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EHC Biel

Dank Trainingspräsenz und genug Erholung

Die Leistungs-Nachwuchsteams des EHC Biel spielen im Konzert der Grossen munter vorne mit. Die U17 liegt gar auf dem ersten Rang, die U20 im guten Mittelfeld. Das hat Gründe.

Headcoach Patrick Schöb und seine U17-Equipe figurieren nicht ohne Grund auf Platz 1. Bild: Julie Lovens

Beat Moning

Starke Doppelrunde für die Nachwuchsequipen des EHC Biel: Die U20 schlagen die GCK-Lions und den EV Zug, die U17 erst Davos und dann ebenfalls Zug. Und: Es waren gegen Mitkonkurrenten überzeugende Erfolge. Auch wenn die Ausbildung im Vordergrund steht, die Platzierungen kommen nicht von ungefähr.

Dabei hat es gerade die U20-Equipe nicht immer einfach, wie auch ein Blick auf die Statistiken zeigt: Tamas Ortenszky, der seit 2017 in Biel weilende Ungare, spielt nach einem Dutzend Partien bei der U20 nun in der Swiss League bei den Ticino Rockets. Andere Akteure, auf die Pfosi zählen könnte, sind von Beginn der Saison «auswärts»: Theo Beglieri beim EV Zug Academy, Jérémy Bärtschi beim SC Langenthal, Even Helfer beim HC Ajoie. Und auch Noah Delémont wäre noch U20-spielberechtigt. «Diese Abgänge auch während der Saison sind wir uns gewohnt und deshalb muss man auch mit Schwankungen rechnen», sagt Trainer Guido Pfosi. «Was in diesem Jahr aber dazu führt, dass wir ein schmales Kader haben.» Und ein Optimum herausholen. Immerhin stehen da mit Mattheo Reinhard, Nicolas Jobin, Nicolas Yanick Warmbrodt, Sirel Ollin und David Moser, Tobias Ozvalda, Linus Murkoswky, Nico Steinegger und Florian Perrenoud ein paar Eigengewächse im Kader. Beim Blick auf die Skorerliste steht da nur der 2018 von Ajoie zu Biel gestossene Franzose Maxime Orlov an der Spitze.

Auswärtige Topskorer

Bei den U17 von Headcoach Patrick Schöb präsentiert sich gerade dieses Bild etwas anders: Da kommen aus Biel mit Jamie Villard, Guillaume Kaser und Janis Dick, der auch in Burgdorf die Ausbildung genoss, nur drei Akteure vom EHC Biel. Die beiden Topskorer Leo Braillard und Tommaso Madaschi, die allerdings schon seit 2018 beziehungsweise 2019 in Biel weilen, kommen aus La Chaux-de-Fonds und Martigny. Hat Biel ein Jahrgangsproblem? Patrick Schöb winkt ab, sagt, «dass verschiedene Spieler in umliegenden Vereinen platziert sind, die es auch noch schaffen können.» Aus umliegenden Vereinen, wie Ajoie, Langenthal, Olten, Zuchwil, Neuenburg oder Lyss kommen jene, die auch bereit sind, sich dem heutigen Leistungssport unterzuordnen. Will heissen: «Unsere Erfolge sind auch auf die regelmässigen Trainingspräsenzen von bis zu fünf Einheiten pro Woche, notabene neben zwei oder drei Partien, zurückzuführen», führt Schöb aus. «Da haben wir eine Trainingsintensität, die sich dann auch im Kollektiv aufs Spiel und mit kürzeren Einsatzzeiten von Maximum 45 Sekunden übertragen lässt.»

Was mitunter dazu führt, dass die U17 regelmässig vier Linien einsetzen kann. «Physisch wäre dies anders nicht zu bewältigen. Wir achten darauf, niemanden, mit Ausnahme von speziellen Phasen, zu forcieren oder zu wenig zu fordern.» Alle Akteure hätten eine Einsatzzeit von zwischen elf und 18 Minuten. Auch Topskorer Leo Braillard kommt nicht auf mehr, «was seiner Leistung noch einmal mehr Nachdruck verleiht.» Ihm traut Schöb den ganz grossen Sprung zu. Ohne in die Details zu gehen: «Braillard ist offensiv etwas vom Besten, was ich bisher in Biel gesehen habe.» Der Lohn für die Leistungen in der U17-Klasse: Aufgebot für die U20. Da spielte er letzten Freitag also erstmals, schoss gleich ein Tor und gab ein Zuspiel. «Aber er kassierte eben auch eine Matchstrafe», blickt Guido Pfosi zurück. Das sind Spieler, egal in welcher Klasse, die alles in die Waagschale werfen. Dann halt mal auch eine Grenze überschreiten.

Alles unter einem Hut

Als U17-Nationaltrainer kennt Schöb die Szene bestens: «Bei aller Trainings- und Spielintensität und allem, was da mit Schule oder Lehre noch dazu kommt, eines haben wir inzwischen gelernt. Die Erholung ist zentral.» Unzählige Gespräche habe er da als Schulkoordinator mit der Lehrerschaft oder den Firmenchefs geführt. Schöb staunt manchmal, wie die Jungs bei diesem Aufwand alles unter einen Hut bringen. «Aber es ist nun mal wichtig, über den Mittag oder morgens zu trainieren statt wie früher um 6 Uhr morgens.» Es sind die nächsten Schritte, die die Spieler ins Auge fassen. Und die heissen nicht immer nur erste Mannschaft mit Garderobe gleich neben an. Die heissen Ausland, am liebsten Nordamerika oder Schweden. Wie zuletzt der Transfer von Lian Bichsel zu Leksand zeigte. Der 17-jährige Verteidiger spielte in dieser Saison je sechs Partien im U20- und im Elite-Team mit. Biels U17-Chef hat ausgerechnet: Ab Jahrgang 2000 haben es bislang 25 Spieler vom EHC Biel geschafft, in der National League, in der Swiss League, in Schweden oder in Nordamerika zu spielen. «Darauf dürfen wir stolz sein.» Von der jetzigen Equipe sieht er zehn bis 15 Akteure mit National-League-Potenzial. Und wird das Team jetzt Meister 2021/22? Schöb bleibt auf der Ausbildungsschiene, sagt aber: «Es ist natürlich schon ein gutes Gefühl, Spiele zu gewinnen, die du nicht unbedingt gewinnen musst.»

Heute will das Team aber unbedingt gewinnen: Um 19.30 Uhr kommt der SC Bern ins Stadion. Der Leader gegen den Elften.

 

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Spezielle Situation in der U15-Klasse

In der U-15-Kategorie werden die ersten Weichen in Richtung Leistungssport gestellt. Beim EHC Biel werden im Eliteteam vier bis sechs Trainingseinheiten pro Woche durchgeführt und oft Spieler an die U17 abgegeben. Speziell ist die Grösse der Liga mit 24 Mannschaften. Mit Yverdon stellt gar ein Erstligist ein Team. «Jeder, der Ambitionen hat, soll auf dieser Stufe in einem Eliteteam spielen können», sagt Biels General-Manager Martin Steinegger. Erst ab Stufe U-17 sind nur noch zwölf Nachwuchsteams von National-League-Teams in der Elite-Kategorie vertreten. Der SC Lyss spielt in der Kategorie Top innerhalb der Region der Zentralschweiz. Dazu gehört auch das Tessin, wodurch selbst für dieses weniger ambitionierte Team Auswärtsreisen nach Lugano und Bellinzona anfallen. Der Lysser Geschäftsführer Joel Schwab sagt. «Wirtschaftlich mag dies vielleicht nicht so sinnvoll sein, aber ich denke, dass es den Spielern interessante Erlebnisse verschafft. In der Resega auflaufen zu können ist etwas Anderes als nur in der Region zu spielen.» Aber nicht nur: In der Top-Liga kommen nicht zuletzt Spieler zum Einsatz, die für die Leistungsteams nicht oder noch nicht in Frage kommen. Eine Kategorie, die man als optimales Auffangbecken bezeichnen kann. In Biel müsste man indes vermuten, dass aufgrund des stetigen sportlichen Aufstiegs der ersten Equipe dem Verein die Halle geradezu einrennen würden. Das ist nicht so. «Biel ist eine Hockeystadt, es hat schon immer genug Nachwuchs hier gegeben. Viel mehr ist nicht möglich. Dafür wäre ein drittes Eisfeld nötig», sagt Steinegger, der auf der Suche nach einem neuen Nachwuchschef ist. rp/bmb

 

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Die Topskorer und ihr Stammklub

  • U20

Maxime Orlov (Fr, Ajoie)
9 Tore/11 Assists

Nicolas Yanick Warmbrodt (Biel) 4 Tore/13 Assists

Mattheo Reinhard (St. Imier, Biel) 8 Tore/8 Assists

Nicolas Jobin (Biel)

7 Tore/7 Assists

Sirel Ollin Moser (Biel)

5 Tore/8 Assists

 

  • U17

Leo Braillard (La Chaux-de-Fonds) 19 Tore/18 Assists

Tommaso Madaschi (Martigny)

19 Tore/14 Assists

Guillaum Kaser (Biel)

9 Tore/10 Assists

Jamie Villard (Biel)

6 Tore/13 Assists

Zachary Etique (Ajoie)

4 Tore/10 Assists

Lorin Froidevaux (Ajoie)

3 Tore/10 Assists

Noé Tarchini (Ajoie)

5 Tore/5 Assists bmb

Stichwörter: Eishockey, U17, Sport, EHC Biel

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