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Feigen

Exotisch und erotisch

Ihre Blätter dienten Adam und Eva als Kleider, Feinschmecker mögen sie zu Fleisch oder als Dessert. Die Feige ist eine vielseitige Frucht. Und: Sie wächst nicht nur im Paradies, sondern auch bei uns.

Die Feige ist Sinnbild für Erotik und Sinnlichkeit – und schmeckt als Dessert, zu Fleisch, Käse und im Salat wunderbar. zvg

Margrit Mast Beyer

Die Feigen-Ernte läuft jetzt auf Hochtouren. Da kann so ein Feigenbaum einen schon mal mit Früchten verwöhnen, bis man sie nicht mehr sehen kann. Geerntet wird, wenn die Feigen fast vollreif sind, also auf Druck weich nachgeben. Tückisch ist dabei vor allem die geringe Lagerfähigkeit der Frucht, die im reifen Zustand gegen null geht. Feigen fangen schnell an zu schimmeln. Darum darf man sie nicht aufeinanderlegen, sondern einzeln positionieren und innerhalb kurzer Zeit verarbeiten oder verzehren. Bei grosser Feigenschwemme ist es angebracht, über ausreichend Verzehr-, Konservierungs- oder Verteilmöglichkeiten zu verfügen. Darüber hinaus lässt man Feigen am Baum: Die Vögel freuts.

Feigenbäume sind Bäume und zwar richtige. Passen Sie also auf, wo Sie so eine kleine Feigenstaude setzen. Ganz schnell wächst der Strauch in ungeahnte Höhen und wächst zum knorrigen Baum. Nicht unbedingt etwas für kleine Gärten, oder aber man schneidet regelmässig nach. Es gibt etwa 700 Feigensorten mit grüner, dunkelroter bis violetter Schale. Das aromatische Fruchtfleisch ist rosa bis rötlich und mit gelben Samenkörnern durchsetzt.

 

Mit der Schale essen

Frische Feigen werden ganzjährig importiert. Zwischen August und Oktober hat die Feige aber Hauptsaison. In dieser Zeit schmecken die Früchte besonders aromatisch. Beim Einkauf sollte darauf geachtet werden, dass die Feige sich weich und prall, aber keinesfalls matschig anfühlt. Je dunkler die Färbung der Feige, desto süsser und saftiger ist sie. Braune Stellen deuten auf verdorbene Früchte hin. Der weisse Belag auf der Schale der Feige ist übrigens kein Schimmel, sondern auskristallisierter Traubenzucker.

Frische Feigen können mit der Schale verzehrt werden. Die Frucht wird zumeist roh gegessen. Man kann sie aber auch pochieren, dörren, backen oder gratinieren. Sie eignet sich besonders für Desserts und Kompott. Aber auch zu herzhaften Gerichten wie Fleisch und Fisch oder zu Salaten. Am besten schmeckt mir ein feines Chutney zu Käse, Raclette oder Fois gras. Auch gefüllt mit Ziegenkäse und überbacken sind Feigen ein Genuss. Feigen sehen aufgeschnitten sehr schön aus und werden daher gerne als Dekoration verwendet. Optimale Begleiter der Feige sind auch Honig, Joghurt, Nüsse und Portwein.

Reife Feigen sollten am besten gleich verzehrt werden. Im Kühlschrank können sie noch bis zu drei Tagen aufbewahrt werden. Allerdings müssen sie vor dem Verzehr einige Stunden bei Zimmertemperatur liegen, damit sie ihr Aroma entfalten können. Unreife Feigen reifen bei Zimmertemperatur noch nach, die Schale wird weicher, aber das Aroma ist natürlich nicht so gut wie bei richtig reif geernteten Früchten. Wichtig ist, dass man die Früchte nicht auf-, sondern nebeneinander in die Früchteschale legt.

 

Ohne Ansprüche

Feigen kann man auch einfrieren. Dazu Früchte halbieren, etwas Zuckerlösung (1 Teil Zucker, 2 Teile Wasser) und Zitronensaft darübergeben und in der Schale tiefgefrieren. So sind sie zehn bis zwölf Monate haltbar.

Die Feige gilt als eine der ältesten Pflanzen der Menschheit. Seit dem ersten Feigenblatt, mit dem Eva beim Auszug aus dem Paradies ihre Blösse bedeckte, waren Frucht und Blatt wie bei keinem anderen Baum Symbole für weibliche Sexualität, aber auch für ausufernde Kraft und Selbstvertrauen. Die Form des Blattes ähnelt einer Herzform, weshalb das Blatt schon damals für die innige Beziehung zweier Menschen stand. Durch ihre einzigartige Herz-Form ist die Feige als Symbol für die allumfassende Liebe und Fruchtbarkeit bekannt.

Vermutlich liegt die Herkunft der Feigenbäume in Kleinasien, wo sie als wilde Sträucher auf felsigem Gelände wuchsen. Denn die Bäume stellen an den Boden keine Ansprüche, sie sind sehr dürreresistent, brauchen wenig Wasser, dafür aber viel Sonne. Und dass sie so genügsam sind, ist für die Feigenplantagen wichtig. Es werden weder Dünge- noch Pflanzenschutzmittel eingesetzt. Denn Dünger bringt einzig dem Wachstum der Zweige etwas.

 

Feigen-Rezepte

 

 

Dorade mit Feigen und Schinken aus dem Ofen

Zutaten für vier Personen: 6 Feigen, 4 Scheiben Rohschinken, 8 Doradenfilets mit Haut (à ca. 125 g), Salz, Pfeffer, 500 g junger Spinat, 2 Schalotten, 4 EL Olivenöl, 15 g Butter, geriebene Muskatnuss, Fett für die Form, Küchengarn.

Zubereitung: Feigen waschen und in Scheiben schneiden. Schinken längs halbieren. Fisch waschen und trocken tupfen, mit Salz und Pfeffer würzen. Spinat waschen und gut abtropfen lassen. Schalotten schälen und fein würfeln. Die Hälfte der Feigen und des Schinkens auf die Hautseite von vier Filets verteilen. Mit den anderen Filets (Haut nach oben) bedecken. Übrige Feigen und Schinken wiederum darauflegen und mit Küchengarn zusammenbinden.

Fisch nebeneinander in eine gefettete Form legen und mit Olivenöl beträufeln. Mit Salz und Pfeffer würzen und im vorgeheizten Backofen (E-Herd: 200 °C/ Umluft: 175 °C) ca. 10 Minuten braten. Fett in einer Pfanne erhitzen. Schalotten darin 3 bis 4 Minuten andünsten, dann Spinat zugeben und 2-3 Minuten zusammenfallen lassen. Mit Salz, Pfeffer und Muskat abschmecken. Fisch und Spinat auf Tellern anrichten. Mit etwas Sud aus der Form beträufeln und mit Salzkartoffeln servieren.

 

Pikantes Feigen-Chutney

Zutaten: 500 g frische und reife Feigen, ½ Apfel, geschält und in kleine Würfel geschnitten; 1 kleine rote Zwiebel, in dünnen Spalten; 50 Sultaninen, 200 ml Weissweinessig, 125 g Rohrzucker, 1 Zimtstange, ca. 6 Nelken, etwas frisch geriebene Muskatnuss, 1 TL frisch geriebener Ingwer, 1 Chilischote in Ringe geschnitten (ich lasse die Kerne drin), 1 Prise Salz.

Zubereitung: Essig und Zucker aufkochen, die restlichen Zutaten hinzugeben und kurz aufkochen. Die Temperatur herunterschalten und noch ca. 45 Minuten ohne Deckel köcheln lassen, dabei gelegentlich umrühren. Zwischendurch mal probieren und evtl. schon vorher die Zimtstange entfernen.

Sollte bis dahin die Flüssigkeit noch nicht verkocht sein, die Temperatur erhöhen und noch ein wenig länger köcheln lassen. Am Schluss noch 1 TL Pfeffer hinzugeben. Noch heiss in Twist-off-Gläser füllen und ca. 1 Stunde auf dem Kopf erkalten lassen.

Tipp: Statt Essig kann man auch Portwein oder Noilly Prat benutzen. Dann für die Säure ein bisschen Zitronensaft dazugeben. Auch Baumnüsse kann man zugeben: Dazu braucht es etwa 20 g grob gehackte Nüsse. Das Chutney passt wunderbar zu Käse, Raclette, Fois gras oder auf eine kalte Platte.

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