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Kerzers

Piloten der Nacht sind Meister im Ausweichen

Der «Unterwegs im Seeland»-Reporter zeigt sich im Papiliorama fasziniert ob den Fähigkeiten der Fledermäuse.

Fledermäuse können im Nocturama in Kerzers beobachtet werden. Emmanuel Rey/zvg
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Fliegen hat den Menschen schon immer fasziniert. Mittlerweile sind einige von uns so weit, wendige Sportflugzeuge zu bedienen. Doch wendige Piloten gibt es schon seit Millionen von Jahren. Dies ist bei Tag ja auch keine Kunst, sofern man Flügel hat. Doch es gibt Spezialisten, welche das bei vollkommener Dunkelheit beherrschen. Und dies mit ohnehin schlechten Augen: die Fledermäuse.

Enorme Wendigkeit

Kondition, Wendigkeit und Geschwindigkeit sind bei ihnen zu gleichen Teilen ausgeprägt. Bei Vögeln zum Beispiel ist jeweils einer dieser drei Faktoren enorm hoch. Ein Beispiel ist der Wanderfalke, der einen Sturzflug mit 300 Stundenkilometern vollführen kann, dabei aber enorm an Wendigkeit verliert. Die Fledermaus dagegen kann dank der verformbaren Flügel enorm variabel Fliegen. Der Grund ist der Flügelaufbau. Diese sind nichts anderes als ihre Hände mit Flughäuten zwischen den Fingern. So kann sie die Flügel beliebig verformen, um mehr Geschwindigkeit oder Wendigkeit zu erreichen.

Aber blind fliegen? Wie funktioniert das? Die Fledermaus stösst während des Flugs Schallstösse aus, welche per Echo zum Absender zurückgelangen. Mit deren Hilfe kann sie ein sogenanntes Hörbild erstellen, welches so detailliert ist, dass sie die Oberflächenbeschaffung erkennen kann. Und das Ganze geschieht in einem Bruchteil von Sekunden. Mit dieser speziellen Art der Orientierung fangen manche Arten Insekten im Flug. Einige saugen sogar Blut (Vampirfledermaus) oder stürzen sich auf kleine Fische (Hasenmäuler).

Ein Wunder der Natur

Fledermäuse können jedoch auch Vegetarier sein, so wie diejenigen im Papiliorama in Kerzers, genau genommen im Nocturama, in dem die Nacht simuliert wird, um nachtaktive Tiere beobachten zu können. Ich hatte das Vergnügen, das Nocturama zu besuchen und konnte am eigenen Leib erfahren, wie wendig die Piloten der Nacht sind. An die Dunkelheit gewöhnt, sahen meine Augen überall kleine Gruppen, wie sie kopfüber von der Decke hingen und blitzartig davonflogen, wenn man ihnen näher kam. Rechts, links und über mir flatterte es ständig.

Ich hatte andauernd das Gefühl, mich ducken zu müssen. Grundlos, denn diese Akrobaten der Luft beherrschen das rasche Wenden und Ausweichen, so wie ich das Blinzeln beherrsche. Für mich sind diese Tiere ein Wunder der Natur. Erst recht, wenn man bedenkt, dass ihre Entstehung bis zu 55 Millionen Jahre zurückreicht. Fliegen hat den Menschen schon immer fasziniert, aber an die Techniken der Fledermaus werden wir nie herankommen.

Marco Biberstein

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