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EHC Biel

Erst Galgenhumor, dann Siegesjubel

Der 4:0-Heimsieg ist Balsam für die Seele der sarkastisch eingestellten Zürcher Fans. Derweil verpassten es die Bieler, dem Spiel ihren Stempel aufzudrücken und schwächten sich mit Strafen selbst.

Die ZSC Lions feiern den 4:0-Sieg über den EHC Biel (im Bild rechts Goalie Jonas Hiller). Bild: Keystone

Moritz Bill

Mit diesem deutlichen 4:0-Sieg hatten wohl nicht viele Zürcher Anhänger gerechnet. Zum einen beklagen die Lions eine Heimschwäche, zum anderen hatten die Bieler in beiden vorausgegangenen Duellen das Punktemaximum abgeräumt und figurieren in der Tabelle in höheren Gefilden.

Die ZSC Lions, auf dem Papier und im Selbstverständnis ein Spitzenteam, torkeln dagegen immer noch am Playoff-Strich. Im Umfeld des ZSC fragt man sich deshalb nicht mehr ob, sondern wann Trainer Serge Aubin ausgetauscht wird. Im Presseraum und auf den Zuschauerrängen sind die möglichen Nachfolger das meist diskutierte Thema. Auch der Galgenhumor hat im Hallenstadion Hochkonjunktur. Zehn Minuten waren im Startdrittel gespielt, die Zürcher hatten soeben eine 79-sekündige doppelte Unterzahl ungenutzt verstreichen lassen, da bemerkte einer auf der Tribüne, dass man das Positive sehen solle: Immerhin liege der «Zett» noch nicht im Rückstand.

Bemüht waren die Zürcher Akteure auf dem Eis zwar schon, aber sichtlich gehemmt. Zum Beispiel zeigte sich Pettersson am Puck mehrmals unsicher. Der Lions-Topskorer hatte vor dem gestrigen Spiel 16 Skorerpunkte gesammelt – halb so viele wie sein Pendant Rajala. Das sagt viel über die Misere des amtierenden Meisters aus. Petterssons Missgeschicke, und jene seiner Kollegen, wurden in der Pause auf der Toilette denn auch mit Sarkasmus quittiert: Sie könnten es einfach nicht besser, «es ist nicht mehr wie früher».

Gleich wie gegen Lausanne?
Und die Bieler? Die waren auch nicht wirklich gut. Aber im Gegensatz zum ZSC kann der EHCB derzeit auf Selbstvertrauen bauen. Eigenfehler schienen sich weniger aufs Gemüt auszuwirken als beim Gegenüber. Und im Gegensatz zum Gegner schafften es die Gäste oft mit ein, zwei Pässen schnörkellos Richtung gegnerische Tor vorzudringen, um sich dort aber weder wirklich festzusetzen, noch zwingend abzuschliessen. So entstand bis zur Spielmitte der Eindruck, dass einzig ein Tor von Nöten wäre, um das Törmänen-Team zu beflügeln. So, wie das am Mittwoch gegen Lausanne der Fall gewesen war, als nach der Führung alles ein bisschen leichter fiel.

Doch es kam anders.

Nachdem Brunner das mit dem Selbstvertrauen ein bisschen übertrieben hatte und alleine vor Flüeler erfolglos künstelte, gelang dem Heimteam das erste Tor des Abends. Sataric fehlte nach einem Vorstoss hinten, Backman nutzte das mit einem Treffer via Bein aus. Den Bielern bot sich zwar sogleich die Möglichkeit zur Korrektur, jedoch scheiterte Rajala mit seinem Penaltyschuss an der Latte. Und kurz darauf lagen die Seeländer schon 0:2 hinten. Wieder handelten sie sich eine doppelte Unterzahl ein – Maurer hatte reklamiert –, die die Lions dieses Mal durch Noreau ummünzten. Hollenstein, bis dahin ein Schatten seiner selbst, hatte aufgelegt. Der frühere Kloten-Spieler sorgte dann im Schlussdrittel mit dem 3:0 für die definitive Entscheidung. Das 4:0 fiel ins leere Tor und sorgte für ausgelassenen Siegesjubel bei den zuvor nörgelnden Fans.

Dieser Spielverlauf illustrierte die Ausgeglichenheit der Liga. Hätten die Seeländer das erste Tor erzielt, wäre das Spiel wahrscheinlich anders ausgegangen. So kam die Bieler Angriffsmaschinerie aber nie in Fahrt. Zu unpräzis fielen viele Abschlüsse aus, zu undiszipliniert handelte man sich Strafen ein, zu wenig wurde das Glück in den Zweikämpfen erzwungen.

Zu wenig Puckbesitz
Jan Neuenschwander meinte nach dem Spiel, dass beide Teams nicht ihr bestes Hockey gezeigt hätten, weshalb die Partie lange Zeit auf beide Seiten hätte kippen können. «Bei uns waren die dummen Strafen mitverantwortlich dafür, dass wir nie wirklich den Rhythmus fanden.» Vor allem habe man sich selten im gegnerischen Drittel festsetzen können, ergänzte der Biel-Center. «Sie agierten defensiv gut, so konnten wir den Puck nie lange in unseren Reihen halten.»

Das mit 98 Treffern offensiv produktivste Team der Liga blieb für einmal ohne Torerfolg. Das war ihm in dieser Meisterschaft erst einmal passiert: gegen den heutigen Gast im Bieler Eisstadion, Fribourg-Gottéron.

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