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Eltern-Konflikt

„Papi, warum kommt zu mir das Christkind und nicht der Weihnachtsmann?“

Unser Online-Redaktor steckt in einem Clinch – den viele Eltern nur zu gut kennen. Bringt nun das Christkind oder der Weihnachtsmann die Geschenke? Die Situation ist verzwickter, als man im ersten Moment denkt.

Wem soll ich denn nun meine Wunschliste schicken: Dem Christkind oder dem Weihnachtsmann? bilder: keystone

Umfrage

Wer legt bei euch zu Hause die Geschenke unter den Weihnachtsbaum?




von Parzival Meister

Ich habe eine vierjährige Tochter. Und ich stecke in Erklärungsnot.

„Papi, wer bringt an Weihnachten die Geschenke?“

„Na, das Christkind. Das weisst du doch, Kleines.“

„Aber bei Julia kommt der Weihnachtsmann. Warum kommt er nicht zu mir?“

„Äähhhmm…“


Dieser blöde Weihnachtsmann. Dieser dicke Mann in seinem roten Mantel macht mir das Leben gerade etwas schwerer.

Für mich war immer klar: An Weihnachten kommt das Christkind. Es bringt die Geschenke. Ihm habe ich meine Wunschliste geschickt. Das war immer so!

Und da bin ich nicht der einzige. In der Schweiz ist das Christkind die weit verbreitete Weihnachtsfigur. In Österreich, im Südtirol, in Ungarn, in Tschechien, in der Slowakei, in Südbrasilien und in Teilen Deutschlands übrigens auch.

Der Mann mit weissem Bart und rotem Mantel kommt am 6. Dezember, das Christkind an Weihnachten. So einfach war das. Und so wollte ich das auch meiner Tochter vermitteln.

Nun aber ist es ein Ding der Unmöglichkeit, einem Kind die Existenz des Weihnachtsmannes zu verheimlichen. Der Mann, der sich zu Weihnachten durch den Kamin quetscht, ist allgegenwärtig: In Kinderbüchern kommt er immer wieder vor, Trickfilme zum Weihnachtsmann und seinem Schlitten gibt es unzählige, an Hauswänden, Balkonen und in Schaufenstern ist er anzutreffen. Und immer die Botschaft: Er kommt an Weihnachten zu euch.

Die Geschichte dahinter

Dabei ist der Weihnachtsmann niemand anderes als der Nikolaus. Er basiert wie unser „Samichlaus“ auf dem Bischof Nikolaus von Myra. Anders als allgemein vermutet waren es nicht die Katholiken, sondern die Protestanten, die das Christkind ins Spiel brachten. Es war Reformator Martin Luther, der den Nikolaus „abschaffte“ und den „Heiligen Christ“, später das Christkind, als Geschenkebringer an Weihnachten installierte. Der Brauch des Christkindes verbreitete sich – auch in der Schweiz. Der Weihnachtsmann, den wir heute kennen, ist eine Verschmelzung verschiedener Kulturen und stammt aus den USA. Zusammen mit Coca-Cola eroberte er schliesslich die Welt. Eine schöne Zusammenfassung der Geschichte liefert die „Süddeutsche Zeitung“ in diesem Artikel.

Doch auch dieser geschichtliche Hintergrund bringt mich nicht weiter. Denn nach wie vor ist das Christkind „mein Brauch“, den ich vermitteln möchte. Doch der Import „Weihnachtsmann“ lässt sich einfach nicht verstecken. Und ehrlich gesagt: Ich habe ein wenig Angst um die Zukunft des Christkindes.

Ich habe mich deshalb für folgende Version entschieden: Der Samichlaus bleibt der Samichlaus. Er kommt am 6. Dezember und seine Geschichte ist die des Mannes, der sich um die Armen und besonders die Kinder gekümmert hat.

Hingegen sind das Christkind und der Weihnachtsmann Partner. Sie arbeiten zusammen. Die Welt ist so gross, da kann einer alleine nicht alle Kinder beliefern. Für unser Quartier ist das Christkind zuständig, Kollegin Julia fällt in das Gebiet des Weihnachtsmannes.

Mal sehen, ob mir meine Kleine diese Version abnimmt…
 

Wer bringt bei euren Kindern die Geschenke? Wie lautet eure Geschichte? Wir freuen uns über Zusendungen per Mail an: internet@bielertagblatt.ch
 

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