Sie sind hier

Abo

Berthoud sucht

Auf der Suche nach dem besten Schoggi-Osterhasen

Regelmässig macht sich der Bieler Spitzenkoch Philippe Berthoud für das BT auf die Suche nach den besten Lebensmitteln in der Region. Diese Woche auf dem Programm: Wo gibt es den besten Schoggihasen?

Symbolbild: Pixabay
  • Dossier

Philippe Berthoud

Einmal im Monat mache ich mich auf die Suche nach den besten Lebensmitteln in Biel und Umgebung. Ich teste alles, was ess- und trinkbar ist. Alles jedoch ohne Gewähr – denn es geht um meinen persönlichen Geschmack und meine Vorlieben. Diese Woche auf dem Programm: der Osterhase. Und falls es mehrere geben sollte, die sich in Gebiete unterteilen, hat der Bieler Osterhase dieses Jahr leicht verpennt. Der Hase soll der erste Bote des Frühlings sein. Von mehr Sonne, steigenden Temperaturen und blühenden Weidenkätzchen habe ich noch nichts gemerkt, auch die Winterpneus sind noch montiert.

Die ersten Schoggihasen hingegen tauchen langsam in den Läden auf, glänzend, stets grinsend, als hätten sie keine Probleme, und buhlen um Kundschaft. Fünf Hasen habe ich gekauft, mit Freunden und vielen Kindern zerschmettert und danach «blind» degustiert. Das einzige Kriterium: Sie müssen vom jeweiligen Geschäft selber gegossen worden sein. Und das wurde mir von jedem Laden bestätigt. Gerne hätte ich einen «Chüngel» von Langel in der Altstadt degustiert, doch zum Zeitpunkt des Tests waren noch keine Hasen erhältlich.
Mit einem Zucker-Schock, klebrig-brauner Tastatur, Karies und Lust auf etwas Salziges, schreibe ich diese Zeilen.

 


Progin

 

 

Mit einem rosa Blümchen zwischen den Beinen sitzt er da. Er ist ein Klassiker. Ich nenne ihn Max. Im Vergleich zu den anderen Hasen besteht Max aus eher heller Schokolade. In der Nase ein typischer, süsslicher Schokoladengeruch, Rahm und Vanille. Im Gaumen erneut Vanille, dazu Kaffee und leichte Honignoten. Schmilzt schnell im Mund. Strammer Max, toller Hase zu einem Top Preis.
Progin, Bahnhofstrasse 29, Biel
Preis: 9.90 Franken (100 g = 9.90)
Gewicht: 100 g

 


Mosimann’s Bäckerstübli
 


Sieht aus wie ein Gustav. Mit seiner breiten, grünen Schleife um den Hals und dem Grinsen im Gesicht. Bei der Testgruppe durchgefallen, aber bei mir ganze vorne. Bietet ein breites Spektrum an Aromen. Garantiert nicht 08:15. Riecht nach Espresso, Cassis, leichte Bitterkeit, fleischig, Zimtnoten, erdig, Gewürze, gut eingebundene, nicht dominierende Süsse. Wunderbare Bitterkeit im Abgang, leicht salzig. Bleibt lange im Mund. Ein Hase für Liebhaber von dunkler Schokolade. Gustav, I love you.
Mosimann’s Bäckerstübli, Obergasse 6, Biel
Preis: 11.80 Franken (100 g = 12.95)
Gewicht: 91 g

 


La Brioche
 


Mit 121 Gramm der schwerste Hase im Test. Mit seinen grossen Ohren, verziert mit dunkler und weisser Schoggi, erinnert die Häsin mich an eine Sabine. Sie riecht dezent und bricht mit einem schönen Knacken. Im Mund leichte Röstaromen, Milchkaffee und Karamell. Sabine ist eine solide, feine Häsin. Auf jeden Fall einen Halt wert in Orvin.
La Brioche, Route Principale 6, Orvin
Preis: 11.50 Franken (100 g = 9.50)
Gewicht: 121 g


Back-Caffee
 

 

Etwas verstört schaut er drein, (schielt er?) und sitzt vor einem Korb mit bunten Blumen. Ich nenne ihn Eugen. Von der Testesser-Gruppe sensationell bewertet, aber auch bei mir hat er gut abgeschnitten. Ein süsser Hase, mit Noten von Karamell und Marzipan. Auch Waldbeeren und Trockenfrüchte sind auszumachen. Im Gaumen fein herb, süss mit Aromen von Zimt und Nelken. Im Abgang zeigt sich Eugen, übrigens der billigste Hase im Test (pro 100 g), von der lieblichen Seite.
Back-Caffee, Marktgasse 16, Biel
Preis: 10.- Franken (100 g = 9.25)
Gewicht: 108 g
 


Schlossbeck
 


Mit einer orangen Schleife um den Hals, schön verziert mit weisser und dunkler Schokolade, steht er da: Franz. Er ist leicht parfümiert und riecht nach getrockneten Früchten, Vanille und Honig. Er schmilzt schnell im Mund, die Aromen von Honig, Milch, Karamell und Brot bleiben lange hängen. Franz ist weltmännisch, kultiviert und edel: vom Aussehen über den Geschmack bis zum Preis. Top.
Schlossbeck, Hauptstrasse 17, Nidau
Preis: 11.60 Franken (100 g = 12.50)
Gewicht: 93 g

 

Fazit

Schoggi ist nicht gleich Schoggi. Klar sind die Nuancen in einem solchen Test besser riech- und schmeckbar, als wenn sie mal für ihren «Hasen» einen Hasen kaufen und dann am Ohr knabbern. (Ob sie am zwei-oder vierbeinigen Hasen knabbern, spielt keine Rolle.)
Aber die schokoladen-süchtigen Aficionados unter euch bemerken wohl auch dann noch einen Unterschied.
Für mich ist Mosimann’s Langohr der Favorit. Ich bevorzuge dunkle Schokolade und spezielle Aromen. Doch die Geschmäcker sind so verschieden wie die Farben von Schweizer Sofas. Am besten essen sie sich mal quer durch das Seeländer Osterhasen-Sortiment und entscheiden selber. (Weight Watchers nimmt noch Kandidaten auf.)
Und sollte ihnen ein Hase mal nicht passen, sei es wegen des penetranten Grinsens oder des Geschmacks, können sie ihn immer noch zum nächsten Schokoladen-Dessert verarbeiten.
Ich wünsche ihnen viel Spass beim Degustieren.

 

*****************************

 

 


Info: Der Bieler Philippe Berthoud ist einer der wenigen Köche, die nicht in einem Restaurant oder Hotel tätig sind. Als selbstständiger Koch ist er vielseitig beschäftigt: Er schreibt Kochbücher, gibt Kochkurse und schreibt Rezepte für Firmen und Schulen. Zudem ist er als Autor für das BT-Magazin «Extra» tätig und hat eine eigene Kochsendung beim Regionalfernsehen «Telebielingue». Mehr Infos: www.philippeberthoud.com
In der Rubrik «Berthoud sucht» ist er für das BT alle vier Wochen als Testesser unterwegs. Der nächste Testbericht erscheint am 14. April.

 

Nachrichten zu Essen und Trinken »