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A Table

Der Natur verpflichtet

Das Hinweisschild am Strassenrand machte uns neugierig. Ein kulinarisches Feenland mitten im beschaulichen Val-de-Ruz? Die herumspazierenden Hühner, das Bio-Knospe-Logo auf dem stattlichen Haus und der Blick in den Hofladen zeigten, dass in der «Terre Ô Fées» Naturnähe und Umweltschutz grossgeschrieben werden.

Annelise Alder

Annelise Alder

Das gilt auch fürs Restaurant, wo es an diesem sonnigen Spätwinter-Sonntag noch zwei freie Plätze gab. Die pikant gewürzte Wildterrine, die mit saisonalen Gemüsegarnituren hübsch ausgarniert war, der dazu passende Neuchâtel non filtré und das Glas höchst aromatischer Apfel-Quitten-Saft machten Lust auf mehr.

Bio, lokal und saisonal. So lautet das Motto des 2013 von der Familie Comtesse gegründete Kfée Restaurant Terre Ô Fées in Engollon, einem kleinen Weiler im Neuenburger Jura. Das Motto wird konsequent umgesetzt, wie ein weiterer Besuch zeigte. Das beginnt beim selbst gemachten Brot, das in einem Brotkörbchen aus kompostierbarem Material serviert wird. Gemüse und Fleisch sind, wenn nicht in biologischer Qualität, so zumindest aus der nahen Region, ebenso der Wein. Der Viognier Grillette stammt aus dem neuenburgischen Cressier und gefällt in seiner Ausgewogenheit. Der Hausapéritif namens Elixkir, bestehend aus rotem Früchtelikör und Blanc Neuchâtel,l wird seinem verheissungsvollen Namen jedoch kaum gerecht. Bemerkenswert dafür, dass keine industriellen Süssgetränke serviert werden.

Fünf Vorspeisen und sieben Hauptgerichte, zwei davon vegetarisch: So präsentiert sich die kurz gehaltene Menükarte. Der Salade du chef erweist sich dabei als grosszügig portioniertes Frühlingsgrün. Hübsch kommt die Chèvre frais à la menthe mit Portulakschaum daher, die Minze aber ist kaum herauszuschmecken. Im Tartare von der Forelle mit confierten Tomaten, Basilikum und Pinienkernen sorgt die Zitrone für eine angenehme Säure.

Traditionelle Küche, kreativ umgesetzt: So lassen sich auch die Hauptgerichte umschreiben. Das gilt besonders für das Filet de boeuf poêlé in sehr milder Pinot noir-Sauce. Die dazu gereichte Rösti beziehungsweise die Pommes frites sind erfreulich knusprig. Schön fürs Auge und geschmacklich vielfältig auch das Gemüsebouqet bestehend aus Kürbisrondellen, gedünstetem Grünkohl, Champignons und Fenchel. Die Vegetarierin am Tisch erfreute sich an Galetten aus Lupinensamen, eine in der Deutschschweiz wenig bekannte Hülsenfrucht. Raffiniert auch die Reis-Hirse-Garnitur zu den perfekt gegarten, geschmacklich aber eher faden Forellenfilets auf beurre rouge au verjus. Der nicht allzu schwere, im Eichenfass gereifte Pinot noir von Kuntzer in St. Blaise bildete eine passende Begleitung.

Die sehr zurückhaltend gesalzenen Gerichte und die nicht übermässig grossen Portionen liessen Platz für Desserts und Käse. Am lokalen Jura-, Blauschimmel- und Ziegenfrischkäse gab es nichts auszusetzen. Stehen liessen wir dagegen die dazu gereichten sehr sauer eingelegten Zwiebeln. Eine Augen- und Gaumenweide dann das «Hausdessert», die Mille-feuilles mit leicht gesalzener Karamellsauce und karamellisierten Haselnüssen, luftig-leicht die Panna cotta aus Mandelmilch, sparsam gesüsst das dazu gereichte, leider wenig aromatische Waldfruchtkompott, tadellos dagegen das Schokoladen- und Rhabarbereis.

Die hochgesteckten Erwartungen wurden nicht restlos erfüllt. Das betraf auch den wenig motivierten Service. Aufgrund der entspannten Atmosphäre wird es uns dennoch wieder ins Feenland ziehen. Das nächste Mal im Sommer nach einer Velofahrt durch die schöne Gegend und zu einer Kugel Glacé aus Absinthe auf der Terrasse.

aalder@bielertagblatt.ch

Info: «Terre Ô Fées», Rue de l’Eglise 4, Engollon, Tel: 032 852 04 93, www.terreofees.ch. Öffnungszeiten: Do bis So, 8.30 Uhr bis 23 Uhr bzw. 17 Uhr (So).

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«Terre Ô Fées»
- Preis: Vorspeisen zwischen 12 und
19 Fr., Hauptgerichte zwischen 28 und
54 Fr., Donnerstag- und Freitagmittag ein Menu für 20 Fr., viergängiges Ostermenu zu 72 Fr. (Karfreitag bis Ostersonntag).
- Aufgefallen: Eine Übernachtung
für zwei Personen kostet 140 Fr. Hofladen (Dinkel- und Buchweizenmehl, hausgemachte getrocknete Teigwaren und vieles mehr). aa

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