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Online-Trend

"Let’s Play"-Phänomen im Internet - Ich spiele, also bin ich

Gamer, die sich selber beim Spielen filmen, sind gerade bei jungen Usern sehr beliebt. Die Erklärungen, der Unterhaltungsfaktor und das Gemeinschaftsgefühl in der Community machen den Erfolg aus.

Spiele-Tutorials im Filmformat sind ein neuer Trend im Internet, Bilder: Keystone

Online-Stars wie Gronkh, PewDiePie oder Sarazar verzeichnen mit ihren unter dem Namen „Let’s Play“ bekannten Spiele-Tutorials Millionen Klicks und eine immer grössere Fan-Gemeinde. Ihre Videos zeigen, wie sie ein Computer- oder Konsolenspiel testen und dabei erklären. Nutzer erhalten so einen direkten Eindruck vom Spiel, lernen bestimmte Kniffe kennen oder lassen sich einfach nur unterhalten. Sie können diese Kanäle abonnieren, die Clips bewerten oder kommentieren, etwa um eigene Erfahrungen zu teilen.

Online-Star Gronkh kommentiert "SIMS 4", Quelle:youtube/gronkh

Für die Let’s Play-Szene gibt es mit Twitch.tv gar eine eigene Plattform. Ein Video dauert meist 10 bis 15 Minuten, zu einigen Spielen gibt es oft 30 und mehr Clips. Let’s Player erstellen diese als Hobby, um ihre fundierten Kenntnisse an die Community weiterzugeben, andere arbeiten auch direkt mit Spieleherstellern zusammen und verdienen damit Geld. Dies funktioniert ähnlich wie bei anderen Video-Bloggern („Vloggern“), die auf einem eigenen YouTube-Kanal etwa Styling-Tipps geben oder News präsentieren.

Spiele-Experten unter sich
„Die Filme unterstützen das Gemeinschaftsgefühl, das für Heranwachsende in Verbindung mit Games sehr wichtig ist. Zudem ist es für Jugendliche einfach interessant, wenn ihnen jemand das Spiel in eigenen Worten erklärt“, meint Mediencoach Kristin Langer. Dieses Gemeinschaftsgefühl ist unter Gamern besonders ausgeprägt: Sie fühlen sich oft je nach Lieblings-Spiel oder -Genre einer bestimmten Community zugehörig. „Manche Spieler möchten ihre Erlebnisse und Eindrücke mit anderen teilen, wie wenn man nach einem guten Film darüber spricht, nur dass man hier die Hauptrolle spielt“ so Langer weiter. Jeder kann so zum gefragten Experten werden und sich dabei eine eigene Fan-Community aufbauen.

Experte Sarazar kommentiert "Alien: Isolation", Quelle: youtube/sarazar

Gamer als Show-Stars
Let’s Plays leben nicht vom Spiel allein, sondern vor allem von den Spielern. Als Moderator präsentieren diese ihre Beiträge meist interessant, lustig, sprachgewandt, schlagfertig und damit unterhaltsam. Damit erreichen sie immer mehr Fans und Abonnenten ihrer Kanäle, also Zuschauer ihrer eigenen Show. Entscheidend ist auch der serielle Charakter, also dass regelmässig weitere Episoden folgen - denn wer nicht regelmässig Videos hochlädt, gerät schnell in Vergessenheit. Um die Bekanntheit zu erhöhen, pflegen die Moderatoren den Kontakt zu ihren Fans und vermarkten ihre Videos etwa über soziale Netzwerke wie Facebook, Instagram und Twitter.

Altersfreigaben und Urheberrecht beachten
„Ist das Kind von Let’s Plays fasziniert, zeigen sich die Eltern am besten interessiert und sehen sich mit ihrem Kind eine Folge an“, empfiehlt Langer. Dabei können sie leicht ins Gespräch kommen, was der Sprössling gern spielt oder ob sie oder er selbst auch solche Videos aufnimmt, und darauf achten, ob diese Spiele auch für das Alter ihres Kindes freigegeben sind. Denn viele Videos können dazu verlocken, dass man Games spielen möchte, die nicht angemessen sind.

Dabei kommt es auch darauf an, wie die Let's Plays gestaltet sind: Manche zeigen etwa vor allem die grausamsten Wege Gegner zu töten, auch wenn dies für den Spielverlauf gar nicht notwendig ist. Generell ist zu beachten, dass YouTube für die selbstständige Nutzung ein Mindestalter von 13 Jahren erfordert.

Zudem kann man mit dem Kind den werblichen Charakter besprechen, da viele Spielefirmen in Kooperation mit Gamern ihre Produkte vermarkten. Aufgrund des Werbeeffekts bieten manche „Duldungserklärungen“ an, in denen sie das nicht-kommerzielle Anbieten von Videomaterial oder Screenshots auf YouTube oder anderen Plattformen erlauben. Wichtig ist auf jeden Fall, dass solch eine Zustimmung des Urhebers vorliegt, bevor man Let’s plays online stellt. sd

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