afghanistan, und es sind zu 98 Prozent Männer. In-Limbo sei nicht nur ein Programm zur verstärkten Integration oder zur Rückkehrhilfe, sondern Basis für die gute Stimmung in der Unterkunft, so Stooss.

Mehr Infos zum In-Limbo Programm finden Sie hier und hier.

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