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Game-Review

«The Evil Within»: «Ich will, dass dieser Trip endlich aufhört!»

Das neuste Horrorspiel ist nichts für schwache Nerven. Weiterklicken auf eigene Gefahr!

«The Evil Within» braucht starke Nerven, Bilder: zvg

von Simon Dick

Der Puls rast, nasser Schweiss macht sich breit auf der Stirn, der Körper spannt sich an. Die Munition ist fast alle, keine Reserven, die Lebensenergie neigt sich dem Ende zu. Hinter mir kriecht, schleppt sich eine widerliche Kreatur mit langen schwarzen Haaren und mehreren Gliedmassen durch die blutverschmierten Gänge und will meine Eingeweide. Eklig!

Missgeburten der Hölle
Das hässliche Ding hinter mir ist nicht nur schnell, es hat auch einen markerschütternden Schrei auf Lager, der Gänsehaut am Laufmeter produziert. Ich werde sterben, schon wieder, das ist sicher. Aber sicher ist auch, dass ich immer und immer wieder versuchen werde, diese Missgeburt der Hölle mit allen mir erdenklichen Mitteln ins digitale Nirvana zu befördern. Auch wenn ich vor lauter Wut fluche und die Entwickler lautstark beschimpfe, starte ich einen neuen Versuch und klage erneut über die fummelige Steuerung, die an alte «Resident Evil»-Zeiten erinnert. Hass!

Blut und Innereien
Kapitel für Kapitel kämpfe, quäle ich mich in der Rolle des Polizisten Sebastian Castellanos durch diese krude, verwirrende Horrorwelt, die mir schlaflose Nächte verpasst. Nicht weil ich Angst habe im Dunkeln, sondern weil ich die Finger nicht vom Controller lassen kann. Denn «The Evil Within» ist nicht nur eine berauschende Survival-Horror-Mixtur mit all seinen liebgewonnenen und gehassten Merkmalen, sondern auch ein Videospiel der alten, harten Schule. "Resident Evil"-Erfinder Shinji Mikami hat nach vielen Jahren wiedermal ein Survival Horror-Spiel geschaffen, das sämtliche Attribute vergangener Meisterwerke in sich vereint. Genre-Referenzen wie «Silent Hill» oder «Resident Evil» wurden in einen Beutel gepackt und mit literweise Blut und Gedärmen übergossen. Das ganze wurde intensiv gemischt und wird nun so lange auf den Boden geschlagen, bis die eklige Masse aus den winzigen Beutelritzen hinaus sickert. Grossartig!

Alles bricht auseinander
Die Horror-Achterbahn weckt den Ehrgeiz in mir, die Gamer-Ehre steht auf dem Spiel. Entweder quält man sich durch diese Horrormär hindurch oder man verliert das Gesicht im Spiegel. Aufgeben ist keine Option! Erst wenn die letzte Schreckensgestalt vernichtet wurde und der Abspann läuft, erst wenn ich endlich erfahren habe, was zum Teufel in diesem Videospiel überhaupt vor sich geht, habe ich meine innere Ruhe wieder gefunden. Stress!

Die Realität verloren
Nach einem Polizeieinsatz in einer Nervenheilanstalt zu Beginn des Spiels ist die Welt nicht mehr so wie sie einmal war. Alles bricht auseinander, oben ist plötzlich unten, die Hölle scheint sich aufgetan zu haben und jede noch so erdenkliche, perverse Kreatur macht Jagd auf mich. Und ich bin mitten drin, pendle zwischen den Welten und weiss nicht mehr was Realität ist und was nicht. Ich kann mich an vieles nicht mehr erinnern und irre durch meine eigene Gedankenwelt. Ich will nur noch raus, raus aus diesem Spiel und raus aus der Geschichte. Ich will meinen Frieden wiederfinden und diese Terrorhölle endlich überstehen...

Danke, Shinji Mikami, für diesen unvergesslichen Trip!

«The Evil Within» ist erhältlich für Xbox One (getestet), Xbox 360, Playstation 4, Playstation 3 und PC. Freigegeben ab 18 Jahren.
 

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